XXXVI 》Viele Gefühle《

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Draco zog mich einfach hinter sich her und ich ließ mich einfach führen,  weil ich meinem Freund vertraute.

Es war schon spät in der Nacht.
Wir schlichen durch die Korridore Hogwarts' und achteten darauf keinem Gespenst, erst recht keinem Lehrer zu begegnen.

,,Wir sind da."
Ich öffnete meine Augen. Ich glaubte, im Raum der Wünsche zu sein...
,,Wow!"

Wir standen in einem Raum, vor uns ein Balkon mit Blick auf den See. Es war klare Nacht. Ein paar Kerzen schmückten einen kleinen Tisch und das Geländer des Balkons.

Es roch angenehm nach Minze und nach Draco... Der Raum an sich war nicht sehr groß, nur der Balkon war wie gesagt riesig.
,,Setz dich ruhig!"

In ich saß ihm gegenüber,  das Tischchen zwischen uns gedeckt.

Ich aß, wie er nur einen Apfel und wir stießen mit Wein an.
,,Auf das tollste Mädchen, der Welt: Meine Hermine!"
,,Auf den besten Freund, den man nur haben kann, Draco!"

Ich war schwer verliebt. Schon die ganze Zeit. Es wurde mir jetzt erst richtig bewusst.

,,Du siehst echt gut aus...", hauchte ich leise. Es stimmte ja. Seine Haare lagen, wenn auch ein wenig strubbelig, perfekt... und seine Augen...
Ich schmolz förmlich dahin.
,,Du bist ja süß... Ich finde dich auch zum Anbeißen..."

Er stand auf, ich auch, und er ging mit mir auf den Balkon.

So kitschig es klingen mochte, und wie kitschig es auch war, ich war wunschlos glücklich verliebt. Und ich war mit ihm zusammen.

Er küsste mich auf die Wange, während er mich von hinten umarmte und wir einfach nur dastanden und die Aussicht genossen. Der Wind war kühl, ich begann zu zittern.
Draco ließ mich kurz los. Ich hörte wie er seinen Mantel öffnete.
Dann zog er mich nach hinten, zu sich in den riesigen Mantel.

Wir lachten gemeinsam und nach einer Weile setzte sich Draco auf die steinerne Bank, die hier stand. Ich wurde automatisch mitgezogen und saß auf seinem Schoß.

Seine Körperwärme umhüllte mich. Und ich kuschelte mich einfach nur an ihn. Er schlang seine Arme nin ganz um mich und ich fühlte mich geborgen.

,,Wie ist es eigentlich so in Gryffindor?"
,,Dank dir auszuhalten. Aber ganz okay. Weasley scheint nur nicht damit einverstanden zu sein, dass ich anscheinend Potters altes Bett belege. Ansonsten muss ich ja meine Zeit nicht mit dem verschwenden..."
,,Ich finds richtig toll, dass du auch wieder da bist. Irgendwie war ich kurz davor Ron wieder... naja mehr zu mögen.  Aber gegen dich ist er nunmal... ich will nicht fies sein, aber irgendwie ist er eine Null.

Außerdem hat er ja jetzt wieder seine Lavender zum Rumknutschen, und sowieso ist das Essen wahrscheinlich seine große Liebe..."

Draco lachte. Ich stimmte ein.
,,Wolln wir dann zurück?"

,,Och.. naja, meinetwegen..."
,,Sagmal Mine, wolln wir uns nächstes Wochenende in Hogmead im drei Besen Treffen? Oder besser schon dieses?"

Er hatte mich Mine genannt!
,,Gerne! Dracooo!"

,,Mit Spitznamen wird bei mir schwierig.",lachte er, ,,Aber bitte nenn mich nicht... Dracolein oder... Dracie." Das Letzte würgte er hervor...
Dabei hatte ich ernsthaft schon überlegt ihn irgendwie ,Dracie' zu nennen.
,,Schon klar. Dann lass uns mal zurück gehen, ich brauch noch ein bisschen Schlaf."

Und so waren wir kurze Zeit später wieder im Gemeinschaftsraum der Gryffindors.

Hand in Hand schlichen wir zur Treppe. Kurz davor hielt mich Draco jedoch fest.
Ich schaute ihn an und er küsste mich auf den Mund.
Es war kein besonders langer Kuss, doch mal wieder hatte ich das sichere Gewissen, dass seine Liebe ehrlich war.

Dann verschwanden wir in unsere Schlafsäle.
Bevor ich aber die Tür erreicht  hatte, hörte ich Lavenders Stimme:
,,Nächtlicher Ausflug? Hab ich richtig gesehen? War das eben Malfoy?"

,,Lass mich durch Lavender, das geht dich außerdem gar nichts an!", zischte ich.

,,Ach? Zuerst willst du Ron für dich gewinnen und jetzt krallst du dir Malfoy?"

,,Hör zu, von Ron wollte ich nichts und ich war schon letztes Jahr mit Draco zusammen!  Jetzt geh aus dem Weg!"

,,Pff! Das könnte ich dir auch erzählen... bei den Muggeln nennt man sowas Schlampe, nicht?"

Ich starrte Lavender an.
Woher hatte sie das? Wie konnte sie es wagen mich so zu
nennen?! Es stimmte nicht einmal! Und sie, die jede dritte Woche einen Neuen hatte, behauptet von sich normal zu sein?

,,Ich würd' mir mal überlegen ob das nicht genau andersrum ist! Du hast doch nach ein paar Wochen immer nen' Neuen am Start! Selber Schlampe!", giftete ich zurück.

Erstaunt ging ich, leise um niemanden zu wecken, an der fassungslosen Knutschtante vorbei zu meinem Bett.

Ich wurde beleidigt, war nicht wirklich davon getroffen worden, hatte zurück gefeuert und hatte nicht mal ein schlechtes Gewissen!

Ich legte vorsichtshalber einen Schutzzauber um mein Bett und schlief schnell wieder ein.

                   ->》♡《<-

Die ersten Schulwochen flogen dahin. Mittlerweile wussten fast alle, dass Draco und ich ein Paar waren. Mir war egal was sie dachten, Hauptsache wir waren glücklich.
Einen Abend, in der leeren Bibliothek haben wir auch mal ausführlich über unsere Vergangenheit gesprochen. Ich spürte, dass Draco beim Thema Voldemort unruhig wurde, doch er lieferte mir eine passable Erklärung, warum er, als Bellatrix mich folterte, nicht eingriff. Seine Mutter und Draco hatten unter dem Imperiusfluch von Bellatrix gehandelt und er konnte sich auch kaum erinnern, wie es genau passiert war. Doch hatte er mir versichert, alles zu tun, dass ähnliches nicht nochmals passierte.

Ich hatte ihm vergeben, auch wenn er Rons Meinung nach zu viel Schlimmes gemacht hätte,  um ihm zu verzeihen.

Die Beziehung war perfekt. Die Winterferien kamen näher und die Tage wurden kürzer.

Heute, ein grauer Dienstag, hatten wir mal wieder Zauberkunst. In letzter Zeit war ich Professor Flitwick so gut es ging ausgewichen, doch als er mich nach der Stunde zu sich bat, konnte ich schlecht wegrennen.

,,Haben sie denn nun schon einmal mit Professor McGonagall darüber gesprochen?"

,,Äh... Nein, Sir.",stammelte ich.

Es mochte sich wunderbar anhören, dass ich vielleicht von Zauberern abstammte, somit zumindest ein Halbblut sein könnte, doch ich wollte nicht, dass jetzt, wo es unendlich toll schien, wie es war, der Wunsch problemlos zu leben nicht unbedingt erfüllt wurde.
Klar, ich wollte wissen von welchen Eltern ich bin, doch es hörte sich nunmal einfacher an als die Realität.

Die Realität versprach verzweifeltes Suchen nach Anhaltspunkten, oder nicht nachweisbare Fakten zu widerlegen oder zu beweisen...
Deshalb wollte ich mich schon umdrehen und verschwinden, als Fitwick erwiderte:

,,Das dachte ich mir schon. Genau deshalb habe ich Minerva hierher eingeladen..."

Und die unscheinbare Katze, die schon die ganze Stunde dort, am Bücherregal, saß, verwandelte sich in meine Schulleiterin, während Professor Flitwick das Klassenzimmer verließ...

Was sind schon Hass und Liebe - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt