TWENTYFOUR

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Was hatte ich falsch gemacht? Ich wusste es nicht. Seit ich in Deutschland war hatte ich nach einem Haus gesucht. Ihr WG-Zimmer war einfach zu klein. Schon für eine Person allein war es nicht zumutbar und zu zweit erst recht nicht. Außerdem war das Zusammenleben mit ihren Mitbewohnern nicht gerade leicht. Es fing bei der Benutzung der Dusche an, ging über die Fächeraufteilung des viel zu kleinen Kühlschranks bis hin zum Putzdienst. Das Haus, was ich gekauft hatte, lag in der Nähe der Uni und der Innenstadt. Es war neu gebaut. Zwar hätte es meiner Meinung nach um einiges größer sein können, aber als ich es gekauft hatte, hatte ich irgendwie das Gefühl, dass es perfekt für Sarah war. Anscheinend nicht. Ich hatte ihr damit eine Freude machen wollen. Sie überraschen wollen. Doch das war gewaltig nach hinten losgegangen. Immer noch strich ich ihr sanft über den Rücken, obwohl Sarahs ruhiger, endlich wieder gleichmäßiger Atem mir verriet, dass sie schlief. Zum Glück. Es war momentan das beste für sie. Ich hatte nicht gewusst wie ich sie beruhigen konnte. Wie auch, wenn ich nicht wusste, was sie so aus der Fassung gebracht hatte? Ich hielt sie in meinen Armen und presste sie dicht an mich. Es beruhigte mich selbst, denn zu sehen wie sehr sie litt ohne etwas dagegen machen zu können, war ein Alptraum für mich. Verzweifelt vergrub ich meine Gesicht in ihrem welligen Haar, atmete tief ihren Geruch ein. Was hatte ich getan oder gesagt, dass sie so zusammenbrach? Es zerriss mich. Diese Ungewissheit. Ich hatte Angst vor dem Moment in dem sie wieder wach wurde. Würde sie erneut in Panik ausbrechen? Oder wollte sie mich nicht mehr? Damit könnte ich nicht leben. Es war doch nichts gewesen, versuchte ich die negativen Gedanken zurück zudrängen. Sicherlich. Ich hatte ihr noch immer nicht gesagt, was ich war. Ich wusste auch, dass sich immer mehr Fragen bei ihr sammelten. Aber als ich um Zeit gebeten hatte damit ich es ihr später erklären könnte, hatte sie ohne zu zögern nachgegeben. Verdammt. Tief atmete ich ihren Geruch ein. Strich ihr durch die Haare. Ihre Nähe beruhigte mich wie nichts sonst auf dieser Welt. "Was hab ich nur getan, meine Süße?" Fragte ich ich die Stille des Bads hinein mich selbst. Ich zuckte zusammen als die ungewohnte Klingel ertönte und sah dann zu Sarah. Zwar murrte sie leise und drehte ein wenig den Kopf, doch sie schlief weiter. Kurz überlegte ich, ob ich noch aufmachen sollte. Mit großer Sicherheit war es Ash. Ich hatte sie angerufen in der Hoffnung, dass sie Sarah beruhigen konnte. Die Idee sie ins Krankenhaus zu bringen, hatte sie nur noch mehr aufgeregt. "Logan mach die scheiß Tür auf!" Sie sprach nicht einmal sonderlich laut, aber mit dem Gehör der Lykae war das auch gar nicht nötig um sie zu verstehen. Ich seufzte leise und stieg dann mit Sarah in den Armen die Treppe hinab um Ash die Türe zu öffnen. Wie ein Gewittersturm brach sie über mich herein sobald ich die Tür geöffnete hatte. "Was zur Hö..?!" Sie erblickte Sarahs schlaffen Körper in meinem Arm und verstummte. "Oh mein Gott!" Murmelte sie entsetzt, als sie ihr verheultes gerötetes Gesicht sah. "Was hast du getan?" zischte sie mich wesentlich leiser wütend an. "Du bleibst genau hier!" Befahl sie mir ohne das ich ihr auch nur eine Antwort hätte geben können, hätte ich eine gehabt. Ash stürmte aus der Haustür raus und kam keine dreißig Sekunden später mit Rio zurück. "Gib sie ihm!" Befahl sie mir ungeduldig. "WAS?!" Fragte ich entsetzt, fassungslos. Ich würde Sarah nicht einfach irgendwem geben. Auch wenn es Rio war und ich ihm absolut vertraute. Sarah gehörte mir. Ich mochte ja noch nicht einmal die Vorstellung von Männern in ihrer Nähe, da würde ich sie doch sicherlich keinem anderem in die Arme legen. "Stell dich nicht so an." Fauchte Ash. "Hier geht es nicht um dich sondern um Sarah. Und bis ich nicht genau weiß was du verzapft hast, kann ich ihr nicht helfen. Also passt Rio auf sie auf während wir miteinander reden. Stell dir vor sie würde allein aufwachen." Abwartend sah sie mich an. Konnte ich sie nicht einfach weiterhin in meinen Armen halten? "Ich behalte sie in meinen Armen." "Logan. Sie ist vollkommen am Ende. Du willst sie doch nicht sofort wieder munter machen."
Wiederstrebend übergab ich sie Rio, der sie vorsichtig festhielt. "Geh am besten hoch mit ihr." Befahl Ash ihm. Mit einem unwohlen Gefühl im Bauch sah ich ihm hinterher bis er am Ende der Treppe verschwand. Es tat verdammt weh sie in den Armen eines anderen zu sehen und zu wissen, dass man selbst irgendwie schuld daran war. "Wo zum Teufel sind wir hier eigentlich?" Riss Ash' Stimme mich aus meinen Gedanken. "Ich hab ein Haus für Sarah und mich gekauft." Erklärte ich ihr das meiner Meinung nach ziemlich Offensichtliche. Einen Moment sah sie mich stumm an, dann schluckte sie ehe sie Worte sagte, die bisher kaum jemand zu mir gesagt hatte: "Du bist so ein Idiot." Sie ging an mir vorbei und sah sich unten kurz um. Ich verfolgte sie, mit meinen Blick. Sie sah immer nur kurz zur Tür rein während ich zu begreifen versuchte was sie mir damit sagen wollte. "Und lass mich raten, dann hast du ihr all das was du dir vorstellst erzählt. Möbel aussuchen, einziehen. Heiraten. Zehn Kinder. Du verdienst das Geld, sie passt auf die Kinder auf." Spottete Ash. Mit einem finsteren Blick bedachte sie mich. "Nein." Stritt ich ab. "Ich hab nur gesagt, das ich mit ihr die Möbel aussuchen möchte." Auch wenn ich Heiraten und Kinder irgendwann wollte, wusste ich, dass das Sarah dann wohl doch zu schnell gehen würde.
Ash seufzte. "Wenigsten ein wenig Verstand hast du gezeigt." Sie ging in die Küche. Da sie dieses Mal nicht wieder heraus kam, folgte ich ihr, auch wenn ich fiel lieber hoch zu Sarah gegangen wäre. "Okay, pass auf." Forderte Ash mich auf. Mit dem Rücken zu mir starrte sie aus dem Fenster. Die Aussicht war phänomenal, da das Wohngebiet auf einen höher gelegenen Teil der Stadt lag, aber Ash sah sie vermutlich momentan genauso wenig wie ich. Aufmerksam hörte ich ihr zu als sie zu reden begann. Sie war Sarahs beste Freundin. Vielleicht verstand Ash Sarahs Reaktion. "Sarah ist ein Mensch. Sie ist keine Lykae wie wir. Menschen leben anders und normalerweise lieben sie auch anders. Sie werden deshalb ganz anders als wir erzogen. In ihrer Welt gibt es nicht den Gefährten, auf den sie ihr ganzes Leben warten und mit dem sie alles sofort tun." Sie drehte sich zu mir um. In ihrem Blick lag Mitgefühl, Verständnis. Aber auch eine Bitte. "Du hast sie heute überfordert. Die ganze Beziehung mit dir geht aus ihren Augen betrachtet viel zu schnell voran. Menschen sind in solchen Sachen normalerweise viel langsamer und vorsichtiger. Sie spürt das gleiche wie du. Sie liebt dich wirklich Logan, daran brauchst du nicht zweifeln, aber ihre menschliche Erziehung setzt ihr Grenzen. Ihr Verstand und alles was sie kennengelernt hat, sagt ihr, dass das nicht normal ist. Es ist ein Wunder, dass sie das so gut bisher mit gemacht hat. Wahrscheinlich sogar nur, weil sie den Schmerz gespürt hat, nachdem sie abgehauen ist. Mit dem Haus hier hast du sie einfach überrollt. Außerdem kennt ihr euch für das menschliche Verständnis noch nicht lange genug um so einen Schritt wie ein Haus zu wagen. Sie ist jung, sehr jung. Sie hat noch nicht einmal hundert Jahre gelebt und alles gesehen. Vielleicht will sie sich erst einmal selbst finden. Vielleicht will sie reisen. Keine Ahnung was alles. Die Menschen haben jetzt so viele Möglichkeiten..." sie stoppte kurz in ihrer Erklärung. "Du warst zu schnell für sie Logan. Lass ihr mehr Zeit. Auch wenn du es nur gut meinst.. lass ihr einfach mehr Zeit, damit sie sich daran gewöhnen kann. Damit sie mit dir Schritt halten kann. Sprich mit ihr. Erzähl ihr auch was du bist. Wir haben alle unsere liebe Mühe uns nicht zu verplappern und um so länger du zögerst, umso mehr tust du ihr weh, weil sie das Gefühl hat, dass du ihr nicht genug vertraust oder viel schlimmer: Sie erfährt es von jemandem anderem." Ich schluckte, das war viel zu verdauen. Mein Kopf brummte, versuchte zu erfassen was sie mir sagte. Es zu verstehen und zu verarbeiten. Ich war wirklich daran schuld, dass Sarah so zusammen gebrochen war. Aufgebracht fuhr ich mir mit beiden Händen durch die Haare. Einfach weil ich die Zeit nicht abwarten konnte. Verdammt. Wütend auf mich selbst, frustriert von dieser dämmlichen Situation, wollte ich am liebsten gegen etwas schlagen oder treten. "Was soll ich jetzt machen?" Das Haus hatte sie nun schon gesehen. Rückgängig konnte ich die letzte Stunde nicht machen, egal wie sehr ich es wollte, nur damit es ihr besser ging. "Ich rede mit ihr und du verschwindest erst mal von hier." "Ab.." Mit ihrem wackelnden Zeigefinger unterbrach sie meinen Protest. "Ahhahhahhh. Du hast heute ganz schön Mist gebaut und deswegen müssen Sarah und ich jetzt ein dringendes Gespräch führen. Ein langes Gespräch unter Frauen. Wenn du ihr noch was gutes tun willst, sorgst du dafür, dass die Heizung läuft und organisierst uns Eis, ein paar Kissen und Decken. Rio soll meinen Laptop und ein paar DVDs bringen."
"Aber.."
"Vertrau mir Logan. Gib ihr einfach etwas Zeit und Freiraum." Sie ging zum Kühlschrank und schaltete ihn ein. Kurz öffnete sie die Schränke und Schieber. "Geschirr und Besteck brauchen wir auch und Handtücher und ..." sie überlegte kurz. "Ich schreib Louisa eine Nachricht. Sie sollte zuhause sein. Sie gibt euch dann das ganze Zeug und den Rest müsst ihr einfach kaufen. Ich bleibe hier bei ihr."
"Willst du mit ihr hier übernachten?" Fragte ich. Vollkommen verwirrt und überfordert von ihrer Denkweise. Erst sagte sie mir, ich solle Sarah nicht überfordern, was ich mit dem Haus anscheinend total getan habe und nun wollte sie mit Sarah hier übernachten? Frauen waren tatsächlich ein Mysterium. Und um Sarahs Willen sollte ich schnellst möglich dieses Mysterium verstehen lernen.
Ash nickte. "Ja."
"Aber ich dachte..."
"Sie hat das Haus doch ohnehin gesehen oder? Also machen wir jetzt das Beste daraus. Außerdem ist das Haus ja nicht das eigentliche Problem. Du warst halt einfach nur ein wenig zu schnell. Sie braucht jetzt einfach Zeit zum Gedanken sortieren. Gib. Sie. Ihr."
"Dann kann ich doch auch hier bleiben."
Genervt stöhnte Ash auf. "Schenke ihm Verständnis, lieber Gott." Bat sie mit in den Nacken gelegten Kopf. Ich verdrehte die Augen. So schlimm war ich nun wirklich nicht. Was konnte ich dafür, dass Frauen so kompliziert waren? "Logan, lass ihr Zeit. Gib ihr Raum. Ist dir denn nie der Gedanke gekommen, dass du manchmal ein bisschen .... ein bisschen zu viel du selbst bist?" Was wollte sie mir gerade sagen? Konnte sie sich nicht verständlich ausdrücken. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, tat sie es dann endlich. Zumindest so weit wie sie es als Frau konnte. "Wie soll Sarah einen klaren Gedanken fassen, wenn du immer um sie bist? Du lässt sie heute Nacht in meiner Obhut. Meinetwegen kampierst du als Wolf im Garten. Morgen früh geht sie in die Uni und dann fahrt ihr ohnehin zusammen zu ihren Eltern. Deal oder ich wende Gewalt an?" Fragte sie. Ich wusste wirklich nicht warum sie mir gegenüber so wenig Respekt zeigte und scheinbar nicht den Funken von Angst verspürte, während sie so mit mir sprach wie kaum Corinne es sich wagte. Das schlimmste daran, sie meinte es ernst. "Deal." Knurrte ich trotzdem unwillig. Es passte mir nicht und besonders die wölfische Seite in mir protestierte. Nur die Idee, im Garten als Wolf zu übernachten und dass es Sarah dann schlussendlich besser gehen könnte, ließ mich schließlich zustimmen. Irgendwie hatte ich den Verdacht, dass Ash das nicht halb so ernst meinte wie ich die Idee auffasste. Aber dann wäre ich immerhin noch in Sarahs Nähe und könnte jederzeit bei ihr sein. "Wunderbar." Ash strahlte mich an.
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#Wer hat Mitgefühl mit Logan? Ash ist eine wahre Naturgewalt oder?

#Ist es jetzt verständlicher?

Zur Lesenacht: Sie ist am 28.12.. (Am 27. ist leider etwas unerwartetes dazwischen gekommen, was sich auch nicht verschieben lässt.) Wann es genau losgeht weiß ich noch nicht.

Ich wünsche ich euch allen ein schönes besinnliches Weihnachtsfest und einen fleißigen Weihnachtsmann.

[02] SilvesterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt