EIGHTTEEN

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-Logan-

Langsam pendelte sich in meinem Leben wieder ein Rhythmus ein. Es waren die Träume von ihr, die mich bei Verstand hielten. Dabei wusste ich nicht, ob es ein Segen oder ein Fluch war. Seit ich diese eine Mal von ihr geträumt hatte, kehrte ich immer wieder zu der Wohnung zurück. Jeden Morgen oder vielmehr jeden Tag schlief ich einige Stunden, nur um sie sehnsüchtig in meinem Träumen zu erwarten. Wir trafen uns immer wieder an einem anderen Ort. Manche kannte ich, andere musste mein Unterbewusstsein irgendwo schon einmal gesehen haben. Denn mir war bewusst, dass es nichts anderes als mein Unterbewusstsein war, welches mich von ihr träumen ließ. Dabei spielte es mir unterschiedliche Szenen vor. Manchmal fielen wir ohne ein Wort zu sagen übereinander her. In diesen Momenten schien die Traum-Sarah, die gleiche Verzweiflung zu fühlen wie ich. Ich wusste nicht, ob ich meine eigene Verzweiflung auf sie projizierte oder ob ich mir wünschte, dass sie mich genauso schmerzlich vermisste wie ich sie. Träume zu deuten war nicht gerade eine meiner Stärken, aber ich wollte auch mit niemanden darüber sprechen. Das war mein Geheimnis. Vielleicht würden sie mich, sollten sie davon erfahren, auch endgültig für verrückt erklären. Es gab aber auch Träume, die nicht sonderlich schwer zu verstehen waren. In einem dieser Träume erzählte sie mir von einem Julius und seinen Freunden. Tatsächlich hatten wir in diesem Traum auch fast so etwas wie einen Streit. Selbst wenn es nur ein Traum war, so war ich furchtbar eifersüchtig gewesen und hatte ihr jeglichen Kontakt verbieten wollen. Zwar hatte mich die Traum-Sarah beruhigen und davon überzeugen können, dass sie kein Interesse an andere Männer hatte. Aber als ich aufwachte, blieb ein hässliches Gefühl in meiner Brust zurück. Es war die blanke Eifersucht. Aber auch eine gewisse Angst und Unsicherheit nistete sich in meinem Herzen ein. Was war, wenn sie mich schon wieder vergessen hatte? Wenn sie jetzt einen Freund hatte? Wenn sie jemanden kennenlernte und sich in ihn verliebte? Ich war nicht da, um ihr klarzumachen, dass das Schwachsinn war. Um ihr klar zu machen, dass ich der einzig Richtige für sie war. Sobald diese Gedanken kamen, verdrängte ich sie. Dafür war kein Platz. Sarah gehörte zu mir. Ich hatte sie schon für mich beansprucht und sobald ich wusste wo sie war, würde ich sie wieder zurück gewinnen. Sie war für mich bestimmt. Meine Gefährtin. Und es war nur eine Frage der Zeit, bis ich Sarah wieder in meinen Armen halten würde. Das wusste ich.
In einem meiner Träume erzählte ich ihr die Geschichte über die Lykae. In der nächsten beichtete ich ihr, dass ich einer war. Ich erklärte ihr, dass sie meine Gefährtin sei. Auch wenn sie ein wenig unsicher reagierte, akzeptierte sie es in meinem Traum. Hoffentlich würde sie das auch in der Realität tun. Ich ließ keine Zweifel daran zu, dass ich sie finden würde. Cori hatte Toni und Lucas aus dem Gefängnis geholt. Die Verhandlungen und der Papierkram dauerten zwar noch an, doch die beiden verbrachten fast jede freie Minute vor ihren Rechnern, um nach Sarah zu suchen. Das einzige Problem war, dass es keine zentrale Datenbank gab, die sie hacken konnten. So hackten sie sich in die Datenbanken jeder einzelnen Uni, was sehr zeitaufwändig war, wie die beiden mir verrieten. Aber es ging voran. Ebenso wie mein Deutschkurs, den ich jeden Abend besuchte und die Abarbeitung aller möglichen zu erledigenden Sachen. Sobald sie Sarah finden würden, wollte ich bereit sein um sofort zu ihr fliegen zu können. Deswegen arbeitete ich jetzt schon vor. Mit den anderen Lykae sprach ich auch wieder, nicht besonders viel. So gesprächig war ich immer noch nicht, denn meine Gedanken waren nach wie vor jede Sekunde bei Sarah, aber ich war nicht mehr so ungerecht und gemein wie zuvor. Das Personal durfte wieder ins Haus. Bevor ich jeden Tag nach Sydney fuhr, streifte ich nachts als Wolf durch den Dschungel. Corinne hatte Recht. Wenn ich mich wieder so gehen ließ wie letztes Mal, würde es erneut in einem Desaster enden. Also tat ich alles um genau das zu verhindern.


[02] SilvesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt