Nahel schnappte sich einen Eimer und ging aus Angeni Sinopas Zelt. Die Fuchsgestaltwandlerin hatte ihn zusätzlich zu seinen Aufgaben als Wächter beauftragt, Wasser holen zu gehen. Sie waren nach Westen gezogen, weil es in dem Gebiet in dem sie vorher waren, kein Wild mehr gab, das sie jagen und essen konnten.
"Warte Nahel, ich komme mit.", sagte Angeni. Die Füchsin mit ihren ganzen Ringen und Perlen stand auf. Sie hatte in dieser Tiergestalt die Größe eines nomalen Wolfes, war aber irgendwie schöner als diese Jäger, fand er.
Gemeinsam gingen sie hinunter zum Fluss. Kaum wollte er das schlammige Ufer hinunterklettern, sah er etwas helles, das nich weit von ihm entfernt lag.
"Angeni, sieh mal!"
Er deutete auf das helle. Beim genaueren Hinsehen, erkannte er es als Mädchen. Ein junges Mädchen mit sehr hellblonden Haaren. Nackt und schlammbeschmutzt lag sie dort. Sie bewegte sich nicht.
"Warte hier! Ich sehe mir das genauer an.", sagte Angeni.Vorsichtig ging sie auf das Mädchen zu, bereit zurückzuweichen, falls etwas nicht stimmen sollte. Sie schnupperte an der reglosen Gestalt.
"Das ... Das ist eine Wölfin." Eine Gestaltwandlerin, wie sie eine war. Aber warum lag sie hier am Ufer? Was war mit ihr passiert?
Sie stupste sie mit ihrer feuchten Nase im Gesicht an. Keine Reaktion. Tot war sie zwar nicht, aber irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht.
"Nahel, geh zu meinem Zelt und besorge eine Decke. Sie ist eiskalt."
Nahel tat wie gehießen und kam wenige Augenblicke später mit einer dicken Decke zurück. Angeni hatte sich das Mädchen noch einmal näher angeschaut. Es hatte eine tiefe Wunde an der Schulter, die einfach nicht heilte. Sie musste schon mehrere Stunden alt sein und während dieser Zeit hatte sich die Wunde einfach nicht geschlossen, was nicht nomal war bei ihrer Art.
"Wickel sie in der Decke ein und trage sie zu meinem Zelt. Ich will mir die Wunde genauer anschauen."
Nahel wickelte sie vorsichtig in die Decke ein und hob sie langsam hoch, immer darauf bedacht, nicht einmal in die Nähe ihrer Wunde zu kommen. Angeni beobachtete ihn dabei genau. Das Mädchen stand jetzt unter ihren Schutz. Langsam gingen sie zu ihrem Zelt zurück und er legte sie auf einer Decke ab.
"Danke. Du darfst jetzt deinen Aufgaben nachgehen." Er nickte nur und ging aus dem Zelt, aber nicht ohne der Wölfin nochmal einen letzten Blick zuzuwerfen. Angeni verwandelte sich in einen Menschen, zog sich etwas an und betrachtete ihre Kräuter und Mixturen. Sie alle hatten eine bestimmte Wirkung, doch sie suchte nach etwas ganz Bestimmten. Ein wenig davon musste sie doch noch haben. Schließlich fand sie das kleine Säckchen und fischte eines der trockenen Blätter heraus. Sie zerkrümelte es, wodurch sein starker würziger Geruch freigesetzt wurde. Sie goss sich etwas Wasser in ihre Handfläche und vermengte es zu einem Brei. Dann schmierte sie etwas von diesem Brei unter die Nase des Mädchens. Jetzt musste sie nur noch warten. Da sie das Mädchen am Fluss gefunden hatten, ging sie davon aus, dass sie nur knapp dem Ertrinken entronnen war, also stellte sie eine große Schüssel neben das Mädchen.Ein abartiger Gestank riss sie aus ihrer Bewusstlosigkeit. Ihgitt, war das widerwärtig. Das konnte keine normale Nase aushalten. Von der Nase eines Wolfes ganz zu schweigen. Sie drehte sich auf die Seite, ignorierte die Schmerzen in ihrer Schulter und übergab sich. Alles was rauskam, war allerdings Flusswasser.
"Oh gut. Du bist wach.", sagte eine Stimme und eine zierliche bräunliche Hand gab ihr ein Tuch.
"Wisch dir damit die Nase ab, dann verschwindet der Geruch."
Götterverflucht, hatte sie ihr etwa irgendwelches Zeug an die Nase geschmiert?
Sie nahm das Tuch und wische sich sie Nase ab. Sofort ließ der Gestank nach und sie sah zu der Frau hoch, die neben ihr kniete. Um Himmels Willen hatte die aber viele Ringe, Ketten und Perlen an sich.
"Wo bin ich?", fragte sie, aber ihre Stimme klang nicht halb so stark wie sie gehofft hatte.
"Wie sind Nomaden. Du bist also in Sicherheit, kleine Wölfin." Jetzt, da sie wieder etwas normaler riechen konnte, vernahm sie auch den Geruch der Frau. Eine Füchsin. Interessant.
"Leg dich schlafen oder huste das restliche Wasser aus deinen Lungen hinaus." Kaum hatte sie das gesagt, hustete Selina los. Kaum war dieser Hustkrampf vorbei, überkam sie die Müdigkeit, der sie sich sofort hingab.Nathaniel hingegen wurde gerade erst wach. Er fand sich in einen dunklen Gewölbekeller. Etwas weiter weg stand ein Tisch doch er konnte nicht sehen, was darauf lag, weil er von Wachen umzingelt war.
Ihn wurden Schwerter an den Hals und an die Brust gedrückt. Die Wachen würden nicht zögern, ihn bei einer ach so kleinen Bewegung zu töten. Er fragte sich, was das sollte, doch wenigen Minuten später, betrat Jack den Raum. Nathaniel lief es eiskalt den Rücken hinunter. Er wirkte fast als würde er gleich zusammenbrechen dieser klapprige Typ. Leider wusste Nathaniel aber auch, dass sich hinter dieser schwachen Fassade eine Grausamkeit verbarg, die der seines Vaters in nichts nachstand. Sie vermutlich sogar übertraf.
Er sah sofort die blassen Gesichter der Wachen. Es konnte wirklich nervend sein, die Angst anderer zu sehen. Das ließ einen nämlich oft ebenfalls nervös werden. In diesen Fall aber schlug ihm sein Herz sowieso bereits bis zum Hals und würde sicher gleich aus seiner Brust springen. Die Wachen machten Jack Platz als dieser auf Nathaniel zuging.
Nathaniel kostete es schon Kraft nicht den Blick abzuwenden, während er immer näher kam.
"Du bist also ein Verräter. Das hätten die anderen wohl nicht von dir erwartet, oder?", stellte er fest und Nathaniel sah nun doch auf den Boden. Er versuchte, sich zu beruhigen. Warum war er nur so nervös? Er konnte doch mit solchen Situationen umgehen. Zumindest normalerweise.
Sein Kinn wurde grob gepackt und wieder nach oben gezogen.
"Du hast mir die Frage noch nicht beantwortet", sagte Jack und seine Stimme war so kalt wie seine Finger. Eisig wie die eines Skeletts.
Nathaniel seufzte.
"Nein, ich bin kein Verräter. Ich habe lediglich erkannt, dass Daron uns nur benutzt.", erklärte er, doch Jack grinste hinterhältig.
"Du glaubst das wirklich oder?", fragte er, obwohl er die Antwort doch längst kannte. Nathaniel schwieg und da er es bereits wusste, sprach er weiter.
"Du hast dich also dem Befehlen deines Vaters widersetzt, des Königs widersetzt und dich mit dem Feind zusammen getan."
Nathaniel hatte das Gefühl das Jacks Stimme noch kälter wurde. Eigentlich schien der ganze Raum kälter zu werden. Er konnte sich plötzlich nicht mehr rühren und Jack schickte die Wachen fort. Er brauchte sie nicht mehr, denn Nathaniel war ohnehin bewegungsunfähig unter was für einem Bann er auch stand und Jack drückte ihn nach unten. Wie ein hilfloses Kind kniete er vor ihm auf dem Boden und sah auf den dunklen Stein unter ihm. Wieder wurde sein Kinn nach oben gezogen, doch diesmal musste er wirklich zu ihm aufsehen. Vorher war er immer noch größer gewesen, doch nun kam er sich wirklich erbärmlich vor.
Jack kam ihn so nahe, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten, eine unangenehme Nähe für Nathaniel. Einfach wiederlich und Jack sah grinsend in seine Augen. Nathaniel konnte seine sogar ausnahmsweise zwischen seinen Haaren hervor blitzen sehen.
"Nathaniel wir haben doch gelernt unsere Gefühle zu verbergen.
Was machst du denn? Okay auf deinen Gesicht sehe ich nur eine eiskalte Maske und das in so einem Augenblick. Aber deine Augen. Ich sehe Verzweiflung und Wut, Hass und Hilflosigkeit. Wirklich wunderschön, aber jämmerlich für jemanden wie dich."
Nathaniel hätte kotzen können. Jack spielte hier mit ihm wie die Katze mit einer Maus. Er wusste, er konnte nicht entkommen und doch machte er lieber dumme Sprüche und versetzte ihm damit kleine seelische Stiche statt ihn körperlich zu verletzen. Er war einfach ein widerlicher Sadist. Und Nathaniel kniete nur weiter wehrlos auf dem Boden.
Jack beugte sich zu ihm hinunter. Mit seinen dünnen Fingern strich er seine Haare zur Seite so, dass er ihn besser ins Gesicht sehen konnte und hielt ihm die Spitze seines Messers vors rechte Auge.
"Also erzähl mal! Was haben deine Mitverschwörer vor?"
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Larwenia 4 - Son Of Fear And Elements
FantasíaAvina, Selina, Nathaniel und William machen sich auf den Weg, um mit dem König von Sondra zu verhandeln. Dabei werden sie jedoch von Darons persönlicher Attentätertruppe verfolgt, die eine Vergangenheit mit Nathaniel zu haben scheinen. Aber sie hab...