2. Kapitel. Rose

124 24 0
                                    

Sie wickelte sich in ihren Umhang ein. In dieser Nacht war es etwas zu kühl, um dünn bekleidet herum zu laufen. Leise und schnell, wie man es ihr beigebracht hatte, lief sie weiter.
Sie hatten sich auf einem Berg verabredet, um ihre weitere Vorgehensweise zu besprechen.
Von hier oben konnte man alles überblicken. Selbst die Karawane konnte man im Tal beobachten, die sich weit unter ihr durch den Wald zwängte.
Aus dem Augenwinkel nahm sie eine Gestalt war. Auch sie hatte sich in ihrem Umhang eingewickelt.
"Wurde aber auch Zeit, dass du kommst.", sagte sie etwas bissig.
"Ich friere mir noch hier den Hintern ab."
"Das wäre wirklich schade, weil dein Hintern wirklich hübsch ist.", murmelte er grinsend.
"Schon klar.", schnaubte sie gehässig.
"Wie wollen wir nun weitermachen?", fragte sie nach einer Weile.
"Ich würde sagen, dass du dich erst einmal nicht mehr blicken lassen solltest. Du hast der Gestaltwandlerin einen Schrecken eingejagt. Der kleine Welpe ist sofort zu William und Nathaniel gerannt und Nathaniel hat dann Christian ausfindig gemacht.", er grinste hämisch.
"Wieso ist sie auch zu mir gekommen? Als sie die Dämonenspuren gesehen hatte, hätte sie weglaufen und nicht den Spuren folgen müssen."
"Welchen Dämon hat sie getötet?"
"Sie hat Boris getötet.", grummelte sie.
"Boris? War das nicht der Kojote?"
Sie nickte.
"Er war der Gelehrigste von allen. Und sie bringt ihn mit einem Kehlbiss um."
"Moment mal ... wenn sie ihm einen Kehlbiss gegeben hat, hat sie doch bestimmt das Blut geschluckt."
Sie zuckte mit den Schultern.
"Was wäre, wenn sie genauso abhängig davon wird, wie unser kleiner schwarzer Blutstropfen?"
"Das glaube ich nicht. Sie hat meines Wissensstandes nach, schon mehrere Dämonen in Wolfsgestalt getötet. Sie muss irgendwie immun dagegen sein."
"Mist. Wenn sie davon abhängig geworden wäre ... "
" ... hätte ich sie mit Leichtigkeit kontrollieren können. Ich weiß. Aber so ist es leider nicht."
"Ja. Also ich werde noch mehr herausfinden und dir dann Bescheid geben, Rosie."
Sie starrte ihn wütend an.
"Nenn mich nicht so!", zischte sie.
"Wieso? Weil er dich damals so genannt hat?"
"Erstens, ja und zweitens geht dich das nichts an."
Wütend wandte sie sich von ihm ab und rief ihrem Pantherdämonen zu:
"Ralok! Bring ihn nach unten und sorge dafür, dass es weh tut!"
"Oh nein, ich klettere schon. Du musst mich nicht nach unten bringen."
"Ach komm schon Hun! So wärst du schneller wieder unten, als wenn du klettern würdest. Und deine Abwesenheit würde nicht so auffallen.", sagte sie fies lächelnd
Er knurrte und wurde schnell von Ralok gepackt und runter ins Tal getragen.
Der Pantherdämon ließ ihn fünf Meter über dem Boden fallen und flog dann zu ihr zurück. Sie streichelte ihn zwischen den Hörnern und setzte sich dann selbst auf Raloks Rücken.
Er hob sanft vom Boden ab und brachte sie in ihr Lager zurück.
Kyle wartete dort schon auf sie.
"Na wie wars?"
"Ich sollte mich zurück halten. Wie soll ich mich zurückhalten, wenn er mich anbaggert und mich dann 'Rosie' nennt?! Grrr..."
"Das hat er nicht gemacht. Ist er denn lebensmüde?"
"Ja scheinbar."
Kyle wollte sich an Ralok lehnen, doch der knurrte und schnappte nach ihm. Da er jedoch schnelle Reflexe hatte und damit schnell ausweichen konnte, machte sich Rose darüber keine Gedanken. Kyle setzte sich ans Feuer und klopfte auf den Platz neben sich. Rose verstand und setzte sich neben ihn.
"Weisst du, wie lange wir jetzt noch warten müssen?"
"Nein tut mir leid. Er will noch mehr herausfinden."
"Du weißt aber, dass wir ihn irgendwie loswerden müssen oder?"
Sie sah ihn verwirrt an.
"Unseren schwarzen Blutstropfen", erklärte er.
"Achso. Darüber hatte ich noch nicht nachgedacht."
"Gibs zu! Du wolltest nicht darüber nachdenken."
"Nein wollte ich auch nicht, aber verdammt noch mal, wir haben eine gemeinsame Vergangenheit und so etwas kann man nicht so schnell vergessen. Selbst wenn man es wollte."
"Ganz ruhig. Noch wird nichts geplant. Und wir haben wohl keine gemeinsame Vergangenheit?", neckte er.
"Das ist was anderes."
"Stimmt."
"Was gibts zum Abendessen?"
"Gestaltwandlerwölfin.", murmelte sie leise.
"Was?"
"Reh.", sagte sie schnell.
"Ralok hat vorhin eines gefangen."
Ralok ging zu einem der Bäume, kletterte hinauf und zerrte seine Beute herunter. Er war eben eine typische Katze.
Sie brieten sich das Reh und aßen es dann.
"Glaubst du, Ralok wird irgendwann völlig ausgewachsen sein?", fragte Kyle nach einer Weile.
"Ich glaube, er wird nie ausgewachsen sein. Er ist schon fünf Jahre alt und wächst immernoch."
"Echt? Er ist schon fünf?"
"Ja, du vergisst, dass er mir zu meinem vierzehnten Geburtstag geschenkt wurde."
"Achso jetzt. Ja stimmt. Jetzt erinnere ich mich. Du hast bis über beide Ohren gestrahlt."
"Ja ich liebe Raubtiere oder raubtierähnliche Wesen."
"Ich weiß. Nicht umsonst trauerst du um diesen Kojoten."
"Boris hat immer auf meinen Befehl gehört."
"Machen die anderen doch auch."
"Lass mich doch. Ich habe diesen Kojoten geliebt. Genauso wie ich Ralok liebe."
"Okay. Willst du noch etwas essen?"
"Nein ich gehe schlafen.", sagte sie und ging in ihr Zelt. Sie lag auf der Decke, als sich ein Pantherähnlicher Schatten vor ihrem Zelt niederließ. Ralok bewachte sie. Er war das süßeste Kätzchen, das es nur geben konnte. Sie kuschelte sich noch mehr in ihre Decken und schlief irgendwann ein.

Larwenia 4 - Son Of Fear And ElementsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt