Von einem lauten Knall wurde ich wach, riss die Augen auf und setzte mich direkt hin, um zu sehen, was passiert war. Entweder meine Mutter ist umgekippt oder mein Vater ist ungewollt die Treppen heruntergefallen, weil er am Morgen immer viel zu verschlafen war. Doch beides stellte sich nicht in Frage, denn ich hörte immer noch lautes Schnarchen von oben und meine Mutter konnte es einfach nicht sein, weil ich sie mit blinzelnden Augen am Schlafen dabei erwischt hatte, wie sie nach oben gegangen war und sich ins Bett gelegt hat. Es konnte genaugenommen eigentlich nur Noah sein.
Und den sah ich auch am Ende des Flurs am Eingang. Noch bevor er mich bemerkte, schmiss er seine Schuhe brutal in die Schuhecke. Gerade war es kurz nach neun Uhr morgens, zeigte mir die Uhr, die neben unserem Esstisch an der Wand hing. Schnell schlug ich die Decke weg, sprang auf und rannte auf Noah zu, der gerade versuchte, auf die Treppen zuzugehen, doch das schaffte er nicht. Er kippte immer wieder zur Seite und stützte sich mit den Händen an der Wand ab, nur um sich dann an die gegenüberliegende zu schmeißen.
Bevor er allerdings komplett das Gleichgewicht verlieren konnte, fing ich ihn auf und hielt ihn an den Oberarmen fest. »Noah, was ist passiert?«, fragte ich und dachte gar nicht daran, dass ich mich gerade so sehr freute, weil Noah zu Hause war. Aber nicht in diesem Zustand, in welchem ich ihn mir eigentlich erhofft hatte. Normal. Nüchtern. Nicht auf Drogen.
»Was soll passiert sein?«, lallte er mit einer nicht so erfreulichen Stimme, anscheinend nicht fröhlich darüber, mich zu sehen, und fuhr sich mit seinen Händen über seine geschlossenen Lider. Er sah sehr erschöpft aus, erschöpft, kaputt und furchtbar müde. Große, tiefe, dunkle Augenringe lagen unter seinen Augen, das Gesicht fast blasser als Papier. »Wo warst du?«, fragte ich, auch wenn ich wusste, dass ich doch sowieso keine vernünftige Antwort von ihm bekommen würde. Er war stockbesoffen, er war auf Drogen (jedenfalls dachte ich das), da kann man sich einfach nicht erhoffen, dass man richtig mit ihm reden kann.
»Irgendwo«, er zog die Augenbrauen und Schultern mit geschlossenen Augen hoch, holte tief Luft und atmete während des Sprechens wieder leise aus, »Im Nirgendwo.«
»Noah, ich meins Ernst. Wo zum Teufel warst du?!« Ich drückte seine Oberarme etwas fester, mit der Hoffnung, er würde dadurch etwas mehr zur Besinnung kommen, aber das tat er nicht. Seine Alkoholfahne mussten meine Eltern schon im Schlaf bei geschlossener Tür im Schlafzimmer riechen können.
Er versuchte sich aus meinen Armen zu schütteln, doch das klappte nicht, das merkte er selbst, denn plötzlich riss er sich aus meinem Griff und taumelte wieder einige Schritte zurück. Er grinste und hob auf einmal die Arme in die Luft, als würde er tanzen. »Ich war Party, Party machen!«, rief er laut durch den ganzen Flur und sofort ging ich auf ihn zu und presste ihm die Hand an den Mund. Er war lauter als gedacht.
»Du bist jetzt gefälligst leise!«, zischte ich, doch das einzige, was er tat, war in meiner Hand laut loszugackern, und kippte dadurch noch mehr zur Seite. »Was ist denn los mit dir?«, sang er seine Frage schon fast und grinste mich an, »Sei kein Spießer Hail«, das Wort Spießer zog er ganz weit in die Länge, »Ich bin doch nur stockbesoffen und habe mir nur zwei Lines durchgezogen.« Er hielt einen kurzen Moment inne und schaute nachdenklich nach oben. »Oder waren es drei? Vier? Fünf? Sechs? Ich kann mich nicht erinnern.«
Verzweifelt drückte ich mir die Hände ins Gesicht und schüttelte den Kopf. Wenn es eins gab, was ich nicht leiden konnte, dann war es definitiv das, dass Noah immer anders auf Alkohol und Drogen reagierte.
Mal war er gut drauf, mal wieder total scheiße zu seinen Mitmenschen und mir und mal ist er todesdeprimiert, wenn er betrunken war. Bei Drogen war es anscheinend nicht viel anders.
Als ich ihn wieder anschaute, hatte auch er seine tiefschwarzen Augen auf mich gerichtet. Seine Pupillen waren schon wieder furchteinflößend riesig, so riesig wie Teller.
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Addicted | wird überarbeitet und in der neuen version wieder gepostet!
Teen FictionWIRD ÜBERARBEITET UND IN DER NEUEN VERSION WIEDERGEPOSTET! »Ich brauche dich. Ich bin süchtig nach dir.« Es war nur eine Party, die das anscheinend so perfekte Leben von Hailey in ein komplettes Desaster änderte. Sie dachte, er wäre das Beste für si...