XI × Nur gespielt? ×

651 31 3
                                    

Ich wachte wie gewöhnlich in meinem Bett auf.

Es war gerade halb elf und ich hatte noch nichts gefrühstückt.
Mit grummelndem Magen stand ich auf.

Die Betten umher waren leer.
Und als ich mich an gezogen hatte und in den Gemeinschaftsraum ging fand ich bloß Neville vor, der sich mit seinem Buch Die Kunst des Zauberns Lehrbuch 6 im Sessel neben dem Kamin vergraben hatte und Zaubersprüche büffelte.
,,Wo sind denn alle?"
Ich gähnte.
,,Quidditch. Die spielen heute gegen Slytherin."

Slytherin?

Plötzlich fiel mir alles von heute Nacht wieder ein.
Draco Malfoy hatte mir doch tatsächlich seine Sorgen anvertraut.
Es kam mir wie ein Traum vor.
Er hatte mich umarmt.
Draco Malfoy hatte mich tatsächlich umarmt.
Noch vor wenigen Tagen hatte ich ihn abstoßend gefunden...

,,Ist was Hermine?"
Neville holte mich in die Gegenwart zurück.
,,Äh... nein nichts!", perplex lächelte ich ihm zu und machte mich auf den Weg zum Quidditchfeld.

Ich rannte immer schneller.
Ich wollte noch rechtzeitig da sein.

Außer Atem lief ich hoch zur Tribüne und kam erschöpft oben an.
Ich hatte Ginny am Mittwoch versprochen zuzusehen.

Hagrids breiter Rücken blockierte mir zuerst die Sicht, doch als er mich ekannte machte er sofort ein wenig Platz, sodass ich nach vorne konnte.
Und dann sah ich die Manschaften auf ihren Besen durch die Luft preschen.
Ich hielt unbewusst nach Malfoy Ausschau.
Als ich ihn entdeckte schreckte ich zusammen: Er hing wie ein Schluck Wasser in der Kurve auf seinem Besen und konnte kaum gerade fliegen.

Ich wollte nicht hinschauen.
Irgendwie fühlte ich mich aufeinmal mit Draco Malfoy verbunden... für ihn, sowas wie verantwortlich.

Nie hätte ich soetwas wie gestern von ihm erwartet.
Unerklärlicherweise tat es mir weh ihn so zu sehen.
Früher hätte ich ihn bestimmt ausgelacht.
Aber er hatte mir sein wahres Gesicht gezeigt, ich konnte mir es nicht verzeihen, dass ich so über ihn gedacht hatte.

Dann schossen die Slytherins ein Tor ich zuckte zwischen den
Buh-Rufen von unserer Tribüne zusammen.
Insgeheim freute ich mich aber.

Harry, der voll in seinem Element war hatte den Schnatz dann genau vor Dracos Nase weggeschnappt...
Hatte ich gerade ,Draco' gedacht?
Nicht ,Malfoy'?

Ein schauer lief mir über den Rücken.
Die gesamte letzte Woche hatte er mich wie gewöhnlich ignoriert.

Und dann gestern das.

Die Sonne verkroch sich immer weiter hinter den bauschigen Regenwolken.
Schnell verschwand ich mit dem Strom der feiernden Gryffindorfans Richting Schloss.

Zum Mittagessen in der Großen Halle gab es Steak-und-Nieren-Pastete, welche Ron so unwiderstehlich liebte.
Ich stocherte in den Kartoffeln, die es dazu gab herum.
Ron schlang das Essen herunter,  als ob er drei Tage nichts gegessen hätte und tat sich noch zwei weitere Male auf.
Mir wurde immer übler, desto länger ich ihm dabei zusah.
Ich ließ vom Essen ab und mein Blick schweifte durch den Raum.
Luna, die anscheinend auch keinen Gefallen am Essen fand hatte die Nase im Klitterer stecken.

Vorsichtig linste ich zu Malfoy herüber und sah wieder das altbekannte und selbstsichere Grinsen um seine Lippen spielen.
Ganz so als wäre all das gestern nicht passiert...
Spielte er das nur?

Ich sah zur verzauberten Decke hinauf.
Der nachgebildete graue Himmel starrte träge herab und ein Blick aus den Fenstern der Halle bestätigte mir das Bild.
Ich kam mir müde vor und es war so langweilig...
Im Turm warteten drei Aufsätze und fünf zu lesene Kapitel auf mich.
Seufzend legte ich meine Gabel neben den Teller und nahm einen Schluck Kürbissaft aus dem vergoldeten Kelch vor mir.

,,Kommst du mir hoch, Gin?"

Ginny schüttelte zur Antwort ihren Kopf, weil sie einen vollen Mund hatte und blickte mich schuldbewusst an.
Mit einem Kopfnicken zu Dean gab sie mir zu verstehen, dass sie wohl verabredet war.

Allein stand ich auf und verschwand.

,,Ms.Granger, warten sie einen Moment!"

Ich drehte mich zu Professor McGonagall um, die mir, wie es schien, aus der Halle gefolgt war.

,,Wie sie wissen wurden heute die letzten Stimmen zur Schulsprecherwahl abgegeben und ich darf ihnen erfreut mitteilen, dass sie gewählt wurden!"
,,D-Danke...", stotterte ich.
Schulsprecherin?Ich?

,,Ihr Partner ist Mr.Malfoy,  er wurde als Schulsprecher gewählt."
Dieser Satz traf mich wie einen Schlag.
Ich wusste was dies bedeutete.
Nach der üblichen Wahl eines Schulsprechers und einer Schulsprecherin, die in den ersten Wochen des Schuljahres abgehalten wurde, werden zwei Schüler gewählt, aus der sechsten oder siebten Klasse, ein Junge und ein Mädchen.
Diese Auserwählten müssen sich den Schulsprecherturm teilen, die Partys und Feste organisieren und jederzeit als Ansprechpartner wegen Problemen verfügbar sein.
Ich hatte mir insgeheim gewünschte eines Tages diese Position in Hogwarts ein zu nehmen, hatte davon geträumt, aber damals hatte ich mir auch gewünscht, mit Ron zusammen zu sein... Dieser Wunsch war nicht länger ein Wunsch.
Der erste Teil hatte sich bewahrheitet, für den anderen schämte ich mich schon fast.
Ich meine, Ich und Ron?
Niemals!

Immer noch stand ich auf dem Korridor und ließ mir McGonagalls Worte durch den Kopf gehen.

Stumm verzog ich mich für den Rest des Tages in den Gemeinschaftsraum und versuchte diese Gedanken mit den anstehenden Hausaufgaben breit zu schlagen.

Nur abends lag ich noch lange darüber nach.
Über Ron und mich und über mein Dasein als Schulsprecherin.
Würde ich noch oft so lange mit Ginny und Harry am Kamin sitzen können?
Ich würde mit dieser Aufgabe noch eine neue Last auf mich nehmen...
Ein komisches Gefühl machte sich in mir breit.

Schließlich fielen mir die Augen zu und ich schlief ein, vielleicht ein letztes mal in diesem Bett...

Was sind schon Hass und Liebe - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt