16. Ich werde warten

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»Weißt du... Was ich ihm möglicherweise gestern getan hab?«, fragte ich schüchtern und biss mir aus Angst auf meine Unterlippe, zuckte zusammen, als Valeska mich komisch anschaute.

»Was redest du, Hailey?«, fragte sie und schaute mich mit schiefem Kopf an, die nicht vorhandene Ahnung war ihr wie im Gesicht geschrieben.

Verwirrt guckte ich sie mit leicht zusammengekniffenen Augen an und schwieg. Wie was ich da rede? Valeska ist wohl die einzige Person, die wissen kann, was ich gestern beziehungsweise heute getan habe und deswegen kann sie mir ja auch wohl oder übel beantworten, was er gegen mich hatte.

»Ich hab das Gefühl, er will mich hier nicht haben. Er hat mich so böse angeguckt, Valeska.«

Schuldbewusst schaute ich auf den Tisch und stützte dabei meinen Kopf in meine linke Hand, die sich auf dem Tisch mit dem Ellbogen aufgestellt hatte. Valeska fing an zu lächeln.

»Wieso hast du Schuldgefühle?«, ich zuckte mit den Schultern, »Mein Bruder mag dich, Hailey. Er würde dich niemals hier nicht haben wollen.«

Mit rasendem Herzen schaute ich Valeska in die Augen und biss mir auf die Innenseiten meiner Wangen, damit mir mein Grinsen, das kurz davor war, aufzutreten, nicht auf die Lippen schlich.

Ich wollte es einfach nicht zugeben, dass ich ihn auch mochte und es mich so glücklich machte, zu wissen, er würde über mich reden, mich mögen, sich freuen, wenn ich da war.

Halt nur nicht in diesem Fall.

»A-aber, wieso hat er dann so reagiert?«

Ich war verwirrt, ja, das war ich wirklich. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, was hier gerade vor sich ging und auch wenn Valeska Vincents Schwester war und eigentlich alles über ihn hätte wissen müssen, konnte selbst sie mir nicht erklären, wieso er so war wie er war.

Entweder sie wusste es wirklich nicht oder sie wollte es mir einfach nicht sagen.

»Vincent ist komisch, Hailey. Er«, sie machte eine dramatische Pause, in welcher sie nach den passenden Worten suchte, »Er braucht Zeit, um Leuten zu vertrauen und ist sehr vorsichtig, was das angeht.«

»Sollte ich mir deswegen Sorgen machen?«, fragte ich liebevoll und Valeska schüttelte den Kopf.

»Nein, er war schon immer so. Lass ihm Zeit, er wird dir irgendwann mal vielleicht erklären, wieso er so ist. Ich rede später mal mit ihm wegen heute.«

Gerade in diesem Moment merkte ich, wie viel man Valeska eigentlich vertrauen konnte.

Sie wusste - oder konnte sich denken - dass ich das Vertrauen einer Person, gerade der Geschwister, niemals missbrauchen würde, aber trotzdem hält sie ihren Mund und behält alles für sich.

Und das... Das freute mich sogar. Es freute mich wirklich, zu wissen, dass es solche Menschen wie sie noch gab, die Geheimnisse für sich behielten.

Jetzt hieß es einfach nur noch abwarten und hoffen, dass Vincent nichts passiert ist und nach ein paar Tagen wieder alles okay wäre, damit wir ganz in Ruhe miteinander reden können.

Denn er fehlt mir jetzt schon.

Wo er eben gerade gegangen war, wollte ich am liebsten, dass er bei mir bleibt und auch wenn es sich jetzt ziemlich fies und hinterhältig von mir anhörte, wollte ich, dass Valeska nicht hier wäre sondern Vincent an ihrer Stelle.

Am meisten frage ich mich aber nur, wo er war und ob ich ihn suchen gehen sollte. Aber was soll ich denn sagen, wenn ich ihn sehe?

Ich kann ja schlecht hingehen und sagen: Hey Vincent, hab gesehen, dass du was gegen mich hast, also was ist los?

Addicted | wird überarbeitet und in der neuen version wieder gepostet!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt