Kapitel 3

71.1K 2.3K 257
                                    


Als wir ankamen war es schon halb 10. Das heißt Pausenbeginn. Während sich die eher unbeliebten Schüler und die Normales in der Kantine befanden, waren die "coolen Kids" draußen eine rauchen. Heute sollte keine Ausnahme sein. Als Hunter und ich ausstiegen, waren alle Blicke, der oben genannten Leute, auf uns gerichtet. Zu sagen, es war mir unangenehm, wäre maßlos untertrieben gewesen. Sie sahen mich alle  mit diesem: Was will Hunter denn mit dieser Streberin?-Blick an. 

"Hunter warum ist die da aus deinem Auto gestiegen?" Eine aufgebrachte Chantal kam und entgegen und machte vor uns Halt. Sie stemmte die Hände in die Hüfte und musterte mich abwertig. Ich rollte nur die Augen. 
"Hunter hat mich nur mitgenommen, weil ich den Bus verpasst habe, Bitch. Den letzten Teil dachte ich mir nur. Es gab nichts schlimmeres, als den Groll von Satan auf sich zu ziehen. 

"Habe ich mit dir geredet, du Hinterwältlerin?" Reiß dich zusammen Maya, reiß dich zusammen. Es hat mich eine Menge Überwindung gekostet, ihr nicht einfach eine zu klatschen. Nun sahen wir uns gegenseitig mit finsteren Blick an. 

"Chantal, Babe hör auf. Sie ist es nicht wert." Diesmal waren es Hunter's Worte, die mich trafen. Wow, ich konnte nicht glauben, dass er so über mich redet. Sie ist es nicht wert. Was wollte er damit erreichen? Wenn er mich verletzen wollte, ist es ihm gelungen. Ich wagte einen Blick in seine Augen, doch sie strahlten nicht mehr wie zuvor. Sein Blick war leer und kalt, jegliche Gefühle verschlossen. Wieso hatte er mich dann mitgenommen? Wieso war er mit mir frühstücken? Wieso gab er mir das Gefühl, dass er mich möge? 

Chantal's nervige, quietschige Stimme brachte mich zurück in die Realität. 

"Aber warum ist sie dann mit dir aus dem Auto gestiegen, Babe? Sie zog ihre Lippen zu einem Schmollmund zusammen. Es sollte wohl süß wirken, aber angesichts der Tatsache, dass sie in Wahrheit der Teufel in Person ist, war es schon fast widerlich.

"Schatz ich hatte nur Mitleid mit ihr. Glaubst du wirklich ich würde mich mit Abschaum abgeben?" Er lachte. Es war kein herzhaftes Lachen. Es war kalt und abwertend, als würde er seinen Worten noch Ausdruck verleihen wollen. Aber seine Worte und die abwertende Geste bestätigten mir wenigstens meinen Verdacht. So traurig es auch war, für ihn war ich nichts weiter als Gesindel. 

Noch nie in meinem Leben habe ich mich so gedemütigt gefühlt. Es war schwer die Tränen zu unterdrücken, doch ich konnte jetzt keine Schwäche zeigen. Ich bin durch so viel traurigere Situationen gegangen, da werde ich mich von diesen oberflächlichen, arroganten Snobs nicht unterkriegen lassen. Ich musste meinen Stolz bewahren. 

Also hob ich meinen Kopf, setzte mein bestes falsches Lächeln auf und sah ihm in die Augen. Ich wusste, dass ich das was ich jetzt sagen würde, später bereuen würde. 

"Als wir die Nacht miteinander verbracht haben, hast du mich aber ganz anders genannt, Babe."  Er riss seine Augen weit auf und seine Kinnladen hingen schon am Boden.

Chantal reagierte ganz anders als gedacht. Zum ersten mal sah ich sowas wie Schmerz in ihren Augen. In ihren Augen sammelten sich Tränen. Sie holte aus und ihre Faust landete unerwarteterweise nicht in meinem Gesicht, sondern in Hunter's. "Wie konntest du nur? Ich habe dir alles gegeben. Ich hasse dich du Arschloch. ES IST VORBEI!!" Mit diesen Worten verabschiedete sie sich und ging auf ihre Clique zu, die schon gespannt auf sie wartete. Ich hatte so ein Stechen im Herz. Was habe ich nur gemacht? Ich hatte noch nie in meinem Leben so ein schlechtes Gewissen. Ich konnte die Schule jetzt schmeißen, meiner Mutter einen Abschiedsbrief schreiben und mich von der Klippe werfen. Mein Leben war vorbei. 

Ich wagte einen Blick zu Hunter, der noch immer von Schmerzen geplagt seine Nase hielt. Als er mich ansah, wechselte sein Blick von leer in wütend. Selbst das war noch untertrieben. Wenn Blicke töten könnten. 

"Du BITCH, weißt du eigentlich, was du gerade getan hast? Du hast eine Beziehung zerstört. Jetzt ist nicht nur Chantal gegen dich, sondern auch bald die ganze Schule. Aber das hast du dir nun selbst zuzuschreiben. Weißt du was? Du verdienst das alles! Wie kann man nur solche Lügen erzählen? Als ob ich mit so einer wie dir in die Kiste springen würde! Lächerlich!" 

"Es..es tut mir so leid. Wirklich! Ich konnte nur nicht glauben,dass.." Er hielt mir eine Hand über den Mund. 

"Spar dir das. Wenn du gedacht hast, dass Chantal dich schlecht behandelt hat, dann warte erst mal ab, zu was ich in der Lage bin. Game On." Auch er verließ mich. Nun stand ich alleine da und alle Blicke waren auf mich gerichtet. 

Schwerenherzens machte ich mich auf den Weg ins Klassenzimmer. Die Pause war so gut wie um und ich wollte so schnell wie möglich in den Unterricht. Irgendwohin, wo es sicher ist. Jetzt habe ich nicht nur Chantal gegen mich, sondern auch noch Hunter und er ist viel einflussreicher als sie. Mein Schulalltag würde in der Zukunft zur Hölle werden und ich habe keinen einzigen Freund hier an der Schule. Konnte mein Leben eigentlich noch beschissener werden? 

Der Matheunterricht war pure Qual. Alle um mich herum flüsterten und ich wusste sehr wohl, dass es bei diesen Gesprächen um mich ging. Das ein oder andere mal habe ich meinen Namen rausgehört zusammen mit Beleidigungen wie "Schlampe" oder "asoziales Bauerntrampel". WOW. Mein Leben schien interessanter zu sein als alles andere auf dieser Welt.

Zu Stundenwechsel machte ich mich auf den Weg zu meinem Spind. Ein bisschen weiter entfernt entdeckte ich ihn. Er grinste mich nur böse an. Ich versuchte ihn so gut es ging zu ignorieren und gab meinen Zahlencode ein. Ich öffnete meine Spindtür und wurde von einem Stapel "Flyern"angesprungen. Kreativ. Wenn Hunter glaubt, dass das ausreicht um mich am Boden zu sehen, dann hat er sich geirrt. Naja das war mein Gedanke, bevor ich gelesen habe was drauf stand. 

 Ich nahm mir eins dieser Dinger in die Hand und konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. 

Achtung! Achtung! Sollte jemand an einer unverbindlichen Nacht mit mir interessiert sein, wendet er sich bitte an folgende Nummer oder spricht mich persönlich an. 

Liebe Grüße

-Sexy Maya

Inzwischen hatten sich alle um mich herum versammelt und jeder versuchte ein Flyler zu ergattern. Mühevoll versuchte ich alle einzusammeln, aber es waren einfach zu viele. Niemand rührte sich mir zu helfen, aber was erwartete ich schon? Sie hatten Freude daran zu sehen, wie ich gedemütigt wurde. Ein Mädchen, dass ich eigentlich noch nie wirklich wahrgenommen hatte, ringte sich durch die Massen und kniete sich nieder, um mir zu helfen. 

Irgendwann hatte keiner mehr Interesse an dem Ganzen und wir konnten ungestört auch die restlichen Blätter einsammeln.

"Danke." 

"Kein Problem. Weißt du wer das gemacht hat? Dem müsste man mal so richtig Manieren beibringen." Sie sah so aus, als würde sie sich schon einen qualvollen Racheplan überlegen. Ich musste lachen und kurz darauf stimmte sie mit ein.

"Glaub mir, du willst ihn gar nicht kennenlernen. Übrigens ich bin Maya." 

"Freut mich ich bin Lucy. Hast du Lust später abzuhängen? Du wärst eine erfrischende Abwechslung. Die Leute hier sind einfach so abgehoben."

"Woher willst du wissen, dass ich nicht auch so bin?", neckte ich sie.

"Keine Ahnung. Das spüre ich einfach." 

---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Was haltet ihr von dieser Wende? Bei 20 Votes geht's weiter. 

Verbesserungsvorschläge in die Kommentare.

My beautiful MistakeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt