Noah
Wie der letzte Idiot lag ich auf meinem Bett. Meine Hände waren hinter meinem Kopf ineinander verschränkt und meine Augen hafteten die ganze Zeit an der Wanddecke.
Ich konnte das alles immer noch nicht richtig wahrhaben, was vorhin passiert war. Was überhaupt passiert war. Ich dachte, als ich das mit Hail erfahren hatte, dass nichts meine Laune noch mehr vermiesen konnte, und dann entschied Valeska sich kurzfristig, sich von mir zu trennen und die ganze Sache zu beenden.
Nicht mal eine ganze Woche hatten wir uns wiedergehabt, da ging das alles auch schon in die Brüche.
Vor allen Dingen war Valeska alles was ich wollte, alles was ich brauchte, um mich auf den Beinen zu halten. Nicht mal ansatzweise hatte ich eine Ahnung davon, wie ich es je schaffen würde, jemals ohne ihr klarzukommen. Es war praktisch unmöglich. Denn wie soll ein Mensch mit dieser Sucht leben, einen Menschen zu sehen, den man nicht sehen kann, und man trotzdem diese Sucht irgendwie stillen muss? Es ging einfach nicht.
Ziemlich spät waren meine Eltern und ich nach Hause gekommen. Mittlerweile war es zwei Uhr nachts und meine Eltern waren schon schlafen, nur ich blieb noch hellwach. Heute hatten wir erfahren, dass sich morgen ein Psychologe gerne mit Hail unterhalten würde und was genau ich davon hielt, wusste ich nicht.
Sicher konnte ich schon sagen, dass mit meiner Schwester was nicht stimmte. Sie benahm sich in letzter Zeit einfach nicht mehr wie sie selbst, ich erkannte sie nicht mehr als noch vor den Sommerferien. Früher war sie immer glücklich gewesen, das Licht im Dunkeln, das Mädchen mit dem größten und hellsten Strahlen im Gesicht, und jetzt? Jetzt lag sie tagelang ununterbrochen in ihrem Zimmer auf dem Bett und dachte nach, sprach nicht mehr, lachte nicht mehr, sondern grübelte und grübelte und tat nichts. Sie unterhielt sich nicht mehr richtig mit der Familie, war nicht in der Lage aus dem Haus gehen zu wollen, zeigte kein Interesse mehr an all den Dingen die sie tat, aß nicht viel, trank nicht viel. Mir war sogar aufgefallen, dass sie noch dünner geworden war, als sie es eh schon war.
Sie war einfach nicht mehr sie selbst. Sie war ein komplett anderer Mensch geworden.
Verzweifelt drückte ich meinen Rücken durch, sodass mein Kopf sich in das Kissen drückte, und fuhr mir mit meinen Händen über mein Gesicht, als ich plötzlich merkte, wie meine rechte Hand stark zu zittern begann.
»Oh fuck!«, rief ich laut, beachtete gar nicht, dass meine Eltern schliefen, kniff die Augen fest zusammen und schlug mit meinen zu Fäusten geballten Händen neben meinen Körper auf die Matratze.
Es reichte mir. Es reichte mir vollkommen. Ich hasste es, abhängig von einer Scheiße zu sein, von der ich nicht abhängig sein wollte. Ich hasste es, eine Person zu lieben, die ich nicht lieben sollte und durfte. Ich hasste es, eine Schwester zu haben, der es fruchtbar schlecht ging und das alles nur dadurch, weil ich diesen Mist vor zwei Jahren angefangen hatte. Und ich hasste den Gedanken, dass ich zu Ende bringen musste, was ich begonnen hatte. Ich hasste alles an meinem verkorksten, höllischen, versauten Leben.
Und wie ich all das jemals wieder in Ordnung bringen konnte? Das war eine Frage, die ich mir niemals beantworten werden kann.
In diesem Moment war ich noch wacher als ich es davor war und wusste, jetzt könnte ich erst recht nicht schlafen gehen. Nicht, wenn ich mir schon wieder eine Line durchziehen musste. Ich konnte nicht anders.
Also griff ich unmotiviert nach meinem Handy und schickte direkt eine Nachricht an Vincent, in der stand, dass er schon ein paar Tüten auf seinem Tisch bereitlegen sollte. Schon nach kurzer Zeit antwortete er mir mit drei Zungensmileys, und ging danach auch wieder offline.
![](https://img.wattpad.com/cover/85662142-288-k369112.jpg)
DU LIEST GERADE
Addicted | wird überarbeitet und in der neuen version wieder gepostet!
Roman pour AdolescentsWIRD ÜBERARBEITET UND IN DER NEUEN VERSION WIEDERGEPOSTET! »Ich brauche dich. Ich bin süchtig nach dir.« Es war nur eine Party, die das anscheinend so perfekte Leben von Hailey in ein komplettes Desaster änderte. Sie dachte, er wäre das Beste für si...