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66. Die zweite Chance

Noah

Valeska biss sich auf die Lippe und schaute direkt nach unten, weil sie lächeln musste und nicht wollte, dass ich es sah, doch ich sah es besser als erwartet.

Daraufhin musste ich auch schmunzeln und strich mit meinem Daumen über ihren Handrücken. »Ich kann immer noch nicht mit der Vergangenheit abschließen«, sagte sie auf einmal und hob ihren Kopf, legte ihn in ihre linke Hand, die ich nicht festhielt, schaute mich mit schiefgelegtem Kopf an und ließ ihre Mundwinkel immer wieder zucken.

Sie log. Das merkte ich schon, als sie angefangen hat, zu sprechen. Sie war so verdammt schlecht im Lügen, doch das mit diesem Hunter hat sie wirklich gut hinbekommen, auch wenn das sich ziemlich mies von mir anhörte.

»Wenn du nicht mit der Vergangenheit abgeschlossen hättest, hättest du deine Hand schon lange aus meiner gerissen und würdest hier auch gar nicht erst mit mir sitzen und einen Kaffee aus deinem Lieblingscafé trinken, weil du mich hassen würdest.« Valeska schüttelte mit einem empörten Grinsen auf den Lippen den Kopf und lehnte sich zurück, dabei nahm sie ganz vorsichtig ihre Hand aus meinen. »Und jetzt?«, fragte sie und zog belustigt eine Augenbraue hoch, presste die Lippen aufeinander und verschränkte lässig die Arme vor der Brust.

»Du sitzt immer noch in diesem Café«, meinte ich und stützte mich nun mit meinen Unterarmen an dem Tisch ab und guckte Valeska an, wie sie nach einer weiteren Aussage suchte. Doch anscheinend fiel ihr gerade nichts ein, weswegen sie den Kopf ein zweites Mal empört schüttelte und nach ihrem Cappuccino griff, um den ersten Schluck daraus zu trinken.

»Ich kann auch gehen«, sagte sie und stellte den Cappuccino zurück auf den Tisch, stand langsam auf, doch ich streckte meine Hand wieder aus und packte sie am Handgelenk, um zu verhindern, dass sie ging, auch wenn ich wusste, dass es nur aus Spaß gemeint war. »Nein«, lachte ich, wusste, dass meine Augen leuchteten und guckte zu ihr hoch, »Bleib.«

Ihr Gesicht strahlte auf, als ich das gesagt hatte, und sie setzte sich aus diesem Grund wieder auf den Stuhl. Ich ließ ihr Handgelenk wieder los, legte meine Arme verschränkt auf den Tisch und betrachtete sie, schaute ihr in die Augen, die in meine sahen, ohne zu wissen, dass ich lächelte.

Dann senkte ich den Kopf und schüttelte überrascht von mir den Kopf.

Ich war so verliebt in dieses Mädchen.

Nachdem ich kurz weggeschaut hatte, warf ich einen Blick zu meinem dampfenden Milchespresso und entschied mich dazu, auch einen Schluck davon zu trinken.

»Nein, aber jetzt mal ehrlich«, sagte ich wieder ernster, stellte meinen Espresso zur Seite und guckte zu Valeska, die mich neugierig anschaute. »Hast du damit abgeschlossen oder nicht?« Sie zuckte seufzend mit den Schultern. »Ich hab viel darunter gelitten, Noah, und wenn ich darüber nachdenke, verletzt es mich ein zweites Mal. Ein drittes Mal. Es wird immer noch einen Teil in mir geben, der nicht einfach so abschließen kann, aber als wir heute Nacht telefoniert hatten, fing ich langsam an, die Vergangenheit in der Vergangenheit zu lassen«, sie hob leicht ihre Mundwinkel, »Ich gebe dir eine zweite Chance, Noah. Verhau sie nicht.«

Eine Stunde später, die wir dort noch gesessen und miteinander geredet haben, saßen wir beide im Auto, ohne dass mir miteinander sprachen.

Ich habe Valeska dazu überredet bekommen, sie mit dem Wagen nach Hause zu fahren, weil sie meinte, dass es für mich ein Umweg wäre, sie noch zurück zu fahren, doch mir war es egal. Solange ich mit Valeska war, war alles perfekt, und ich wollte jede einzelne Sekunde davon ausnutzen, weil ich sie einfach so lange nicht gesehen hatte.

Sie hat mir und ich habe ihr viel erzählt, weswegen wir dort auch eine Stunde lang saßen und in Gespräche vertieft waren. Sie hat mich gefragt, wie es momentan mit meinem College läuft, wie es dort so ist und hat sich über alles informiert, über was man sich informieren konnte. Sie hat auch nach meinen Eltern gefragt, obwohl sie nicht mal wusste, wie sie drauf waren, weil ich sie ihnen nie vorgestellt hatte, wo sie eigentlich kein Problem sah.