~Chapter 77~

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Tag 11 im Krankenhaus. Tag 5 seit ich wieder bei Bewusstsein war. Es waren nur 4 Tage aber es fühlte sich so an wie Ewigkeiten. Jeden Tag sah ich das Selbe. Weiße Wände. Weiße Bettwäsche. Weiße Lichter. Alles war weiß und steril. Alles fühlte sich unpersönlich an und kalt. Und ich glaubte, wenn Maxim und mein Vater nicht da wären; dann wäre ich schon längst durchgedreht. Wenigstens durfte ich jetzt entscheiden wer in das Zimmer reinkommen konnte. Zwar stand immernoch einer von den drei Security Männern vor meiner Tür - ich fand es ziemlich unnötig aber überstimmen konnte ich weder Maxim noch meinen Vater -, aber mein Vater war mittlerweile damit einverstanden, dass ich ab und zu Besuch bekommen durfte. Taylor und Sophie waren hier und auch meine Tante und Amy. Mia und Jake hatten mich schon zwei Mal besucht gehabt, seitdem war alles wieder gut zwischen uns. Wir hatten alles geklärt was zu klären war und selbst Maxim hatte sich mit beiden angefreundet. Anscheinend waren sie sich bei der Suche nach mir näher gekommen. Sie waren zwar keine besten Freunde - und wahrscheinlich wird es auch nie dazu kommen - aber sie konnten miteinander gut umgehen ohne sich gegenseitig an die Gurgel zu springen. Allerdings hatten Mia und Jake keine andere Wahl gehabt außer mit ihm klarzukommen, da Maxim sich weigerte sich von mir zu entfernen, außer es hatte etwas mit seiner Karriere zu tun. Mein Vater und Maxim hatten sich über die letzten Tage eine enge Beziehung aufgebaut. Die Tage im Krankenhaus hatten die beiden echt zusammengeschweißt. Sie verstanden sich prächtig. Diese Entführung hatte also doch etwas Gutes an sich gehabt. Doch leider gab es deutlich mehr negative Aspekte. Zwar ging es mir Tag zu Tag besser, aber trotzdem hatte ich am ganzen Körper unglaubliche Schmerzen und die Operation würde ein riesige Narbe auf meiner Brust hinterlassen. Es hatte offenbar einige Komplikationen während der Operation gegebenn. Unter anderem hatte ich sehr viel Blut verloren und mein Herz war währenddessen stehengeblieben. Deswegen mussten sie bei mir eine Herzmassage am offenen Herzen durchführen. Irgendwie war es gruselig darüber nachzudenken, dass irgendwelche Hände an meinem Herzen waren, ich hatte es öfters in Filmen und Serien gesehen, aber zu wissen, dass das Selbe bei mir gemacht wurde war ein komisches und angsteinflößendes Gefühl. Doch zum Glück hatten die ganzen postoperativen Untersuchungen gezeigt, dass keine langstfristigen Schäden geblieben waren. Zumindest bis zu diesem Zeitpunkt. Deswegen musste ich in den nächsten Wochen und Monaten, nachdem ich entlassen werde, zu regelmäßigen Untersuchungen um weiterhin zu verfolgen wie es mit meinem Herzen aussieht. Die ganzen anderen Verletzungen würde man nach einigen Wochen nicht mehr sehen oder spüren. Natürlich abgesehen von der riesigen Narbe auf meiner Brust, die ab jetzt immer zu sehen sein wird, egal was für ein Oberteil ich anziehen würde. Ein Rollkragenpullover würde sie vielleicht verdecken, aber im Sommer war es keine wirkliche Option, beziehungsweise war es für Miami keine gute Option, da es dort fast immer heiß war. Aber leider musste ich mich wohl oder übel damit abfinden, da es jetzt zu meinem Körper gehörte. Doch bis jetzt hatte ich Maxim nichts von der Narbe erzählt. Er hatte sie auch noch nicht gesehen, ich war bis her noch nicht bereit dazu gewesen sie ihm zu zeigen. Wahrscheinlich weil ich Angst vor seiner Reaktion hatte, vielleicht würde sie ihn ja abschrecken oder sogar anekeln.

Es war 7:56Uhr als Frank, einer von den Bodyguards und mit abstand der netteste von den dreien, an meine Tür klopfte und das Zimmer betrat.
"Guten Morgen, Miss Veronica!" Ich konnte mich an diesen Namen immernoch nicht gewöhnen.
"Guten Morgen, Frank!", erwiderte ich erfreut.
"Miss Veronica, hier ist jemand, der sie besuchen möchte, aber er gehört, soweit ich weiß nicht zu ihrem Bekanntenkreis, zumindest steht sein Name nicht auf meiner Liste und ihr Vater hat mich auch nicht über diesen Besuch informiert."
"Wer ist es denn?", fragte ich.
"Laut seinem Personalausweis ist sein Name Derek Cambell" Derek Cambell? Wer war Derek Cambell? "Kennen sie ihn, Miss Veronica?" Derek. Derek. Cambell. Derek Cambell. Irgendwie kam mir der Name bekannt vor allerdings konnte ich diesen Namen keinem Gesicht zuordnen.
"Lassen sie ihn rein, Frank!" Er verließ das Zimmer, kam allerdings sofort wieder, in Begleitung von Derek Cambell. Und jetzt, wo ich sein lächelndes Gesicht sah wusste ich auch wieder, wieso mir der Name so bekannt kam.
"Danke, Frank!", sagte ich und Frank nickte und verließ das Zimmer. Er ließ aber, wie ihm von meinem Vater befohlen wurde, die Tür einen Spalt offen, damit er alles hören konnte und falls nötig sofort einschreiten konnte.
"Hey!", sagte Derek. In der Hand hielt er einen Blumenstrauß, der höchstwahrscheinlich vorher von Frank sorgfälltig untersucht wurde. "Die sind für dich.", er legte die Blumen auf den Tisch und setzte sich auf den Stuhl, der neben meinem Bett stand.
"Danke."
"Wie geht es dir?", fragte er.
"Den Umständen entsprechend.", antwortete ich, "Entschuldige mich falls es unhöflich klingt aber mit dir habe ich echt nicht gerechnet!", gestand ich.
"Ja, das habe ich mir schon gedacht.", erwiderte er lachend. "Um ehrlich zu sein war das eine ziemlich spontane Sache dich hier zu besuchen, ich habe aus Zufall erfahren was geschehen ist und ich hatte auch gehofft dass unser nächstes Treffen irgendwo stattfinden wird wo es schön ist oder so und nicht in einem Krankenhaus und unter diesen Umständen."
"Du hast also auf ein nächstes Treffen gehofft?", neckte ich ihn.
"Ja. Seit deiner Geburtstagsparty habe ich darauf gehofft, dass du mich anschreibst, aber leider ist es nicht dazu gekommen."
"Das tut mir leid. Ehrlich.", sagte ich und meinte es auch so, schließlich hatte ich wirklich in erwägung gezogen ihn anzuschreiben. "Es ist einiges dazwischen gekommen." Maxim ist dazwischen gekommen. "Aber es ist schön dich wieder zu sehen!"
"Ja ich freue mich auch dich wieder zu sehen.", meinte er.
"Wie hast du davon erfahren?", fragte ich ihn.
"Es ist in den Nachrichten und im Internet. Überall wird davon gesprochen, dass du entführt wurdest. Von deinem Exfreund. Deswegen bin ich auch hier ehrlich gesagt. Ich wollte wissen ob es wahr ist was die Medien erzählen und ob es dir gut geht. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass dir soetwas schreckliches passieren konnte, aber wie ich sehe", er drehte sich zur Tür und nickte in Franks Richtung, "scheint es wahr und eine ziemlich ernste Sache zu sein."
"Es ist eine lange Geschichte. Alles was passiert ist.", antwortete ich.
"Ja, das glaube ich. Auf jeden Fall bin ich froh, dass es dir gut geht.", sagte er, "Naja beziehungsweise den Umständen entsprechend.", korrigierte er sich selbst.
Ich nickte einfach, da ich nicht wusste was genau ich darauf antworten oder wie ich reagieren sollte.
"Wurde er denn gefasst? Der der das alles getan hat?"
"Ja, er ist wieder im Gefängnis.", antortete ich, eigentlich sollte ich ja froh darüber sein, dass er wieder im Gefängnis war, aber mir gefiel der Gedanke nicht, ihn hinter Gittern zu sehen.
"Das ist doch gut oder?", fragte er vorsichtig.
"Ich weiß es nicht. Ich schätze schon.", in diesem Moment wusste ich wirklich nicht ob es eine gute Sache war oder nicht. "Wie gesagt, es ist alles eine lange Geschichte."
"Hmm", machte er. Eine Weile sagte niemand etwas bis er irgendwann das Schweigen brach. "Kann ich dir eine Frage stellen?"
"Klar!"
"Weißt du noch bei deiner Party, wo wir über den Typen geredet haben, der nicht auf der Party war, den du aber gerne dabei gehabt hättest?" Ich nickte. Natürlich wusste ich wovon und von wem er sprach. "Ist das der selbe Exfreund? Der wegen dem du hier bist?"
"Was?", fragte ich als ich realisierte was er gefragt hatte. "Nein! Nein, nein, nein! Zwischen diesen Personen liegen nicht nur Welten sondern Universen dazwischen. Nein es ist nicht die selbe Person!"
"Sorry. Falls ich etwas falsches gesagt habe!", entschuldigte er sich und ich konnte sehen, dass er es ernst meinte.
"Ist okay.", antwortete ich.
"Hat der Typ den wenigstens begriffen was ein Glück er mit dir hat?", fragte er.
"Wir sind zusammen. Ja. Falls es das ist was du meinst."
"Ja", er lächelte, "genau das meinte ich. Es ist schön dich lächeln zu sehen.", sagte er und mir fiel erst jetzt auch, dass ich lächelte. Mit Derek fühlte es sich irgendwie vertraut an, das war mir schon damals auf meiner Geburtstagparty aufgefallen. Als würde ich ihn schon mein ganzes Leben lang kennen, als wären wir schon immer miteinander befreundet gewesen.
"Hast du jemanden der dich glücklich macht?", fragte ich ihn.
"Noch nicht. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf."
"Das solltest du wirklich nicht. Ich bin sicher, dass bald jemand in dein Leben tritt, die deine Welt auf den Kopf stellen wird. Meistens kommt dieser Jemand dann wenn du es am wenigsten erwartest." Zum Beispiel, wenn er sich auf deinen Platz setzt.
"Ja wahrscheinlich hast du recht. Du bist-" Noch bevor Derek zu Ende sprechen konnte, betrat mein Jemand den Raum. Sein Blick war skeptisch auf Derek gerichtet, dieser drehte sich um und sah auch Maxim an.
"Und du bist?", fragte Maxim. Er hatte diesen Ton in seiner Stimme, den er immer hatte wenn er mit Menschen sprach die er nicht leiden konnte.
"Ich bin Derek."
"Aha. Und du bist hier weil?", fragte er und zog währenddessen seine Jacke aus und legte sie auf den Tisch, und das tat er ohne den Blick von Derek abzuwenden.
"Ich wollte Veronica besuchen."
"Aha. Und ihr kennt euch woher?"
"Ich habe sie auf ihrer Geburtstagsfeier kennengelernt.", antwortete Derek brav.
"Aha"
"Ich glaube ich sollte gehen.", sagte Derek und ich lächelte ihn entschuldigend an.
"Gute Idee", kam es von Maxim.
"Danke, dass du gekommen bist. Und danke für die Blumen.", sagte ich ihm.
"Kein Problem. Gute Besserung!"
"Danke!" Er nickte lächelnd und verließ das Zimmer. Mir tat Maxim's Verhalten unglaublich leid, aber ich wollte ihn nicht noch mehr provozieren. Nachdem Derek gegangen war, kam Maxim zu meinem Bett und versuchte mir einen Kuss zu geben. Doch ich wich aus und drehte mich von ihm weg.
"Sag mir jetzt nicht, dass du sauer auf mich bist.", meinte er und ließ sich auf den Stuhl fallen.
"Das gerade war wirklich unhöflich und unnötig."
"Du übertreibst."
"Nein tu ich nicht. Du warst gemein. Er hat dir überhaupt nichts getan."
"Wie hätte ich denn sonst reagieren sollen? Ich will meine Freundin im Krankenhaus besuchen und finde hier irgendeinen komischen Typen, von dem ich noch nie etwas gehört habe. Wer weiß was er von dir wollte."
"Er wollte nur nett sein. Du kennst ihn nicht einmal."
"Du kennst ihn ja anscheinend auch nicht. Zumindest hast du mir nie etwas von ihm erzählt. Magst du ihn?"
"Oh mein Gott, denkst du wirklich, dass ich was von ihm will?", fragte ich ihn geschockt.
"Ja kann ja sein."
"Maxim du glaubst doch nicht ernsthaft, dass ich nach all der Zeit, nach allem was wir durchgemacht haben, etwas für jemand anderen empfinden könnte?"
"Es tut mir leid, okay?", entschuldigte er sich und beugte sich zu mir, "Verzeihst du mir?", er strich mir sanft über meine Wange. Als Antwort nickte ich, da ich nicht wirklich sauer auf ihn war. Ich wusste schließlich wie eifersüchtig er sein konnte.
"Ich liebe dich.", sagte er mir und küsste mich.
"Ich liebe dich auch"
"Sag nicht auch."
"Was?" Hatte ich etwas falsches gesagt?
"Sag nicht auch. Es hört sich so an als würdest mir zustimmen." Es überraschte mich jedes Mal erneut, dass so eine harte Schale einen so unglaublich weichen kern haben konnte.
"Ich liebe dich, Maxim!", sagte ich ihm und versuchte ihm damit die Sicherheit zu geben, die ihm anscheinend fehlte.
"Ich liebe dich", erwiderte er und küsste mich erneut, "so, so sehr!" Jedes Mal, wenn er diese Worte zu mir sagte schien er innerlich zu zerbrechen. Als würde er jedes Mal ein Stück von sich selbst abgeben, wenn er es aussprach.

Is he really a bad boy?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt