32. Sicher, dass du das Kleid nicht falsch herum an hast?

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»Das ist doch ein blöder Scherz«, flüsterte ich mir selbst zu, guckte mich immer noch um und konnte nicht fassen, wie lebendig der Time Square um diese Uhrzeit noch war. Es war gegen zwölf Uhr nachts und hier laufen mehr Menschen rum als je in meinem ganzen Leben.

»Wenn das ein Scherz wäre, dann hätte ich dich hier nicht her gefahren.«

Ich drehte mich zu Vincent um, guckte ihn fassungslos und überfordert mit der ganzen Situation an. Er schien zu merken, dass mir die Worte fehlten, denn er lächelte mich zärtlich an.

»Ich-ich weiß nicht was ich sagen soll, ich«, ich hob spöttisch auflachend die Schultern und guckte zur Seite, »Ich bin einfach nur sprachlos. Mehr nicht.«

Niemals hätte ich je erwartet, dass Vincent mich nach New York mitnehmen würde. Und das hat er auch einfach nur getan, weil ich aus dem Haus musste und er mich auf andere Gedanken bringen wollte.

Und jetzt stehe ich hier mit offenem Mund und kriege nicht den kleinsten Laut aus mir heraus.

Wie soll ich mich denn je im Leben dafür bedanken, was Vincent schon für mich tat?

Er hat mir eben gerade den größten Wunsch meines Lebens erfüllt, ohne dass ich ihn dazu gezwungen oder gefragt habe, ich habe ihm nicht mal oft davon erzählt, und trotzdem hat er es im Kopf behalten und mich nach New York mitten in der Nacht gefahren.

Wenn er bloß wüsste, was für ein wunderschönes Gefühl das war und was ich gerade dachte, würde er mich für komplett bekloppt halten.

»Sag nichts«, sprach er und legte seinen Kopf schief, »Du brauchst nichts zu sagen. Genieß diese Zeit hier einfach, bis ich dich wieder nach Hause fahren muss.«

Deprimiert zog ich meine Augenbrauen zusammen, jammerte direkt los: »Können wir hier nicht die ganze Nacht bleiben?« Er lachte: »Wenn du willst können wir hier auch die ganze Nacht bleiben. Und jetzt komm, die Zeit geht schnell vorbei.«

Auf einmal streifte sich seine Hand heraus aus meiner und als er sich in Bewegung setzte, lief ich ihm schnell hinterher.

Meine rechte Hand fühlte sich jetzt plötzlich so kalt und... leer an, nachdem er sie losgelassen hatte. Ich wollte, dass er sie berührte, sie festhielt und nicht los ließ.

Bis vorhin war mir noch nicht mal richtig bewusst gewesen, dass wir unsere Hände miteinander verschränkt hatten, einfach aus diesem Grund, weil mich hier diese Umgebung zu sehr mitnahm.

Ich wollte wieder nach seiner Hand greifen, wo wir gerade so nebeneinander herliefen, doch ich traute mich nicht. Wieso, wusste ich nicht. Ich traute es mich einfach nicht und ballte meine Hand fest zu einer Faust. Was würde er dann von mir denken, auch wenn wir vor kurzem unsere Hände gehalten hatten?

Im Nachhinein beschloss ich es dann, es ganz zu lassen und drehte meinen Kopf nach links, rechts und wieder nach vorne.

Überall wo ich hinsah, sah ich verschiedene Restaurants und Klamottenläden zu sehen, die immer noch aufhatten. Viele Leute traten gerade entweder hinein oder kamen wieder heraus, das ging alles so schnell, dass ich das mit bloßem Auge nicht mitbekommen konnte. Es war rampenvoll - und Vincent und ich mittendrin.

»Wohin gehen wir?«, fragte ich ihn und schaute mir sein Profil an, sah, wie er seine Augen etwas zusammenkniff und sein Kinn hob, guckte weiterhin gerade aus. »Ich will möchte dir etwas zeigen. Aber das kommt zum Schluss. Valeska hat mir vor kurzem erzählt, dass sie sich so ein Kleid wünscht aus einem bestimmten Designerladen und hat mich gefragt, ob ich ihr das besorgen kann, das wäre dann genau«, er zog das letzte Wort, das er sagte, lang und lief um die Ecke, etwas aus dem Time Square heraus, »hier.«

Addicted | wird überarbeitet und in der neuen version wieder gepostet!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt