XXXV < Die ganze Wahrheit >

454 17 0
                                    

Freudestrahlend wachte ich auf.

Ich warf die Decke zurück und marschierte direkt ins Bad. Nach einer schönen Dusche zog ich mich an und packte noch eine von den neuen Schreibfedern in die Tasche. Gut gelaunt machte ich mich auf den Weg in den Gemeinschaftsraum. Dort stand er schon und wartete.

Mein Freund, Draco Malfoy.

Nicht nur der kumpelhafte Freund, nein, mein fester Freund.

Da es noch immer sehr früh war, erst viertel nach sechs, blieb noch etwas Zeit bis zum Frühstück.

,,Na?", begrüßte ich ihn.
,,Hey!",raunte er mir zu.
Ich griff seine Hand und wir verschränkten unsere ineinander. An diesem schönen Spätsommertag war es schon jetzt einigermaßen warm und so gingen wir in einfachen T-Shirts hinunter.

,,Raus?"
,,Warum nicht? Wir... könnten spazieren gehen, zum See runter, oder..."
,,Dann los."

Ich fühlte mich gerade wie der glücklichste Mensch der Welt.
Trotz der Tatsache, dass wir den zweiten Schultag eines neuen, schwierigen Schuljahrs hatten, war ich doch unbeschwert und lachte mit Draco, während wir zum Seeufer gingen.

Wir stellten unsere Taschen aufs Gras, was noch nass war vom Tau und schlenderten das steinige Ufer entlang, Hand in Hand.

Als wir zu einer Trauerweide kamen, die ihre Wurzeln bis ins Wasser gestreckt hatte, hielt Draco an.

,,Komm mal her."
Ich ließ mich von ihm zu sich ziehen und schaute ihn erwartungsvoll an.
Einen Moment war es leise, man hörte nur die Vögel zwitschern.
,,Darf ich dich küssen?"

Zur Antwort beugte ich mich vor zu ihm und küsste ihn auf den Mund.
,,War das schon?"
nun nahm er mein Gesicht in seine Hände und küsste mich, zuerst ganz sanft und ich erwiederte den Kuss, dann immer wurde er leidenschaftlicher, auch wenn ich das Wort unpassend fand.

Draco küsste mich aus vollem Herzen und ich ihn auch.

Dann, nach fast zehn Minuten ließen wir voneinader ab.
Seine Hände lagen immer noch an meiner Hüfte und in meinem Haar, und meine immer noch an seinen Hals und zwischen dem weichen Blond.

,,Das hab ich echt vermisst.",flüsterte er.
Ich, wenn ich ehrlich sein sollte auch.
,,Ja, ich auch!", flüsterte  ich zurück.

,,Und jetzt hab ich erst mal Hunger. Kommst du mit frühstücken?"

,,Klar, mit dir geh ich überall
hin."

In der Halle war es schon sehr voll und bei Neville war alles besetzt.
Er hatte tatsächlich Hannah Abott neben sich sitzen... Ich kicherte.
Dracos Hand lag immernoch in meiner.
,,Was ist los?"
Ich erzählte ihm schnell was ich Neville im Zug geraten hatte und deutete nun zu ihm.
Auch Draco grinste.
,,So ist sie, die Liebe."

Wir quetschten uns zwischen ein paar Zweitklässler und genossen unser Frühstück.

Anscheinend war es noch niemandem großartig aufgefallen, dass wir Händchenhaltend herein gekommen waren und es immer noch taten, wie ich merkte.

Rundum glücklich gingen wir anschließend zu unserer gemeinsamen Stunde Verwandlung.

Alle Siebtklässler aus Gryffindor waren in diesem Kurs. Nach und nach kamen alle und ich merkte, wie Draco leiser wurde und ernster. Es war ja auch ungewohnt, wenn man das Haus gewechselt hat...

Im Raum setzten wir uns dann nebeneinander und allmählich hörte ich es Tuscheln.

Eine getigerte stolzierte vorne auf und ab. Aber es war eindeutig nicht Professor McGonagall.

Und dann stand plötzlich eine Frau vor uns. Sie war nicht besonders groß,  trug einen Dunkelgrünen Umhang, der farblich perfekt zu ihrem moosgrünen Kleid passte.
Die blonden langen Locken fielen ihr über die Schulter wie Seide und auf dem Kopf saß ein Kranz aus Waldblumen.
Sie war wunderschön.

,,Guten Tag, liebe Schüler.
Vielleicht kennt ihr mich schon, aber noch einmal: Ich bin Professor Delacour."

Mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Das musste eine von Fleurs Cousinen sein, die sehr nahe mit einer Vela verwand waren.
Ich verfolgte aufmerksam, wie sie einen Vogel in der Luft zu einem  Blatt verwandelte, welches herab segelte, von ihr aufgefangen wurde und sich zurück in den Vogel verwandelte.

Es war eine der spannendsten Stunden das Schuljahres, wie mir schien, obwohl dieses noch nicht lange ging.
Und dann hatten wir Zauberkunst.
Wir lernten einen Spruch, der Gegenstände von der Erdanziehungskraft löste,  sodass sie frei umher flogen.

Jedoch, meinte Professor Flitwick, wäre dieser einer der wenigen Zaubersprüche, die fatale Nebenwirkungen aufweisen konnten, führte man sie falsch aus.

Da machte mich stutzig.
Nach dem Unterricht ging ich noch einmal zu Flitwick, nachdem ich Draco gebeten hatte auf mich zu warten.
,,Professor?"
,,Ja, Miss Granger?"

,,Nun, sie meinten es gäbe nur wenige Zaubersprüche, die Nebenwirkungen aufweisen, wenn man sie nicht ganz korrekt ausführt. Ist darunter auch der Vergessenszauber ,Obliviate'? Ist es möglich, dass er zum Beispiel fie DNA verändert?"

,,Sie haben Recht. Es gibt nur etwa eine handvoll Zauber, die diese aufweisen, die zwölf Sprüche der Überwindung.
Ich bin mir sicher, sie kennen Dehnzauber? Diese sind darunter oder auch die Zauber, die auf Zeitumkehrern liegen. Doch ich muss sie enttäuschen, der Vergessenszauber kann höchstens wegen zu vielem Anwenden nicht rückgängig gemacht werden... Darf ich fragen, wie sie darauf
kommen? "

,,Ich... achso. Nun ich kann es ihnen erzählen..."

Und ich berichtete ihm von meinen Eltern und davon, dass alle Tests die ich mit ihnen durchgeführt hatte alle dasselbe Ergebnis präsentierten. Doch dieses konnte ja nicht richtig sein, sie waren schließlich meine Eltern.

,,Miss Granger."
Flitwick sah mich ernst an.
,,Sie wissen genauso gut wie ich, dass immer irgendwo Fehler auftreten. Doch wenn anhand mehrerer Beweise belegt ist, was ihrem Augenschein nach nicht wirklich sein kann, muss man diese Bewise auch von der anderen Seite betrachten.
In ihrem Fall ist es mir nahezu eindeutig. Wenn sich ihre genannten Thesen als falsch erweisen, müssen sie das Ergebnis als die Wahrheit hinnehmen. Ich bin mir sicher, zumindest fast, dass dies nicht ihre leiblichen Eltern sind.
Ich schätze ihre Begabung, dass sie sich so viel gut und richtig merken können und ihren Altersgenossen weit voraus sind, doch ich habe mich schon oft gefragt ob dass normal ist.
Überlegen sie doch mal, vielleicht ist die Familie, die sie für ihre leibliche hielten, gar nicht fie leibliche... Ich denke sie sollten mal mit Professor McGonagall darüber reden. Ich hoffe ich konnte ihnen helfen! Doch dir Zeit drängt, wenn sie mich entschuldigen würden..."

,,Ich... , natürlich Professor,  vielen Dank!"

Ich verließ landsam den Raum. Es kam mir so unwirklich vor.
Warum sollten meine Eltern nicht meine Eltern sein?

Ich war geschockt. Doch das, was mir Professor Flitwick erläutert hatte, leuchtete ein.

Nur schien es mir unmöglich.

,, ... Hermine? Stimmt etwas nicht?"
Dracos Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

,,Es... es ist... ach, ich erzähls dir später. Wir- Wir müssen jetzt schnell zu Kräuterkunde! "

,,Sicher, dass alles in Ordnung ist?"
,,Ja doch. Ich... Komm jetzt!"

Und ich zog ihn hinter mir her zu den Gewächshäusern.

Was sind schon Hass und Liebe - DramioneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt