~Chapter 53~

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Ich weinte nicht. Was mich selbst überraschte. Ich war einfach nur traurig und verletzt. Die alte, noch nicht verheilte Wunde wurde erneut aufgerissen. Als ich bei mir Zuhause ankam, blieb ich bevor ich aus dem Auto ausstieg, noch sitzen. Ich ließ das Lied zu Ende spielen und das danach auch. Ohne über irgendetwas nachzudenken. Ich wusste nicht wie ich mich fühlte. Es war ein reines Gefühlschaos welches nicht zu bändigen war. Was ein toller Start in meinen Geburtstag.

Seufzend schaltete ich die Musikanlage aus und griff nach hinten nach meiner Tasche. Aus dem Augenwinkel bemerkte ich etwas auf dem Beifahrersitz liegen. Maxims Lederjacke. Er hatte sie anscheinend vergessen. Oder mit Absicht liegen lassen. Ich nahm sie mit und ging aus der Garage raus, zu meiner Haustür. Seltsamerweise brannte Licht im Haus. Wieso? Ich hatte das Licht ausgeschaltet als ich zu Mia herüber gegangen war. Daran konnte ich mich genau erinnern. Mit klopfendem Herzen schloss ich die Haustür auf.
"Kannst du uns mal bitte erklären wo du warst?", kaum hatte ich ein Schritt in das Haus gesetzt wurde ich von Mia lauthals angeschrien. Jacob stand wie ein Wachhund neben ihr. Sie hatten anscheinend den Ersatzschlüssel benutzt.
"Wo warst du?", fragte sie erneut aufgebracht.
"Ich hatte etwas zu erledigen.", antwortete ich ruhig. Auf Drama und Erklärungen hatte ich wirklich keine Lust.
Das Einzige was ich wollte war mich in mein Bett zu legen und zu schlafen.
"Mitten in der Nacht?! Und wem gehört diese Jacke?", fragte Jake und zeigte mit der Hand auf Max' Jacke in meinen Armen war.
"Die gehört meinem Dad. Er hat sie im Auto vergessen gehabt."
"Sie lügt ohne rot zu werden! Wir haben uns Sorgen gemacht Veronica!"
"Hört zu, es tut mir leid aber ich bin scheiße müde und werde mich jetzt ins Bett legen.", verkündete ich und machte mich auf den Weg in mein Zimmer.
"Veronica! Du sagst uns jetzt sofort wo du gewesen bist!", rief Mia. Ich blieb stehen und drehte mich zu ihnen um.
"Ihr seid nicht meine Eltern. Was heißt, dass ich euch keine Rechenschaft schuldig bin. Also wenn ihr mich bitte entschuldigen würdet, es war ein langer Tag und ich bin sehr erschöpft. Ich werde mich jetzt schlafen legen. Ihr könnt hier bleiben wenn ihr wollt. Gute Nacht!", sagte ich und ließ sie mit diesen Worten stehen.
Oben angekommen fing ich an mich bettfertig zu machen. Zum Glück war weder Mia noch Jake mir gefolgt. So konnte ich mich einfach ins Bett legen und endlich schlafen. Während ich im Bett lag rangte ich mit meinem inneren Ich ob ich Max schreiben sollte, dass er seine Jacke in dem Auto vergessen hatte. Eigentlich müsste ich es ihm sagen, schließlich war es seine Jacke und er wollte bestimmt wissen wo sie war. Aber wenn ich ihm schreiben würde dann wäre das 'ihm aus dem Weg gehen'-Spiel ja wieder hin. Ich hasste Situationen in denen mein Kopf stur dagegen war und mein Herz sich danach sehnte ihm zu schreiben, zu wissen wie es ihm ging. Egal wie scheiße er zu mir war, zwischen uns war diese Spannung, dieses Gefühl welches unbeschreiblich war und mich jedes mal aufs Neue daran, wie sehr ich ihn doch liebte.
Letztendlich gewann mein Herz den Kampf gegen meinen Kopf.
"Du hast deine Jacke im Auto vergessen. Sie ist bei mir.", schrieb ich ihm und schickte es ab. Ich setzte noch ein "Bist du okay?", dahinter und legte das Handy hin. Es war definitv falsch ihm zu schreiben. Damit machte ich nicht nur mir Hoffnungen, dass alles zwischen uns in Ordnung war sondern auch ihm. Mein Verstand schüttelte wahrscheinlich gerade seinen imaginären Kopf.
Mein Handy blinkte und zwei Nachrichten tauchten auf dem Bildschirm auf. Er hatte zurück geschrieben.
"Ja habs gemerkt. Danke.
Ich bin okay. Bist du es denn?"
"Ich weiß es nicht um ehrlich zu sein", antwortete ich wahrheitsgemäß und einige Sekunden später kam eine Antwort.
"Es tut mir leid."
"Ja. Mir auch." Er las es antwortete allerding nicht. Um das Thema zu wechseln fragte ich: "Hast du deine Wunden desinfiziert?"
"Taylor hat es gemacht."
"Was hat sie dazu gesagt?"
"Nichts."
"Hast du ihr auch nichts erzählt?", fragte ich.
"Nope
Kann ich morgen vorbeikommen um meine Jacke abzuholen?" Ob das eine gute Idee ist. Schließlich kommt mein Vater morgen früh und Mia und Jacob kommen bestimmt auch.
"Ich weiß nicht ob, dass eine gute Idee ist", antwortete ich.
"Ich will nur meine Jacke abholen. Ich weiß, dass du sauer bist auf mich."
"Ich bin nicht sauer, Max."
"Aber verletzt."
"Ich glaube ich sollte schlafen gehen. Gute Nacht Max." Ich wollte dieses Gespräch jetzt nicht weiterführen, vorallem nicht via WhatsApp.
"Gute Nacht, Veronica.", schrieb er.

"Alles Gute zum Geburtstag!", weckte mich mein Vater fröhlich auf. Er stand in meinem Zimmer, in der Hand hielt er einen großen Blumenstrauß und ein kleines Päckchen.
"Danke Dad!", sagte ich lächelnd. Er setzte sich neben mich aufs Bett und überreichte mir den Strauß und das Päckchen. Den Blumenstrauß stellte ich in die Vase auf mein Nachtschrank. Vorsichtig zog ich an der blauen Schleife und streifte das Band vom Päckchen. Ich hatte absolut keine Ahnung was mein Vater mir schenken konnte, da ich nie wirklich irgendwelche Wünsche ausgesprochen hatte. Ich öffnete die Schachtel und mich lächelte ein wunderschöner traumhafter Ring an.
"Das ist Grandma's Ring", stellte ich lächelnd fest. Als ich klein war und meine Großmutter noch am leben, trug sie immer diesen Ring. Ich fand ihn schon immer wunderschön und wollte ihn haben. Als ich sie fragte ob sie ihn mir schenken konnte sagte sie mir: "Dieser Ring hat meiner Großmutter gehört und davor ihrer Großmutter und an deinem 18 Geburtstag wird er dein sein." Sie hatte ihr Wort gehalten.
"Bevor sie starb musste ich ihr versprechen dir an deinem 18. Geburtstag den Ring zu geben", erzählte mein Dad. "Gefällt er dir?"
"Er ist wunderschön!", sagte ich. Vorsichtig nahm ich den Ring aus dem samten Stoff und steckte ihn mir an meinen Ringfinger. Begeistert sah ich wie die Sonnenstrahlen in dem Ring reflektiert wurden.
"Mein Geschenk kriegst du gleich auch noch."
"Dein Geschenk? Dad du musst mir doch nichts schenken!"
"Natürlich muss ich dir was schenken. Du bist meine einzige Tochter und es ist dein 18. Geburtstag!", er lächelte, "Ich mache uns jetzt Frühstück.", sagte er und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Er stand auf und ging zur Tür, allerdings blieb er stehen und drehte sich zu mir um.
"Wer kommt heute alles mit zum Essen? Ich wollte gleich den Tisch reservieren."
Es war mittlerweile eine Art Tradition geworden, dass mein Vater, meine Mom und ich an meinem Geburtstag ins 'Azul' essen gingen. Das ist ein 5 Sterne Restaurant in Miami. Je nachdem kamen mal Mia und Jake mit. Seit meine Eltern getrennt waren, kam meine Mutter nicht mehr mit.
"Nur wir 2", antwortete ich ihm. Er sah mich erstaunt an.
"Was ist mit Jacob und Mia? Oder Maxim?", fragte er.
"Die kommen nicht."
Ich hatte beschlossen niemanden einzuladen, da ich keine Lust auf die Fragen von meinen besten Freunden hatte. Und Maxim...Es war vielleicht garnicht mal so schlecht, Abstand zu halten.
"Hmm okay."

Irgendwann nach dem Frühstück klingelte es an der Tür, mein Vater erklärte sich dazu bereit sie aufzumachen. Währenddessen machte ich es mir auf der Couch bequem.
"Veronica!", rief mein Vater aufeinmal.
"Was?"
"Hier ist jemand für dich."
Seufzend stand ich auf und schlürfte zur Tür.
"Mom!", rief ich als ich meine Mutter neben meinem Vater stehen sah. Ich ging auf sie zu und umarmte sie.
"Was machst du hier?", fragte ich sie überrascht, dabei sah ich unauffällig zu meinem Vater, der nur mit den Schultern zuckte.
"Ich kann doch den Geburtstag meiner Tochter nicht verpassen!", antwortete sie. Letztes Jahr hast du es getan. Sie ließ mich los und sah an mir runter.
"Veronica, was ist das für ein schreckliches Shirt?", fragte sie entsetzt. Ich hatte wie so oft ein oversized Band T-Shirt an, in welches ich einige Löcher reingeschnitten hatte damit es an Charakter bekam. Natürlich gefiel meiner Mutter soetwas ganz und garnicht.
"Und eine Hose trägst du auch nicht!"
"Die Löcher gehören zu dem Shirt und ich trage eine Hose.", sagte ich und schob mein Shirt hoch damit sie die Jeans-Shorts darunter sah.
"Du solltest dir trotzdem etwas anderes anziehen, Veronica, dass ist ja schrecklich. Wenn das jemand sieht, denken die doch, dass du kein Geld hast für Anziehsachen!"
Meiner Mutter war es schon immer wichtig, dass man sehen konnte, dass wir wohlhabend waren. Mir war es egal. Mir wäre es oft auch lieber wenn wir nicht zu der 'Elite' von Miami zählen würden, da man genau darauf reduziert wird.
"Komm, ich mach uns Tee.", schlug mein Vater vor und führte meine Mom in die Küche. Mit seinem Blick gab er mir zu verstehen, dass es besser wäre wenn ich mich umziehen würde. Ich lief genervt die Treppe hoch. In meinem Zimmer tauschte ich mein T-Shirt und meine Shorts durch ein T-Shirt-Kleid aus.
"Besser?", fragte ich meine Mutter. Sie und mein Vater saßen am Tisch und tranken ihren Tee. Ich nahm mir eine Tasse aus dem Schrank und einen Teebeutel.
"Besser.", antwortete sie, doch wirklich gefallen tat es ihr nicht. "Wo sind denn deine ganzen schönen Sachen, die wir mal zusammen gekauft haben?"
"In meinem Schrank oder so keine Ahnung." Ich setzte mich zu ihnen an den Tisch und sah meine Mom an. Sie musterte mein Kleid. Und ganz plötzlich leuchteten ihre Augen auf und sie began zu lächeln.
"Ich habe tolle Neuigkeiten. Ich habe eine Geburtstagsparty für dich geplant. Heute Abend."
"Heute Abend gehen Dad und ich essen.", teilte ich ihr mit.
"Das kann man verschieben. Die Party wird ganz toll! Es kommen sehr viele gutaussehende Junggesellen, alle in deinem Alter und aus gutem Hause. Sie werden dir sicher gefallen. Und vielleicht steht demnächst sogar eine Hochzeit an!"
"Ganz bestimmt nicht!", sagte ich entsetzt.
"Veronica stell dich nicht so an!"
"Ich bin erst 18!" Und außerdem wird niemand von ihnen Max sein.

Frohe Weihnachten!
Ich hoffe sehr, dass euch dieser Teil gefällt! Würde mich über ein Feedback freuen xx

Is he really a bad boy?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt