Nathaniel spürte den Schmerz in seinen Arm und wollte ihn weg ziehen, doch er bewegte sich nicht. Er war gefesselt und ein quälender Schmerz pulsierte immer wieder durch seinen Körper.
"Konzentrier dich endlich! Du musst abschalten!", hörte er seinen Vater sagen, doch er sah nur Jacks widerwärtiges Grinsen.
"Ich kann nicht. Jetzt hört auf!", presste er zwischen den Zähnen hervor, während Jack erneut in seinen Arm schnitt.Mit einem erstickten Schrei wachte er auf. Verflucht, auf die Erinnerung hätte er verzichten können. Abhärtung gegen Folter war gar nicht lustig. Er schob seinen Ärmel hoch und entdeckte die fast verschwundenen Narben. Er hoffte so sehr, dass Avina diese Qualen gerade nicht erleiden musste.
Seufzend schob er seinen Ärmel zurück und stand auf. Er würde sich heimlich davon machen.
So war zumindest der Plan, doch leider hatte sein leiser Schrei Selina und Will geweckt. Er hatte es gar nicht bemerkt, bis er zum Ausgang gekrochen war und Selina rief:
"Wo willst du hin?"
Diese verfluchte Gestaltwandlerin.
"Du wolltest dich alleine weg schleichen. Vergiss es, ich komme mit."
"Ich auch.", sagte Will und Nathaniel seufzte.
"Du kannst nicht. Ohne Chris haben sie keinen Anführer. Du bist der Prinz. Es wird von dir erwartet, dass du die Truppen anführst."
William hasste ihn dafür, dass er Recht hatte.
"Dann nimm zumindest Selina mit!"
Nathaniel setze zu einer Antwort an, doch Selina kam ihm zuvor und grinste.
"Ich lasse ihm gar keine Wahl und Amber nehmen wir auch mit."
Nathaniel seufzte. So hatte er das nicht geplant. Allerdings wusste er auch, dass die beiden ihn so oder so verfolgen würden, da konnte er sie auch gleich mitnehmen.
"Na schön, aber beeilt euch.", knurrte er
Er kroch aus dem Zelt und Selina hinterher. Amber schlief in Wolfgestalt davor. Sie war wirklich ein Naturmensch.
Selina weckte die jüngere Wölfin und nahm selbst Wolfgestalt an.
Auch Will streckte den Kopf aus dem Zelt und sagte zu Nathaniel:
"Nimm Kassiopeia, er ist das schnellste Pferd hier."
Nathaniel nickte dankend und lief zu den Pferden, während Selina Amber alles erklärte.
Als er dann samt Pferd zurück kam, liefen sie zusammen los.Sie hatte Will gebeten auf Raphael aufzupassen, damit dem Jungen nichts geschah. Er schlief in dieser Nacht bei Flo und dessen Schwester, so konnte er ihre überstürzte Abreise nicht bemerken. Es fiel Selina schwer ihn hierzulassen, doch sie hatten keine andere Möglichkeit. Er hätte sie nur behindert. Amber hatte schnell einen Teil ihres großen Rudels involviert, damit sie mit ihnen ziehen konnten, der Rest sollte das Lager beschützen.
Ungefähr zehn junge, gesunde, starke Wölfe folgten ihnen. Sie liefen neben Kassiopeia, der inzwischen von Nathaniel zum Galopp getrieben wurde. Sie wusste, welche Befürchtungen er hatte. Sie hatte sie auch, aber sie würden trotzdem erst in zwei oder drei Tagen ankommen, wenn sie dieses Tempo beibehielten und zwischendurch nur kleine Pausen machen würden. Aber der Hengst würden die Ausdauer dafür nicht haben, also würden sie erst in vier Tagen dort sein. Das größte Hindernis war dieser Nebel. Dämonen würden sich darin tummeln, wie Fliegen auf einem Kadaver. Diese Vorstellung jagte ihr Angst ein. Aber es nützte nichts. Sie mussten Avina da rausholen.
Die Sonne war inzwischen aufgegangen und zog ihre Bahn. Am Abend mussten die beiden Wölfinnen Nathaniel dazu überreden, eine Schlafpause einzulegen. Irgendwann gab er sich geschlagen und holte eine Decke aus der Satteltasche. Er breitete sie auf dem Boden aus und legte sich darauf.
"Amber, du übernimmst die zweite Wache. Ich übernehme die erste und besorge uns noch schnell einen kleinen Mitternachtssnack.", bestimmte Selina und Amber nickte. Nathaniel hatte sich inzwischen in die Decke eingewickelt und schlief. Amber legte sich ein Stückchen von ihm entfernt nieder. Selina schlich in den Wald und überließ ihren Wölfen für kurze Zeit die Verantwortung.
Alles was sie fand, war ein junger Rehbock, der ziemlich fett aussah. Um diese Jahrestzeit standen sie noch gut im Futter,aber sobald die Brunft begann, konnte man beobachten, wie sie immer weniger wurden. Doch das war ihr egal. Fressen blieb Fressen. Egal zu welcher Jahreszeit. Sie tötete ihn rasch und zog ihn in ihr jetziges Lager. Es war schwierig und dauerte länger, als sie erwartet hatte.
Schließlich hatte sie es geschafft, fraß sich satt und ließ dann ihre Wölfe fressen. Selbst sie schafften es nicht, den Rehbock aufzufressen. Also blieb noch genug für Amber und ein Frühstück übrig. Sie hielt sich den Rest ihrer Schicht wach und weckte dann Amber auf, damit sie fressen und sie ablösen konnte. Sie rollte sich an Nathaniels Rücken zusammen und ließ ihre Augen zufallen. Nur Sekunden später war sie eingeschlafen.Amber hatte sich gerade satt gefressen, als sie eine Bewegung im Gebüsch wahrnahm, auch die anderen Wölfe starrten auf den Punkt, wo sich das Gebüsch zuletzt bewegt hatte. Es war ein paar Meter vom Lager entfernt, und doch zu nah falls jemand mit bösen Absichten darin versteckt hielt. Langsam traten sie näher an das Gebüsch heran. Urplötzlich griffen sie an und zogen einen Mann aus dem Gebüsch. Er wehrte sich nicht. Er ließ sich einfach aus dem Gebüsch ziehen, denn solange er sich nicht wehrte, knurrten die Wölfe auch nicht und somit bestand keine Gefahr von Selina oder Nathaniel, die immernoch schliefen. Er lag auf der Seite und hielt das Gesicht, das von einer Kaputze bedeckt war, auf den Boden gerichtet. Die Wölfe standen im Kreis um ihn herum und hielten ihn somit in dieser Position fest. Amber trat näher.
"Wer bist du?", fragte sie mit leiser aber fester Stimme.
"Ein Freund, der helfen möchte."
"Wenn du ein Freund wärst, würdest du mir deinen Namen sagen." Sie kannte ihn schon. Das war der Mann, dem sie im Wald kurz nach dem Tristans Tod begegnet war.
"Ich werde dir meinen Namen nicht geben."
"Du bist mutig, dass du das sagst, während du von Wölfen umgeben bist, die nur darauf warten, dass ich ihnen den Befehl zum Töten gebe."
"Sollte das ein Kompliment sein? Wenn ja, dann bist du nicht sehr gut darin, Leuten zu schmeicheln."
"Ich will dir nicht schmeicheln. Ich will deinen Namen wissen und zwar den Richtigen und keinen Erfundenen."
Er brummte etwas Unverständliches.
"Wie bitte?"
Er brummte wieder.
"Tut mir leid, könntest du das nochmal wiederholen? Ich habe es nicht verstanden."
Er knurrte.
"Kyle. Mein Name ist Kyle und wenn du den den beiden da hinten verrätst, bin ich sowas von dran. Ich will euch helfen eure Freundin zu befreien. Ich weiß wie man durch den Nebel kommt."
Etwas in ihr schrie, Selina und Nathaniel aufzuwecken und den Typen zu verraten, aber sie hielt inne. Die Sache mit dem Nebel klang einleuchtend. Selina hatte ihnen vorhin ihre Befürchtung erzählt, dass es da drin von Dämonen nur so wimmeln würde. Sie befahl den Wölfen von ihm zurück zu gehen und das taten sie auch. Er stand auf und streckte sich. Sie sah viele Waffen an seiner Kleidung und viele davon waren versteckt. Mehrere Dolche und Messer hingen an seinem Gürtel. An der Seite hing ein langes Schwert, welches mit einem Edelstein besetzt war. Interessiert starrte sie darauf, wandte aber schnell den Blick ab, als er ihren Blick bemerkte.
"Ich werde euch folgen und mich möglichst im Schatten halten, damit sie mich nicht bemerken." Damit verschwand er wieder im Gebüsch. Eine Weile starrte sie noch auf die Stelle an der er verschwunden war, aber dann drehte sie sich um und ging zurück zu den anderen. Die restliche Nacht verlief ereignislos. Als die Sonne dann aufging und die beiden aufwachten, aßen sie schnell etwas und zogen weiter.
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Larwenia 4 - Son Of Fear And Elements
FantasyAvina, Selina, Nathaniel und William machen sich auf den Weg, um mit dem König von Sondra zu verhandeln. Dabei werden sie jedoch von Darons persönlicher Attentätertruppe verfolgt, die eine Vergangenheit mit Nathaniel zu haben scheinen. Aber sie hab...