Kapitel 5✔

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Mai schließt gerade die Tür hinter uns, während ich schon ein paar Schritte in den Wald hineingehe. Es ist sehr friedlich und schön hier. Warum war ich noch nie hier? Du warst hier schon mal, aber da warst du noch sehr klein. Außerdem hattest du ja gar keine Zeit mehr für irgendwas wegen deinem Vater. Meint Jane in meinem Kopf. Es ist schade, dass wir nicht mehr so viel Zeit für andere Dinge haben. Dann hauen wir doch einfach ab. Du weißt genau, dass das nicht geht, das Rudel braucht uns. Ja schon,  aber du kannst nichts dagegen sagen, dass du nicht auch schon darüber nachgedacht hattest. Natürlich habe ich das, aber trotzdem ginge das nicht. Jemand fuchtelt mit seiner Hand vor meinem Gesicht herum und holt mich so in die Realität zurück. Ich blicke in Mai's fröhliches Gesicht. "Na,  hast du mal wieder darüber nachgedacht einfach abzuhauen?"-"Das ist manchmal echt grausam, dass du mich so gut kennst,  weißt du das?" Sie muss lachen und erst jetzt bemerke ich die vielen Menschen,  die leicht versteckt hinter Bäumen oder Büschen sitzen und uns schon eine Weile beobachten. Ich stöhne einmal und richte meinen Blick wieder in die Ferne durch den Wald. Es ist mir gerade egal, dass dieses Rudel mich hört oder nicht, aber ich brauche jemanden zum reden. "Mai verstehst du mich denn nicht? Ich kann das nicht. Ich bin kein Alpha. Ich jage allen nur Angst ein, weil sie mich nicht verstehen. Ich kann das alles nicht mehr." Mein Blick wird trauriger und schweift auf den Boden. "Ich bin fertig mit mir, mit meinen Pflichten und auch mit der Welt. Ich habe schon öfters darüber nachgedacht sogar Selbstmord zu begehen um endlich frei zu sein. Ich habe es auch zweimal versucht, doch das eine mal habe ich mich nicht getraut und das zweite mal habe ich überlebt, als ich eine Klippe runter gesprungen bin. "Sim, ich weiß, dass du das kannst und du bist der beste Alpha der Welt,  auch wenn ich weiß,  dass du eigentlich im Herzen eine Einzelgängerin bist. Die Leute haben vor allem Angst,  was sie nicht kennen,  aber wenn sie dich so kennen würden wie ich dich, dann würden sie dich nicht fürchten,  sondern lieben. Aber sowohl Menschen,  als auch Werwölfe sind sehr verschlossene Lebewesen. Aber bevor du nochmal versuchst Selbstmord zu begehen, sag mir vorher Bescheid, dann finden wir gemeinsam eine Lösung." Versucht sie mich zu trösten? Ich nicke und will mich gerade verwandeln, als ein kleines Mädchen auf mich zugelaufen kommt. Vor mir hält sie an und schaut fasziniert zu mir hoch. Aus einem Busch höre ich die verängstigte Stimme einer Frau "Lena nicht." Doch ich versuche es zu überhören. "Es tut mir leid, dass ich Angst vor dir hatte, aber du bist echt cool." Ihre grünen Augen strahlen mich fröhlich an und dann umarmt sie mich. Perplex umarme ich sie zurück. Sowas hat noch niemand zu mir gesagt oder getan. Sie löst sich wieder aus der Umarmung und starrt mich jetzt fragend an. "Warum hast du eigentlich diese Kräfte? Und was ist ein 'Einzelgänger'? Und warum wolltest du dich umbringen?" Ich muss leicht lächeln und knie mich auf den Boden um dem Mädchen in die Augen zu sehen. "Naja,  weißt du in meiner Familie ist alles sehr kompliziert und weil mein Vater beschlossen hat mich zum neuen Alpha zu machen anstatt meines Bruders liegt sehr viel Verantwortung auf meinen Schultern und damit komme ich nicht zurecht, genau aus dem Grund, dass ich Einzelgängerin bin. Das bedeutet, dass man nicht an einem Ort bleibt,  sondern ganz alleine durch die Wälder streift. Dass man auf sich gestellt ist und niemanden braucht, man sich nur wohl fühlt wenn man frei ist und alles machen kann,  auf das man Lust hat und überall hin kann,  wo man hin will. Aber durch die Pflichten eines Alphas kann ich nicht frei sein und bin sozusagen in meinem eigenem Körper gefangen. Damals konnte ich das nicht mehr aushalten und wollte deswegen Selbstmord begehen. Ach und weshalb ich meine Kräfte habe? Mhmmm.... ich weiß selbst nicht genau,  warum ich die habe. Meine Eltern sagen immer,  dass es eine Legende gibt,  die besagt, dass es alle 200 Jahre einen Werwolf mit besonderen Kräften gibt, aber mehr weiß ich auch nicht. Sorry." Fasziniert starrt mich das kleine Mädchen an bis Mai zu uns kommt und meint. "Sim wir müssen los, sonst schickt dein Dad noch einen Suchtrupp nach uns aus." Lacht Mai. Ich stehe auf,  nehme ihr die Tasche ab, sodass sie sich verwandeln kann, und hänge ihr diese dann wieder um den Hals. Ich nehme das kleine Mädchen noch einmal in den Arm,  lächle ihr zu und meine: "Ich würde mich noch länger mit dir unterhalten, aber wir müssen los."-"Kommst du mich mal besuchen?"-"Aber sicher" sie strahlt mich an und geht ein paar Schritte von mir weg, sodass ich mich auch verwandeln kann. Mein schwarz-blaues Fell strahlt in der Sonne und ich gebe Mai das Signal, dass wir los können. Mai läuft sofort los,  doch ich drehe mich nochmal zu den Leuten um,  welche scharf die Luft einziehen. Entäuscht und traurig schüttle ich den Kopf. Ich richte meinen Blick dort hin,  wo Mai verschwunden ist und laufe los. Ich bin viel schneller als sie und habe Mai deswegen auch nach wenigen Sekunden eingeholt. Ich verlangsame mein Tempo und trabe gemütlich neben ihr her,  während sie noch ihr fast höchstes Tempo beibehält. Es dauert nicht lange, da sind wir auch schon wieder an unserem eigenem Rudelhaus angekommen. Ich sperre die Tür auf und lege meinem Vater ohne nur ein Wort zusagen den Vertrag auf den Tisch. Er grinst stolz zu mir hoch, doch ich gehe einfach in mein Zimmer, sperre die Tür ab und lege mich in mein Bett und starre die Decke an. Wie lange werde ich das Ganze noch mit machen können? Es wird immer mehr Druck und das Verlangen frei zu sein und einfach zu laufen wird immer größer. Ich kann und will nicht mehr. Aber ich kann auch nicht abhauen die Schuldgefühle würden mich quälen bis ich wieder zurück komme.

Verweigernde Alpha Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt