5.Kapitel. Auf dem Weg nach Castrela

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Nathaniel und Will hatten schon einen guten Vorsprung. Sie würden trotzdem noch den ganzen Tag brauchen, um die Hälfte der Strecke hinter sich zu lassen. Und auch nur die bis zum Fluß. Dann waren sie immer noch auf der falschen Seite. Doch um diese Probleme würden sie sich später kümmern.
Jetzt war erstmal Mittag und sie befanden sich immer noch im dichten Nadelwald.
"Also schon eine bessere Idee, wie du diesen König überzeugen kannst?", fragte Nathaniel und William schüttelte den Kopf.
Damit trat wieder die große Stille ein.
Ohne die beiden Mädchen hatten sie nicht viel zu quatschen und Nathaniels Gedanken waren sowieso ganz woanders.
"Will..." setzte er irgendwann an doch wusste nicht recht, wie er weiter machen soll.
"Ja?", fragte dieser aber und Nathaniel rang sich doch dazu durch.
"Du sagtest, du kannst dich noch in einen Raben verwandeln..."
William nickte und Nathaniel fragte: "Kannst du von oben Ausschau halten?"
"Klar, kein Problem", Will schmunzelte.
"Hast du dich nicht getraut, das zu fragen?"
"Naja, Daron hat dich damals verwandelt. Ich wusste nicht, ob es dir etwas ausmacht diese Form anzunehmen, weil es Erinnerungen weckt."
Jetzt kam er sich deshalb etwas blöd vor. Vielleicht störte ihn im Moment nur seine eigenen Erinnerungen.
"Nein es ist doch ganz okay, ich meine, ich bin jetzt praktisch ein Gestaltwandler", grinste Will und zog sein Shirt aus, damit er anschließend nicht darunter hervorkriechen musste.
Die restlichen Sachen behielt er an. Im Gegensatz zu Selina musste er sie nicht vorher ausziehen, da er kleiner wurde und nicht größer.
Er schloss die Augen und begann sich zu verwandeln. Als er dann das Kribbeln in seinen Armen spürte öffnete er sie und sah wie seine Haut zuerst schwarz wurde und dann aus ihr Federn wuchsen. Mit ein paar kräftigen Flügelschlägen flog er davon und sah sich um.
Bis auf Tannenwipfel und ein paar Vögel konnte er nichts entdecken.
Er wendete geschickt und wollte zurück zu Nathaniel, als einer dieser Vögel auf ihn zu kam. Zuerst fand Will ihn gar nicht so groß, doch als er immer näher kam, wurde ihm seine Täuschung bewusst. Er war riesig und es war nicht mal ein Vogel.
Es war ein Dämon.
Will war als Rabe vielleicht 60 Zentimeter groß, mit einer Flügelspannweite von knapp 120 Zentimetern. Ein Falke war eigentlich gleich groß, doch der der auf ihn zukam, war pechschwarz und doppelt so groß. Am markantesten waren jedoch seine roten Augen. Es war ein Dämon und er hatte sich offensichtlich Will als Beute ausgesucht.
Mit einen Schrei stürzte er sich auf ihn und Will schaffte es nur auszuweichen, weil er sich wie ein Stein fallen ließ.
Dummerweise war ein Falke im Sturzflug viel schneller, als ein Rabe und er hatte ihn schon bald in seinen Krallen. Er drückte ihn zu Boden und versuchte ihm in die Kehle oder die Augen zu hacken. William versuchte sich mit Flügelschlägen zu wehren, als ihm plötzlich einfiel, dass er einen entscheidenen Vorteil hatte. Er schaffte es, sich zurück in einen Menschen zu verwandeln und schlug den Dämon von sich. Er ergriff überrascht die Flucht und Nathaniel kam mit seiner Kleidung angerannt. "Schnell! Zieh dich an! Wir müssen weg."
William zog sich schnell die Hose an und rannte mit ihm los. Im Laufen zog er sich noch ein Shirt über und sah kurz nach hinten. Der Dämon flog über ihnen und schrie ständig, wie um ihren Verfolgern ihren Standort zu verraten.
"Denkst du, wir schaffen das?"
Nathaniel sah ihn kurz ernst an. "Nein, auf keinen Fall. Sie sind zu nah, wenn sie wollen, kriegen sie uns."
"Danke für die Ehrlichkeit", schnaubte Will und schob immer wieder Äste aus dem Weg. Er sprang über einen Baumstamm, eh er fragte: "Wenn wir ihnen nicht entkommen, kannst du sie auschalten? Oder werden sie uns töten?"
"Das ist die Frage", antwortete Nathaniel und in den Moment wurde hinter ihm Gebrüll laut. Die beiden mussten sich nicht umdrehen, um zu wissen, dass es noch mehr Dämonen waren. William tat es dennoch und sollte es bitter bereuen. Er stolperte über einen Ast am Boden und landete im Dreck.
"Verdammt." Fluchend machte Nathaniel kehrt und zog ihn hoch. Da waren sie auch schon von Dämonen umzingelt und auf einem saß sie.

"Rose."
"Nathaniel." Sie stieg vom Rücken ihres Dämons. Ein anderer trat zwischen zweien hervor.
"Kyle."
"Nathaniel, Nathaniel, ich bin wirklich enttäuscht", sagte er und Nathaniel rollte mit den Augen, während er die Arme hinter seinem Rücken ließ.
"Spar dir deine Theatralik, oder bist du Daron nun schon so ähnlich."
"Das gerade du das anprangerst ist ja wohl lächerlich", meinte Kyle und Nathaniel konterte:
"Tut das hier etwas zur Sache? Ihr sollt mich doch sicher töten. Aber das müsst ihr nicht. Lasst euch doch nicht weiter benutzen!"
"Ich verschwende meine Zeit nicht mit dummen Gerede", rief Kyle und zog sein Schwert.
Nathaniel nahm seine Hände hinter dem Rücken hervor und warf blitzschnell einen Feuerball auf ihn.
Kyle wich aus und griff mit dem Schwert an.
William ging dazwischen und Nathaniel sah geschockt wie ihre Schwerter aufeinander krachten. Hatte der sie noch alle!?
Leider konnte er sich mit dieser Frage nicht lange beschäftigen, denn ein Dämon riss ihn zu Boden.
Nathaniel wälzte sich herum und stieß ihn von sich, doch die Welt drehte sich noch einen Moment und plötzlich spürte er etwas auf seiner Brust.
Rose drückte ihren Absatz auf Nathaniels Brust und hielt ihm die Klinge ihres Schwertes an den Hals. Er wand den Kopf und die Zähne des Panthers berührten die Haut an Williams Hals. Nathaniel fluchte innerlich und Rose sah Nathaniel kalt an.
"Eine falsche Bewegung und er ist tot, genau wie du."
"Du willst mich nicht töten", behauptete Nathaniel und Rose brüllte schon fast.
"Oh doch. Du weißt gar nicht wie sehr! Du bist einer von uns und hast dich gegen uns verschworen."
Nathaniel lächelte traurig.
"Rose, ich habe mich nicht gegen euch gestellt, sondern lediglich gegen meinen Vater. Bist du so blind oder willst du es nicht sehen? Er benutzt euch, wie er mich benutzt hat. Wir sind nur Schachfiguren auf seinem Spielbrett."
"Und was ist mit dieser Prinzessin?!?" Sie spuckte ihm die Worte regelrecht entgegen und nun wusste er, worum es ihr wirklich ging.
"Rosie."
"Oh nein, komm mir jetzt nicht mit Rosie!", brüllte sie ihn an.
"Du mieser kleiner Verräter. Du kennst meine Gefühle und ich dachte du empfindest genau so!"
"Mag sein, dass ich das mal geglaubt habe, aber ich hab mich geirrt. Ich wusste gar nicht wirklich was Liebe ist."
"Und sowas sagst du mir ins Gesicht!", schrie sie und ihre Stimme hallte zwischen den Bäumen.

Larwenia 4 - Son Of Fear And ElementsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt