Prolog

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Mama hatte kurz vor ihrem Tod zu mir gemeint, ich solle mein Leben so gut es geht in Worte fassen, alles zu Papier bringen was mir durch den Kopf geht. Und auch, wenn es nur kleine Herzchen sind, die ich während eines langen Telefonates mit meiner besten Freundin auf ein kleines Blatt Papier gekritzelt habe. Ich musste ihr Versprechen, meinen Nachfahren diesen Gefallen zu tun und sie mit meinen Einträgen an mein Leben zu erinnern, das zu einem zukünftigen Zeitpunkt eventuell schon Jahrzehnte zurückliegen würde.

Denn wenn sie vor einer Sache Angst hatte, dann war es vergessen zu werden. Durch ihre Erkrankung wurde mir allerdings klar, dass Mama nicht nur schrieb, damit andere sie nicht vergessen würden, sondern auch, damit sie sich selbst nicht vergisst. Und eines Tages, als die Demenz mit zweihundert Kilometer die Stunde in ihr Leben raste und sie wie einen Totalschaden hinterließ, wurde mir klar wieso.

Man kann nie wissen wann es vorbei ist oder wann es vorbei sein wird. Nur allein das Schicksal kann dir einen Strich durch die Rechnung ziehen und plötzlich bist du dort, am Ende des Tunnels angelangt, und dein Leben zieht an dir vorbei wie ein vor gespulter Film - viel zu schnell um realisieren zu können, dass tatsächlich man selbst die Hauptrolle in diesem Blockbuster war. Ich werde jetzt einfach mal damit loslegen und schauen was passiert. Eventuell entdecke ich ja doch noch meine bisher nicht unbedingt stark ausgeprägten Talente als Schriftsteller und mache mir vielleicht irgendwann einen Namen auf der Bestsellerliste. Aber das steht noch weit entfernt in den Sternen... Ich werde dich stolz machen und mein bestes geben - ich liebe dich Mama.

Notiz an mich selbstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt