Sie waren den ganzen Tag gelaufen und die Nacht fiel erneut über das Lager herein. Diesmal wollten sie auch in der Dunkelheit ein paar Stunden schlafen. Allen schmerzten die Füße und viele verstanden die Hektik nicht, da es ihnen niemand erklärt hatte.
Raphael gähnte und drehte sich von einer Seite auf die andere, nur schlafen konnte er nicht. Er spürte, dass etwas nicht in Ordnung war. Mit etwas Anstrengung rutschte er aus Selinas Umarmung. Sie schlief bereits tief und fest, während er erneut gähnen musste. Sein Papa war oft spazieren gegangen, wenn er nicht schlafen konnte, also beschloss er dasselbe zu tun.
Müde, aber doch viel zu aufgedreht, um zu schlafen, lief er durchs Lager und beobachtete die schlafenden Personen. Es war ganz ruhig bis plötzlich ... War da nicht etwas? Er hätte schwören können, dass da jemand lang gelaufen war. Kopfschüttelnd drehte er sich um. Das war wohl alles nur Einbildung. Er war wirklich zu müde.
Leise tapste er zurück zu Selina und konnte diesmal auch schlafen.Hunter setzt sich zwischen Kyle und Rose. Letztere sah ihn an.
"Da bist du ja wieder."
Er nickte und sie löcherte ihn weiter mit Fragen.
"Und? Was ist nun? Greifen wir an?"
"Nein wir warten. Sollen diese kleinen Rebellen doch Nordel erreichen. Sie sind keine Bedrohung. Ihr kennt unseren Auftrag und der wird viel leichter, wenn sie sich von den anderen trennen und zum Schloß weiterlaufen. Dann schlagen wir zu."
Kyle nickte.
"Ja, das wird das beste sein."
"Morgen Mittag erreichen sie die Stadt", erklärte Hunter.
"Vermutlich werden sie eine Nacht dort schlafen und sich dann auf den Weg machen."
"Also in zwei Tagen", stellte Rose fest und die beiden Männer nickten.Avina knurrte der Magen, als die Sonne einen kleinen Streifen über den Horizont ragte.
"Wann gibt es Frühstück? Diese Lauferrei macht echt hungrig."
"Sicher bald", meinte William und Nathaniel sah sich kurz um. Er entdeckte einen Strauch Brombeeren und lief schnell hinüber. Eine Hand voll pflückte er ab und lief dann wieder zu Avina.
"Hier, das muss erst einmal reichen."
"Danke", lächelte sie und stopfte sich eine nach der anderen in den Mund. Die letzte nahm sie aus seiner Hand und hielt sie ihm an die Lippen.
"Mein Retter soll ja auch nicht verhungern."
Nathaniel schmunzelte und aß die Beere.
William hatte sich nicht geirrt. Schon bald darauf wurde wieder Brot ausgeteilt und diesmal gab auch sich Selina damit zufrieden. Diesen Dämonen wollte sie nicht noch einmal begegnen, auch wenn es ihrer Rippe schon besser ging.
Als sie am Mittag dann endlich Nordel am Horizont erblickte, strahlte sie regelrecht und Avina kicherte.
"Über was freust du dich? Die sicheren Stadtmauern oder ein Wirtshaus?"
Selina grinste.
"Definitiv zweitens", sagte sie und William musste lachen. Auch er freute sich auf ein warmes Mittagessen.
"Tut mir leid, wenn ich euch enttäusche, aber wir können all die Menschen hier nicht in die Stadt schicken. So groß ist Nordel nicht. Das würde sie überfordern", mischte sich Nathaniel ein und Selina fragte:
"Was willst du damit sagen?"
"Dass wir das Lager hier vor der Stadt wieder aufschlagen müssen."
"Oh nein" stöhnte Selina laut und genervt. William lächelte.
"Ach komm! Isabella wird schon noch was Schönes kochen."
"Okay. Na gut. Damit kann ich leben."
Avina schmunzelte.
"Dann sollten wir beim Aufbau helfen, um so schneller kann sie kochen."
"Jaja", meinte Selina und machte sich mit den anderen an die Arbeit.
Am Abend stand dann bereits das ganze Lager und beim Abendessen griff Will ein Thema auf, mit dem er sich eigentlich ungern beschäftigte. "Wann gehen wir zum Schloss?"
"Morgen früh würde ich sagen.", antwortete Nathaniel.
"Die wichtigere Frage ist, wer kommt alles mit?"
"Ich denke wir alle", antwortete Selina, doch Will schüttelte den Kopf "Nein du musst auf Raphael aufpassen und wir können den Kleinen dort nicht gebrauchen."
Selina verschränkte die Arme und guckte irgendwie beleidigt, doch sie wusste, dass er Recht hatte.
"Avina sollte auch hier bleiben", meinte Nathaniel und William nickte. "Ja das halte ich auch für das Beste, ich will ihn nicht daran erinnern, welche Pläne meine Eltern hatten."
Nathaniel nickte und Avina musste sich damit einverstanden geben.
"Dann also morgen", sagte Will und legte sich hin. Mit einem gähnen schlief er ein und alle anderen legten sich ebenfalls hin. Es dauerte nicht lange bis alle, von der Reise erschöpft, einschliefen."Aufstehen", Nathaniel rüttelte an Williams Schulter und weckte ihn. "Wir sollten los, solange die anderen noch schlafen."
Will setzte sich auf und streckte sich erst einmal.
"Ganz ruhig, wozu die Hektik?"
"Schon vergessen? Wir werden verfolgt. Wenn wir Glück haben bemerkt keiner, dass wir uns davon machen."
William verstand worauf er hinaus wollte und stand auf. Sie mussten nicht viel zusammenpacken.Selina wachte auf, als William ging. Vorsichtig öffnete sie die Augen und beobachtete, wie die beiden Männer im Wald verschwanden. Sie hatte wirklich kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Als sie weg waren, stand sie leise auf und machte sich auf die Suche nach Isabella.
Diese stand schon am Feuer und kochte irgendetwas.
"Isabella?"
"Ja Kleines?"
"Kann ich dich um etwas Wichtiges bitten?"
"Was denn?"
"Ich muss für ein paar Tage weg. Könntest du in dieser Zeit auf Raphael aufpassen? Ich kann ihn nicht mitnehmen. Das wäre zu gefährlich für ihn."
Sie setzte ihren Hundeblick auf, den sie perfekt beherrschte, da sie ihn bei ihren Eltern viel zu oft angewendet hatte.
Isabella sah sie eine Weile an.
"Du kommst aber wieder, oder?"
"Ja ich komme wieder."
"Wieso lässt du ihn nicht bei Avina?"
"Weil sie mitkommt."
"Na gut. Ich achte auf ihn. Mehr muss ich gar nicht wissen."
"Vielen Dank Isabella. Du rettest alles."
Sie brummte etwas unverständliches und widmete sich wieder dem Essen.
Selina drehte sich um und fing an nach Garett zu suchen. Vielleicht konnte er den Jungen etwas beschäftigen und ihn damit auf andere Gedanken bringen, während sie weg waren.
Sie fand ihn schließlich vor seinem Zelt. Er saß im Schneidersitz vor der Zeltklappe und hielt die Augen geschlossen. Meditierte er etwa?
"Garett?" Er öffnete die Augen.
"Was gibts Selina?"
"Kann ich dich um etwas bitten?"
"Ja wieso nicht?"
"Kannst du für ein paar Tage auf Raphael achten? Isabella behält ihn in ihrer Obhut, aber ich will nicht, dass er zu viel Zeit zum Nachdenken hat. Er müsste beschäftigt werden. Könntest du ihn in dieser Zeit ein wenig in der Schmiede aushelfen lassen? Ich weiß, er ist erst fünf, aber schon sehr reif für sein Alter. Er könnte die Schmiede sauber halten oder so."
"Und wieso kannst du nicht auf ihn aufpassen?"
"Ich muss mit Avina für ein paar Tage weg und etwas wichtiges erledigen."
"Du meinst, ihr wollt Nathaniel und William folgen."
Sie sah ihn verdutzt an.
Er lächelte schief.
"Ich habe sie vorhin dabei beobachtet, wie sie sich weggeschlichen haben."
"Achso. Ja wir werden ihnen folgen. Ich habe echt kein gutes Gefühl dabei, die beiden allein gehen zu lassen."
"Gut, bring Raphael zu mir und macht euch vom Acker, solange die meisten noch schlafen."
Sie lächelte ihn dankbar an.
"Ich danke dir. Du bist der Beste."
"Normalerweise werde ich nicht so betitelt.", grinste er.
Sie lief davon und weckte Raphael.
"Was ist denn?", wollte der Junge wissen.
"Avina und ich müssen eine Zeit lang weg. Ich bringe dich jetzt zu Garett. Er wird auf dich aufpassen."
Der Kleine schaute sie misstrauisch an.
"Du kannst ihm vertrauen, wirklich.", bekräftigte sie.
Er schnappte sich ihre Hand und flüsterte:
"Du kommst aber wieder okay?"
"Natürlich komme ich wieder. Ich verspreche es dir."
Er drückte sich an sie und sie erwiderte die Umarmung.
Nach einer Weile riss sie sich los.
"So, ich bringe dich jetzt zu Garett."
Er nickte und leise schlichen sie durch das Lager. Garett empfing ihn mit einem sanften Lächeln. Raphael lief zu ihm und Garett nickte ihr zu.
Sie nickte zurück und lief zu Avina zurück. Diese stand schon mit einem großen Rucksack abmarschbereit. Selina lachte leise und Avina fragte:
"Können wir endlich los, oder was?"
"Ja einen Moment. Ich verwandel mich nur schnell, so können wir die Zeit wieder aufholen, die wir verloren haben."
Rasch verschwand sie hinter einem Busch und verwandelte sich. Avina sammelte ihre Kleidung ein und stopfte sie in den Rucksack.
"Steig auf!"
"Was ist mit deiner Rippe?"
"Die ist verheilt.", sagte sie knapp.
"Aber ..."
"Willst du nun los, oder nicht?", unterbrach Selina sie genervt.
Grummelnd stieg Avina auf ihren Rücken. Selina rannte los, immer den Spuren von Nathaniel und Will nach.
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Larwenia 4 - Son Of Fear And Elements
FantasyAvina, Selina, Nathaniel und William machen sich auf den Weg, um mit dem König von Sondra zu verhandeln. Dabei werden sie jedoch von Darons persönlicher Attentätertruppe verfolgt, die eine Vergangenheit mit Nathaniel zu haben scheinen. Aber sie hab...