»Was?«, rief ich auf einmal, als ich mein Handy aus meiner Hosentasche herausnahm und auf die Uhr guckte, »Schon kurz nach eins?«
Erschrocken schaute ich Vincent an, der etwas überrascht mit den Schultern zuckte und dann den Rauch seiner Zigarette ausblies, sich wieder zurück gegen die Wand von Anns Warehouse lehnte und auf den Fluss starrte.
Wir haben viel miteinander geredet, sehr viel sogar, über alles Mögliche, und haben somit gar nicht die Zeit im Auge behalten. Noch ein bisschen waren wir in der Stadt herumgelaufen, bis wir uns dann irgendwann dazu entschieden haben, uns an unseren Platz zu setzen und jetzt sitzen wir hier seit einer halben Stunde, reden miteinander über Gott und die Welt und rauchen unsere Zigaretten.
Hörte sich nach einem perfekten Leben an, oder?
Wenn man einen perfekten Menschen bei sich hat, dann ist das Leben einfach nur perfekt.
»Ich muss nach Hause, Vincent. Du weißt schon... Wegen meiner Tante. Vielleicht hat sie ja was bemerkt...«
Unsicher guckte ich ihn an und hoffte, er wäre nicht enttäuscht von dem, was ich gerade gesagt hatte.
Wenn es nach mir ginge, könnte ich hier Stunden, Tage, Wochen, Monate mit ihm sitzen, wäre da bloß nicht meine Tante, die das verhindern würde.
Und genau jetzt fange ich an, mich zu fragen, ob meine Eltern wirklich so wenig Vertrauen in mir haben und mich mit meiner Tante alleine lassen, weil sie Angst haben, ich könnte irgendeinen Mist anstellen.
Ich meine, so blöd bin ich jetzt nun auch nicht mehr und begehe den Fehler mit der Hausparty noch einmal.
Nie werde ich vergessen, was ich in dieser Zeit alles durchleben musste.
Vincent seufzte kurz, nicht allzu begeistert davon, was ich wollte, und rappelte sich an der Wand auf. Ja Vincent, ich war auch nicht begeistert davon, was ich wollte und tun musste.
Er ließ seine Zigarette in seinem linken Mundwinkel herunterbaumeln, half mir dabei, aufzustehen, indem er seine Hände zu mir ausstreckte und ich nach ihnen greifen konnte.
Es war still, mucksmäuschenstill, als wir den Park verließen und uns auf den Weg zu mir nach Hause machten. Das Schweigen brachte einen gefühlt schon um und man suchte hektisch und panisch nach irgendeinem Gesprächsthema, worüber man denn reden könnte, aber man fand einfach keins.
Das einzige, was wir taten, war schweigend nebeneinander herzulaufen, die Zigaretten zu rauchen und ab und zu mal einen Blick dem anderen zu senden, und mehr auch nicht.
Ich wusste nicht mal mehr, wo wir überhaupt im Gespräch stehen geblieben waren. Wir hatten uns über seine Schule, die er zu Ende gemacht hatte, und über seine Eltern unterhalten, wo und was sie arbeiteten.
Einiges habe ich über ihn erfahren, aber es ist einfach nicht das, was ich seit einer so langen Zeit versuche, zu erfahren.
Vincent hatte mit achtzehn seine Schule beendet und momentan plant er nicht, auf ein Collage zu gehen, was mein Bruder machte. Er sagte, er wolle erst warten, bis er zwanzig ist, da er seine Zeit als Teenager noch genießen möchte. Ob er überhaupt studieren will, ist ihm selbst noch unklar.
Seine Mutter und sein Vater führen zusammen eine Firma mitten in New York, hat er erzählt. Und aus diesem Grund sind sie auch so steinreich, weil diese Firma, die sie führen, extrem beliebt ist.
Ich erinnerte mich sogar noch an seine Worte: »Damals, als ich fünfzehn, sechszehn war, bin ich immer nach New York gefahren und habe mich auf das Dach der Firma meiner Eltern gesetzt, damit ich die Stadt von oben sehen konnte.«
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Addicted | wird überarbeitet und in der neuen version wieder gepostet!
Ficção AdolescenteWIRD ÜBERARBEITET UND IN DER NEUEN VERSION WIEDERGEPOSTET! »Ich brauche dich. Ich bin süchtig nach dir.« Es war nur eine Party, die das anscheinend so perfekte Leben von Hailey in ein komplettes Desaster änderte. Sie dachte, er wäre das Beste für si...