17. Mitternachtsausflug

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Vorsichtig prasselte das warme Wasser auf mich herab und lief meinen Körper entlang.

Seufzend fuhr ich mir durch die klitschnassen Haare und legte den Kopf in den Nacken, spürte, wie die Wassertropfen mir ins Gesicht tropften.

Drei Tage lang habe ich jetzt nichts mehr von Vincent geschweige denn Valeska gehört, und ich weiß einfach nicht, ob ich mir Sorgen machen sollte oder nicht.

Valeska hatte mir gesagt, sie würde mir schreiben, wenn sie mit Vincent geredet hätte, aber das tat sie nicht. Sie war zuletzt online vor zwei Stunden um einundzwanzig Uhr und Vincent das letzte Mal vor drei Tagen, also am Montag, was im Gegensatz zu Valeska ein gewaltiger Unterschied war, und ich wusste einfach nicht, was genau ich davon halten sollte.

Das einzige, was ich tat, war, in meinem Zimmer auf meinem Bett zu liegen und mir den Kopf über die beiden zu zerbrechen.

Selbst Tante Gracie ist aufgefallen, dass ich mich seit paar Tagen seltsam verhielt.

Ich war ruhig und zurückweisend beziehungsweise abweisend geworden, sagte sie.

Aber davon hielt ich nicht viel. Es war mir egal, was Tante Gracie von mir dachte und darüber würde ich mir auch nicht den Kopf zerbrechen.

Viel lieber denke ich an Vincent und überlege, was eigentlich los war.

Ich stellte das Wasser ab und fuhr mir mit meinen Händen über das nasse Gesicht, blieb noch kurz in der Dusche stehen und schaute an die Wand.

Drei Tage lang habe ich Vincent und Valeska nicht mehr wiedergesehen und bei jedem Gedanken, den ich an sie verlor, wurde mein Verlangen danach immer größer.

Und ich wollte die beiden nicht einfach anrufen oder ihnen schreiben, erst recht nicht Vincent.

Valeska würde mir sicherlich von sich selbst aus schreiben und nicht warten, bis ich es tun würde - da war ich mir sicher.

Schließlich will ich sie auch nicht zu irgendwas drängen oder zwingen.

Hätten sie das Vertrauen, würden sie mir sofort davon erzählen und da es nicht der Fall war, ließ ich es einfach sein.

Auch wenn es ziemlich anständig und höflich von mir sein würde, Valeska zu fragen, wie es ihr wenigstens geht oder nachzufragen, was jetzt los war, hielt ich mich trotzdem zurück und auch wenn es mir schwer fiel, nicht nach Vincent zu fragen, hielt ich meinen Mund.

Vielleicht hatte das alles einen Grund, den ich nicht wissen durfte oder der mich einfach nichts anging, seien es familiäre Probleme oder irgendwas anderes.

Nach meiner kurzen Abschweifung in der Dusche, regte ich mich wieder und stieg langsam aus ihr hinaus, um auch ja nicht auszurutschen, und schnappte mir ein Handtuch, um meine Haare wie in einem Turban einzuwickeln, und nahm mir dann meinen weißen Bademantel, damit ich diesen anziehen konnte.

Stumpf sah ich auf den beschlagenen Spiegel, wischte mit der Hand kurz rüber, damit ich mich sehen konnte, und starrte mich im Spiegel an.

Ich sah aus wie der letzte Penner.

Ziemlich müde, kaputt und leer.

Genau, so sah ich aus.

Es interessierte mich einfach so sehr was mit Vincent ist und auch wenn ich mir nicht hundert prozentig sicher bin trotzdem vermute, dass es was mit mir zu tun hat, kann ich einfach nicht optimistisch sein.

Schwach tapste ich mit nackten Füßen aus dem Bad in mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir, lief auf mein Bett zu und setzte mich hin.

Und... Und wenn ich gleich einfach zu Valeska gehe? Es ist zwar schon sehr spät, gegen zwölf Uhr nachts, aber einmal nach ihr zu fragen ist ja...

Addicted | wird überarbeitet und in der neuen version wieder gepostet!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt