II ~Endlich in Hogwarts~

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Pünktlich, zehn vor elf, trafen die Weasleys zusammen mit Harry und mir im Bahnhof ein. Ich genoss das aufgeregte Kribbeln in meinem Bauch, als ich die Absperrung zwischen den Gleisen neun und zehn erblickte. Die Menschenmassen um uns herum schenkten uns kaum Beachtung und so machte Harry den Anfang und lief durch durch die Absperrung. Auf Gleis 9¾ angekommen herrschte sofort eine andere Stimmung. Überall wimmelt es nun von Zauberern und Hexen. Ich entdeckte Padma und Parvati Patil und Cormac McLaggen, wie sie in den Zug einstiegen. Der Hogwarts-Express gab ein Pfeifen von sich, das Signal endlich einzusteigen. Ich drehte mich nach Ginny um, die hinter mir durch die Absperrung gerannt war. Sie hatte den kleinen Taschenspiegel aufgeklappt, den ich ihr irgendwann einmal geschenkt hatte, und richtete konzentriert ihre roten glatten Haare.
"Hey Gin, du siehst toll aus, komm jetzt!", forderte ich sie auf mir zu folgen. Molly und Arthur verabschiedeten gerade schon Ron und Harry. Ein weiteres Pfeifen erklang - noch drei Minuten also bis es losging.
Ich zog Ginny kurzerhand zur nächsten Waggontür, an der ihre Eltern schon warteten. Aus dem Nichts drängten sich da zwei Personen zwischen uns und in den Zug. So rücksichtslos, dass Ginny fast ihr Gleichgewicht verlor. "Sowas Unerhörtes!", fluchte Molly. Die Personen waren keine geringeren als Blaise Zabini und Draco Malfoy. War ja klar, dachte ich nur und beobachtete, wie die Slytherins sich nicht einmal angesprochen fühlten während sie im Zug verschwanden. Malfoy hätte mir wirklich gestohlen bleiben können. Ich griff nach meinem Koffer und umarmte Molly und Arthur zum Abschied. "Pass auf Ron auf, meine Schöne, der soll sich benehmen und Harry soll keine Dummheiten machen. Du bist mit Abstand die Verantwortungsvollste!", flüsterte Molly eindringlich. Ich konnte nur nicken und merkte wie mein Gesicht errötete. Ron konnte sich ruhig mit Malfoy zusammentun und davonscheren! Natürlich sprach ich das nicht aus. Rons wundervolle Eltern konnten ja nichts dafür, dass sich ihr Ronald wie ein Trampel aufführte. Schließlich stieg auch ich in den Zug und schlängelte mich Ginny hinterher zu einem freien Abteil.
Auf dem Weg durch die Waggons kamen wir an den Slytherins vorbei. Ich konnte Malfoys Blondschopf schon von weitem sehen und Crabbes Kinderstimme jemanden auslachen hören. Ein tiefer Hass brodelte in mir auf. So ein Abschaum! Ohne sie eines Blicks zu würdigen drängte ich an ihnen vorbei. "Guckt mal, das Grangerschlammblut traut sich auch mal ein bisschen Haut zu zeigen!", sagte einer von denen. Ich glaubte Malfoys Stimme antworten zu hören: "Die bleibt trotzdem auf ewig ne Jungfrau!"
Ich wünschte mir zu sehr, dass diese hohlen Worte an mir abprallten, aber sie Taten es nicht. Nicht wirklich. Ich schaute zwar nicht zurück, aber ich sah an mir herunter. Der Rock, den ich am Tag der Abreise von meinen Eltern getragen hatte, passte eigentlich sehr gut zu meinem weißen Shirt und der Jeansjacke, die ich trug. Dass meine Beine nackt waren, brauchte die doch nicht zu stören! Die Unsicherheit nagte nun trotzdem an mir. Warum mussten diese ekelhaften Slytherins eigentlich immer auf meinem Blutstatus herumhacken? Hatten die nichts besseres zu tun?
Am liebsten würde ich Malfoy jetzt in sein zu schmal geratenes Gesicht schlagen um sein dämliches Dauergrinsen nicht auf mir zu spüren. Aber so wutentbrannt ich auch war, so schnell verpuffte die schlechte Laune, als ich außer Hörweite war und Ginny in unser Abteil zu Harry und Ron folgte.

"Du hast ja tolle Beine, Hermine!", vernahm ich da Lunas Stimme und entdeckte sie auf dem Fensterplatz neben Ron.
"Danke!", sagte ich und machte ihr ein Kompliment für ihre Frisur. Luna war auf eine Weise seltsam, doch ich mochte sie. Harry fand, sie sei eine gute Seele und nicht so komisch wie alle über sie redeten. Sie vertiefte sich in den Klitterer, die zugegebenermaßen wirklich komische Zeitschrift ihres Vaters und gab von da an keinen Mucks mehr von sich.

Pünktlich um elf setzte der Hogwarts- Express seine Räder in Bewegung.
Mr und Mrs Weasley winkten noch von draußen, bis sie aus unserem Sichtfeld verschwanden und mit ihnen der Bahnhof.

Etwas gelangweilt blickte ich mich im Abteil um. Die mit dunklem Stoff bezogenen Sitzbänke luden mit ihrem weichen Polster zum Schlafen ein. Gleichzeitig fragte ich mich wie alt der Zug schon war und wann sie das letzte Mal erneuert worden waren. Hmm. Vielleicht sollte ich nicht zu lange darüber nachdenken und stattdessen etwas produktives tun...
Das Buch über Arithmantik, das sich mir eingepackt hatte um die Zeit zu nutzen und den Stoff aufzufrischen, wirkte jetzt auch nicht mehr so einladend wie ich es geplant hatte. Ginny, die noch von gestern Abend müde war, schlief bereits wieder. Ron und Harry schauten sich etwas über Drachen an und schenkten mir sonst keine große Beachtung. Ich starrte aus dem Fenster.
Das gute heute war, das ich ausnahmsweise nicht im Abteil für Vertrauensschüler sitzen musste, weil dieses von einem gewissen Professor Slughorn besetzt wurde.
Dass ich endlich eine der acht Vertraunsschüler und -schülerinnen war, wir ich es mir jahrelang gewünscht hatte, bereitete mir jedoch längst nicht mehr so viel Freude, wie es mir hätte bereiten sollen. Ron war nämlich zu meiner ehrlichen Überraschung auch Vertrauensschüler geworden. Und seitdem er sich die letzte Woche über riesig etwas darauf eingebildet hatte, war mir die Lust auf diesen besonderen Posten vergangen.

Was sind schon Hass und Liebe - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt