Logan nickte und die nun insgesamt neunzehnköpfige Gruppe begab sich zusammen in den Innenhof. Ein Gebäude, das sich lange an der Mauer entlang zog, war der riesiger Pferdestall. Sie verschwanden allesamt darin und holten Pferde heraus. Zwanzig gesattelt zum Reiten und zwei mit Gepäck beladen.
William streichelte über die Mähne eines weißen Pferdes, als jemand weiteres aus dem Stall kam. Ein Mädchen mit langen roten Haar auf einen schwarzen Pferd und in einen genau so schwarzen Umhang gehüllt. "Wer ist das?", fragte Will einfach in die Menge und Kasim verfolgte seinen Blick.
"Ach da hat Robin gesteckt."
Auch Nathaniel bemerkte sie nun und sog scharf die Luft ein.
"Eine Schwarzmagierin."
Damian sah ihn überrascht an. "Woher weißt du das?"
Nathaniel warf ihn einen viel sagenden Blick zu und er fragte nicht weiter, obwohl ihm die Antwort wohl bewußt war. Aber Nathaniel fragte. "Was macht sie hier? Ich hab noch nie von Schwarzmagiern so weit von Xadrien entfernt gehört."
"Hm ich weiß nicht", antwortete Damian.
"Sie ist recht geheimnisvoll, nicht so geheimnisvoll wie Snake ab.."
"Musst du mich da wieder mit rein ziehen?!"
Wurden die beiden unterbrochen und Nathaniel hatte kein Interesse die Diskussion der beiden Männer zu verfolgen. Es war ihm auch herzlichst egal, warum der Typ seinen Namen geheim hielt, vielleicht gefiel er ihm einfach nicht. Aber eine Schwarzmagiern, das beunruhigte ihn.
"Aufsetzten! Wir reiten los!", schallte eine Stimme über den Hof und auch die beiden Streitenden setzten sich lieber in ihren Sattel. Zusammen trabten sie los.Selina trieb ihr Pferd an, etwas schneller zu laufen, um Will einzuholen.
"Ich wette, du bist froh von ihm weg zu kommen.", sagte er leise.
Sie nickte, ging aber nicht weiter darauf ein. Sie ließ ihren Blick schweifen und entdeckte Grim, der sie anstarrte. Sie funkelte ihn böse an. Er grinste und lenkte sein Pferd auf sie zu.
"Hallöchen Hündchen."
"Hallöchen Mietze.", konterte sie leicht gereizt.
"Woher wisst ihr, was der jeweils andere ist? Woran erkennt ihr das, wenn ihr in menschlicher Gestalt seid?", fragte Will.
"Am Geruch.", sagten Selina und Grim gleichzeitig.
"Und wonach riecht das?"
"Er stinkt nach Kater.", antwortete sie sofort.
"Sie riecht nach nassem Hund."
"Tue ich nicht.", knurrte sie und zeigte ihm ihre Reißzähne.
"Na na, wirst du etwa bissig? Muss ich dir einen ledernen Maulkorb anlegen?"
"Ein Maulkorb hält mich auch nicht davon ab, dich zu zerfleischen."
"Drohst du mir etwa, Schätzchen?"
"Nenn mich noch einmal Schätzchen und du bereust es!"
"Was willst du schon groß anrichten? Schätzchen.", das letzte Wort betonte er mit Nachdruck. Kurz darauf bekam er auch schon eine Faust ins Gesicht.
Er sah sie erschrocken an, doch dann lächelte er fies.
"War das schon alles Hündchen?"
"Nein, aber wir können das gerne noch austragen.", sagte sie, als sie auf einer freien Fläche ankamen. Sie würden einen Umweg zurück nach Nordel nehmen, daher sind sie östlich aus der Stadt rausgeritten und würden dann eine Furt suchen um den Fluss zu überqueren.
"Selina, lass dich nicht von ihm reizen.", warnte Avina hinter ihr. Aber sie ignorierte sie und gab William die Zügel ihres Pferdes. Auch Grim gab seine Zügel ab.
"Wir machen jetzt eine kurze Pause um etwas zu essen.", sagte Laniel und Selina sprang vom Pferd und rannte in eine nahegelegene Baumgruppe. Schnell zog sie ihre Kleidung aus, versteckte sie und verwandelte sich.
Grim hatte in der Zeit das gleiche getan. Er war ein jetzt großer weißer Tiger mit leuchtenden eisblauen Augen. Er grinste sie an und ließ seinen Schwanz erwartungsvoll hin und her peitschen. Sie knurrte und baute sich vor ihm auf.
"Könnt ihr zwei das nicht lassen?", fragte Braniel.
"Nein", bellte Selina und gleichzeitig fauchte Grim das gleiche Wort.
Sie ging zum Angriff über.Nathaniel schüttelte den Kopf.
"Willst du nichts dagegen unternehmen?"
"Wieso sollte ich sie von etwas abhalten, das ihr offensichtlich Spaß macht und außerdem. Warum, um Himmels Willen, sollte ich mich zwischen zwei balgende Raubtiere werfen?"
"Da ist was dran. Aber hast du keine Angst, dass sie sich verletzt?"
"Wieso sollte ich? Alle Verletzungen die sie sich jetzt zufügt, sind in ein paar Stunden sowieso wieder weg."
"Du machst mich wahnsinnig, William."
"Ich weiß und es macht mir irgendwie Spaß.", lachte er.
"Und am Besten lässt du es auch sein, Braniel. Es hat keinen Zweck die beiden von einander zu lösen, ohne selbst ein paar Körperteile zu verlieren.", fügte er hinzu.
Amber starrte ihn an.
"Was ist denn?", fragte er die junge Wölfin freundlich. Sie hatte sich ebenfalls verwandelt.
"Jetzt weiß ich, was sie an dir findet.", antwortete sie bloß und ging davon.
"Selina, wenn du auch jagen willst, dann komm mit!", schrie Amber zwischen das Gebrülle und Geknurre der beiden kämpfenden Gestaltwandler.
Blitzschnell ließ sie von dem brüllenden Tiger ab, den sie kurzzeitig am Boden halten konnte und lief Amber hinterher.
Kurz bevor sie im Wald verschwand drehte sie sich nochmal um.
"Wenn wir zu lange brauchen, reitet ihr weiter, wir finden euch dann schon.", rief sie und lief in den Wald hinein als sie sah, dass Grim auf sie zu rannte.Die beiden Wölfinnen brauchten eine Weile, um etwas Fressbares zu finden, aber schließlich hatten sie doch ein junges Reh fangen können. Sie wollte gerade zum Fressen ansetzen, als Grim auf sie zu kam. Er starrte gierig auf den Kadaver. Sie wusste was er wollte, doch so einfach würde er ihr Essen nicht bekommen. Wenn er anfing zu fressen, blieb am Ende nichts mehr für sie und Amber übrig. Knurrend trat sie vor den Kadaver. Jetzt sah er nicht mehr auf das Reh hinab, sondern zu ihr. Er knurrte und fletschte die Zähne.
"Geh weg und jage dir dein eigenes Reh."
"Ich will aber das."
"Vergiss es!"
"Dann werde ich es mir eben holen."
"Versuchs doch!", rief Amber.
"Amber, halt dich da raus! Jetzt geht es hier um Futter, nicht mehr ums Kräftemessen."
Die junge Wölfin zog sich zurück.
Grim kam näher. Sie knurrte bedrohlicher.
Er versuchte erst ohne Gewalt an ihr vorbei zu kommen, aber sie griff ihn an, als er gerade an ihr vorbeilaufen wollte. Blitzschnell versenkte sie ihre Zähne in seiner Schulter und wich mit ihrem restlichen Körper zurück, um ihm nicht zu viel Angriffsfläche zu bieten. Er versuchte, sie abzuschütteln doch sie hatte sich festgebissen. Er versuchte sie zu kratzen und ihr seine Schulter zu entreißen, brachte sich damit aus dem Gleichgewicht. Geschickt warf sie ihn auf die Seite, bevor ersich fangen konnte und setzte ihre Zähne nun an seiner Kehle an. Sofort wurde sein gesamter Körper ganz ruhig.
"Lass uns essen. Vielleicht lassen wir dir etwas übrig." Er nickte vorsichtig mit seinem großen Schädel und sie wandte sich ab. Nachdem der halbe Kadaver weg und die beiden Mädchen kurz davor waren zu platzen, ließen sie Grim an das Reh. Er fraß, während sie sich ins Gras legten und sich entspannten.
Als er dann fertig war, standen die beiden auf und zusammen gingen sie zurück zu den anderen. Sie hatten bis jetzt Pause gemacht und sich ein wenig entspannt. Selina ging zu der Baumgruppe und verwandelte sich schnell. Mit der Kleidung am Körper ging sie zu Will, der sich gerade mit Avina, Nathaniel und Laniel unterhielt. Sie stellte sich neben ihn und er legte einen Arm um ihre Taille.
"Satt?", fragte er.
"Jup, es dauerte ein wenig, bis wir in diesem Wald überhaupt etwas gefunden hatten, dann gab es kurz noch eine Reiberei mit Grim, aber das hat sich ziemlich schnell geklärt."
"Habt ihr euch wieder gebissen?", fragte Nathaniel und sie fixierte ihn mit kalten Blicken.
"Tut mir leid, das ist mir rausgerutscht."
"Könnt ihr es nicht einfach ruhen lassen?", fragte Avina etwas genervt.
"Nicht wenn er ständig darauf herumreitet, wie gewalttätig ich doch bin.", knurrte sie leise.
Will küsste sanft ihre Schläfe und zog sie enger an sich. Sie lächelte und schmiegte sich an ihn.
"Wann brechen wir wieder auf?", fragte Will Laniel.
Der Elf schaute kurz auf die beiden, bevor er antwortete.
"Ich würde sagen, so langsam könnten wir einpacken."
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Larwenia 4 - Son Of Fear And Elements
FantasiaAvina, Selina, Nathaniel und William machen sich auf den Weg, um mit dem König von Sondra zu verhandeln. Dabei werden sie jedoch von Darons persönlicher Attentätertruppe verfolgt, die eine Vergangenheit mit Nathaniel zu haben scheinen. Aber sie hab...