Als das nächste Mal Schritte zu hören waren, lehnte Chris sich an die Tür und wartete bis der Wärter kam. Er grinste ihn an und der Wärter fragte: "Was guckst du so? Ist dir das Grinsen noch nicht vergangen? Vielleicht sollte ich mal Jack holen."
"Das wird nur nichts bringen."
"Ach und wieso nicht?"
"Weil sie schon weg ist.", erklärte er und der Wärter starrte ihn einen Moment fragend an, eh er sich umdrehte und durch den Schlitz in Avinas Zellentür starrte. Er konnte sie nirgendwo entdecken und schloss panisch auf. Daron würde ihm den Kopf abreißen.
Schnell lief er in die Zelle hinein.
Avina hielt die Luft an. Sie hatte sich in die Ecke neben der Tür gedrückt und war geradeso im toten Winkel des Wärters.
Als der dann die Tür aufgeschlossen hatte, schlich sie sofort dahinter und packte den Stein in ihrer Hand fester.
Der Wärter stürmte an der Tür vorbei und Avina schlug ihm den Stein auf den Hinterkopf. Er fiel sofort zu Boden und sie wollte lieber nicht nachsehen, ob er tot oder bewusstlos war.
Sie hörte Chris pfeifen.
"Ich habe noch nie eine Prinzessin gesehen, die jemanden den Schädel einschlägt."
Avina kniete sich runter und begann den Wärter zu durchsuchen.
"Tja, ich war noch nie besonders damenhaft."
"Was machst du denn?"
"Dumme Frage, ich suche den Schlüssel und eine Waffe."
"Lass den Quatsch und mach, dass du weg kommst!", zischte er.
Avina funkelte ihn böse an.
"Ich lasse dich sicher nicht hier."
"Oh doch, das wirst du!", sagte er und sie wollte wiedersprechen, als er sie unterbrach.
"Eine Prinzessin ist wichtiger, als ein Rebellenführer."
Avina seufzte und schnappte sich den Dolch des Wärters.
"Ich komme wieder, mit Verstärkung."
Er nickte.
"Jaja, jetzt mach dich aus dem Staub!" und Avina gehorchte ausnahmsweise.Sie lief den Gang entlang und die Treppe nach oben.
Dummerweise führte der Weg aus dem Kerker direkt durch die Wachstube. Vorsichtig spähte sie durchs Schlüsselloch und hatte Glück, der Raum war leer. Vermutlich waren gerade alle beim Essen, bis auf den einen der nun in ihrer Zelle lag.
Sie rannte weiter und landete direkt auf der Mauer. Dummerweise konnte sie auch hier nicht springen und musste zur Treppe laufen.
Es war ein Wunder, dass sie noch niemand gesehen hatte. Wie kam sie nun raus? Durchs Tor konnte sie nicht. Der Geheimgang war ohne Magie auch keine Option, aber es musste noch etwas geben.
Natürlich, der Brunnen. Er lag direkt über einem kleinen unterirdischen See und wenn der zu voll lief, speiste er einen Wasserfall der in den See unterhalb vom Schloss lief.
Meistens passierte das nur im Frühling, wenn der Schnee schmolz. Jetzt müsste sie einfach durch ein Loch heraus klettern.
Schnell lief sie darauf zu und plötzlich schrie jemand.
"Halt! Stehen bleiben!"
Sie dachte gar nicht daran und sprang in den Brunnen.
Mit den Händen packte sie das Seil und landete mit einen Fuß im Eimer. Dann ging es rasant nach unten.
Avina hielt sich schreiend am Seil fest, obwohl das nicht viel brachte und landete schließlich mit dem Eimer im kalten Wasser.
Zum Glück war es so tief, dass es ihren Sturz anfing. Keuchend tauchte sie auf und versuchte sich im Dunkeln zu orientieren.
Sie entdeckte ein Licht und schwamm darauf zu, doch dann wurde ihre Hoffnung vernichtet. Der Ausgang war vergittert.
"Nein! Nein! Nein!"
Verzweifelt zog sie an den Gittern doch keiner der Metalstäbe rührte sich auch nur und sie hörte es mehrmals Platschen.
Hinter ihr waren drei Wachen ins Wasser gesprungen, die nun auf sie zugeschwommen kamen.
Dann erreichten sie den Punkt an dem man stehen konnte und Avina nahm Kampfposition ein. Sie griff an und schubste eine der Wachen zurück ins Tiefe Wasser und versuchte der anderen ihr Messer in den Bauch zu rammen, doch ihr Arm wurde von hinten gepackt und so fest zugedrückt, bis sie das Messer fallen ließ. Es versank in der Dunkelheit, doch Avina wehrte sich weiter heftig, bis sie mit dem Kopf unter Wasser gedrückt wurde. Erst zappelte sie herum und versuchte sich dem Griff der Wachen zu entreißen, doch dann ging ihr langsam die Luft und die Kraft aus. Noch immer ließen die Wachen sie nicht auftauchen und Avinas Lunge brannte. Sie konnte nicht mehr und hatte das Gefühl zu ertrinken.
Endlich wurde sie hoch gezogen und hustete nach Atem ringend.
Je eine Wache hielt ihren Arm gepackt und die dritte befahl:
"Jetzt keine Mätzchen mehr, verstanden?"
Avina nickte. Was hatte sie auch für eine Wahl? Sie wäre hier unten sowieso gefangen. Darum schwamm sie widerstandslos zurück zum Seil und ließ sich hochziehen.
Oben warteten ebenfalls drei Wachen. Zwei nahmen sie wieder an den Armen und führten sie ins Schloß. Jedoch nicht in den Kerker, sondern in den Wohnteil. Um genau zu sein Richtung Speisesaal. Die Tür wurde geöffnet und Daron saß dort am Tisch. Mit Antonia!
Selina hatte also recht.
"Entschuldigt die Störung, Eure Hoheiten, aber die Gefangene wollte fliehen.", erklärte eine der Wachen und Daron stand auf.
"Also wirklich Avina. Du solltest meine Gastfreundschaft mehr zu schätzen wissen."
Er sah sie an, als würde er ein kleines Kind schimpfen.
"Von wegen Gastfreundschaft." fauchte Avina und er seufzte.
"Du setzt meinem Sohn lauter Flausen in den Kopf, versuchst zu fliehen und nun tropfst du auch noch meinen Boden nass und trotzdem hab ich Jack befohlen, dich in Ruhe zu lassen. Du solltest mir dankbar sein."
"Dankbar, dass du mich als Köder benutzt? Vergiss es!"
"Du bist wirklich arrogant.", mischte sich Antonia ein und Avina schluckte ihren Kommentar hinunter.
"Sperrt sie in den Turm! Da kann sie nicht abhauen.", befahl Daron und Avina wurde weggebracht.
Die Wachen führten sie hoch in den Turm und schlossen sie ein. Es war hier totenstill, bis auf einen Raben der hier drin sein Nest zu haben schien. Kein Wunder, es gab große Fenster. Hier konnte ja auch keiner einfach nach unten springen. Außerdem gab es hier einen Schlitz durch den das Essen geschoben werden konnte, also hatte sie ihre Chance auf Flucht verspielt.
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Larwenia 4 - Son Of Fear And Elements
FantasíaAvina, Selina, Nathaniel und William machen sich auf den Weg, um mit dem König von Sondra zu verhandeln. Dabei werden sie jedoch von Darons persönlicher Attentätertruppe verfolgt, die eine Vergangenheit mit Nathaniel zu haben scheinen. Aber sie hab...