VIII ~ Ein Tag in Hogsmead ~

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,,Mine!"

Ich blinzelte in das schwache Sonnenlicht und erkannte Ginny auf meinem Bett sitzen.
,,Willst du noch mit nach Hogsmead?"
,,Hmm, ja...",säuselte ich verschlafen.
,,Dann zieh dich an, es ist schon um zehn, die anderen sind gerade los!"

Ich kroch gähnend unter meiner wollig warmen Decke hervor und war schnell angezogen.
Kurz nach halb elf und einer gründlichen Untersuchung mit dem Geheimnisdetektor, den Filch mir gegen die Rippen rammte, verließen wir Hogwarts und machten uns auf den Weg ins Dorf.

Die frische Morgenluft war heute ungewöhnlich kalt.

Grade hatte es angefangen zu schneien, ganz sanft, aber es war immer noch nur Herbst.

Zum Glück hatte ich Handschuhe in der Tasche und einen Schal um den Hals.

Ginny war in ihren Mantel gekuschelt und trug eine gefütterte Wollmütze, die sie selbst gestrickt hatte.

Zu Anfang waren die tanzenden Eiskristalle wundervoll, doch bald, als wir gerade die Hälfte der Strecke hinter uns hatten, schlug uns ein wahrer Schneesturm entgegen.

Eng aneinander gekuschelt und mit nur wenigen Metern Sicht kämpften wir uns voran.

Es war erbärmlich,  ich konnte meine Hände und Füße nicht mehr spüren, doch durch das dichte Schneetreiben ließen sich schon die Lichter von Hogsmead erahnen.

                    -=¤》÷《¤=-

Eine gefühlte Stunde hatten wir gebraucht um ins Dorf zu gelangen.
Unterwegs waren uns Luna und Neville begegnet, er hatte sie eng umklammert gehabt und sie waren Händchen haltend durch den knöchelhohen Schnee gelaufen. Echt niedlich, die beiden...
Ich hatte schon, seit dem ich Luna und Neville das erste mal zusammen gesehen hatte, gewusst, dass sie füreinander
,,bestimmt" sein würden.

Erschöpft schleppten wir uns schließlich in den Drei Besen und bestellten jeder ein Butterbier.
Ich ließ mir noch ein Croissant bringen, denn das Frühstück hatte ich ja ausfallen lassen.

Es war höchst ungewöhnlich, dass ich so lange schlief.
Normalerweise war ich schon vor dem Frühstück
wach...
Nachdenklich blickte ich zu meinem Handgelenk.
Eigentlich wollte ich nach der Uhrzeit sehen, aber in der Eile musste ich wohl vergessen haben meine Armbanduhr anzulegen.
Stattdessen erblickte ich nur den silbernen Schlangenarmreif...

Und dann fiel mir siedend heiß wieder ein, dass mich ein gewisser Slytherin hier erwartete, zu um zwölf!
,,Ginny?", ich sah meine rotwangige Freundin an.
,,Wie spät ist es?"

,,Kurz vor zwölf, warum?
Stimmt was nicht, Mine?"
Schnell sah ich woanders hin.
,,Alsoo...",begann ich zu erzählen...
Rosmerta, die Wirtin des
Drei Besen, brachte inzwischen die Getränke und mein Croissant.
Wir bedankten uns und ich erzählte weiter. Es war irgendwie ein gutes Gefühl das aus mir raus zu lassen.

Ginny hatte sich leider mit Dean zu um eins verabredet, nicht dass ich mich nicht für sie freute, aber jetzt war ich allein und schließlich saß ich einsam am Tisch und schaute der züngelnden Flamme des Teelichts vor mir zu.
Schließlich war es schon eine Viertelstunde später, wie ich dank Rosmertas Kuckucksuhr, die ich gerade entdeckt hatte,  sehen konnte.

Ich begann mich unauffällig nach Malfoy umzusehen.
Tatsächlich hatte er sich hinten in der Ecke am Fenster niedergelassen und tat so als sähe er hinaus.

Aber ich hatte ihn erwischt.

Noch zwei weitere Male konnte ich aus den Augenwinkeln heraus beobachten, dass er zu mir sah und sich immer dann umdrehte wenn ich ihm
,,zufällig" einen Blick zuwarf.

Sollte ich jetzt lachen oder weinen, ich meine das ist
Draco Malfoy!?

Also bestätigte sich meine Vermutung.
Zumindest lag es ziemlich nahe, dass er mir immer die Briefe schrieb.
Seltsamerweise hegte ich keinen Hass gegen ihn. Mich störte es nicht, dass er sich so für mich interessierte...

Zumindest gerade nicht.

Verstohlen beobachtete ich nun ihn...
So genau hatte ich ihn noch nie angesehen...
Seine früher nach hinten gegeelten Haare hingen ihm nun lässig ins Gesicht,  und sein Gesicht im allgemeinen war viel kantiger geworden... richtig männlich...

Ron fehlte da noch einiges an Männlichkeit.

Bei dem Gedanken an ihm musste ich grinsen, nicht weil ich wie für ihn schwärmte früher, nein, es war weil ich seine Art mit Mädchen umzugehen so erbärmlich fand, wo er doch so wenig zu verstehen pflegte wie eine Blumenvase, ich lachte ihn aus.
Er hatte mich verletzt.
Aber vielleicht wollte er mich nur neidisch machen?
Egal, selbst wenn, er hatte es eher noch schlimmer gemacht...
Ich merkte wie ich immer noch in Malfoys richtung starrte.
Und er sah mich an.

Direkt in die Augen.
Ich blickte zurück und versuchte seinen Blick zu deuten.

Ich konnte nichts hassendes darin finden...
Nicht eine Spur von Verachtung.
Nur... etwas... - wie sollte ich es beschreiben - ...weiches?

Ich wusste nicht was es war, aber es war nicht sein normaler
Blick...

Stop!
Ich schaue gerade in
Draco Malfoys Augen.

Und da ist kein hassender Ausdruck?!

Ich wusste nicht was ich davon halten sollte.
Was passierte hier eigentlich gerade?
Ich fühlte gerade nichts außer Verwunderung.
Da war gerade keine Verachtung,kein Hass, nichts was mich früher so verwerflich über ihn hatte denken lassen.
Mit einem komischen Bauchgefühl brach ich den Blickkontakt.

Ich konnte so keinen klaren Gedanken fassen.
Ich musste hier weg.

Wo wohl Ginny war?
Ich legte eine Goldmünze auf den Tisch und erhob mich.
Es war ungemütlich und langweilig, statt hier zu sitzen könnte ich auch in der Bibliothek von Hogwarts sein und lesen...

Ich verließ den Drei Besen und wurde sofort wieder vom Schnee eingehüllt.
In einem der nebenliegenden Geschäfte kaufte ich mir eine neue Schreibfeder, die auch ohne Tinte schrieb, aber im Angebot war.

Dann machte ich mich auf den Rückweg zum Schloss.

Makfoy geisterte mir die ganze zeit im Kopf herum.
Mal dachte ich an die warmen Lichter Hogwarts' und wie schön es zwischen dem Schnee aussah, da kam mir ein weißblonder Haarschopf in den Sinn...
Schrecklich.

Ich hatte bald Ginny und Dean zusammen mit Harry und Cho entdeckt, die in Richtung des Schlosses unterwegs waren.
Ich schoss mich ihnen an.

Doch ich kam mir überflüssig vor...
Die anderen liefen händchenhaltend neben mir und wir redeten kaum ein Wort.
Dadurch,  dass sich der Schnee ein wwnig gelichtet hatte und es nicht mehr so heftig schneite, hatten wir bessere Sicht.
Gerade waren wir um die Wegbiegung gelaufen, als plötzlich Katie Bell aufschrie und weit hoch in die luft gewirbelt wurde.
Auch ihre Freundin die unten stand kreischte erschrocken.
Harry eilte hin und riss dem Mädchen etwas aus der Hand und warf es zu Boden.

,,Es ist das verfluchte Halsband!"

Was sind schon Hass und Liebe - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt