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"Mylady sie dürfen nicht ohne Begleitung das Haus verlassen. Es könnte sie jemand angreifen, soll ich ihren Begleitschutz zusammenstellen?" fragt Christoph höflich. "Ich will nur mit Daggi raus, da wird mir schon nichts passieren" flüstere ich. Er schüttelt den Kopf. "Es könnten Angreifer kommen, wir müssen Sie jederzeit verteidigen können" erklärt er mir und macht mir klar, das ich keine andere Wahl habe. Ich schüttle den Kopf, dass kann doch nicht war sein. Nicht mal in der Moonshine Akademie kann ich alleine irgendwo hin? Privatsphäre gleich Null. "Ähm. Ich pass auch auf" versuche ich zu argumentieren, obwohl ich schon verloren habe und eigentlich keine Chance habe. "Mylady, sie können nicht alleine raus" sagt Christoph dieses Mal sehr bestimmt. Ich seufzte. Dann nicke ich. "Ich werde schnell eurer Begleitung für heute Bescheid geben. Sie wird gleich hier sein" dann geht er weg. Wahrscheinlich zu dem Ort, wo sich die Anderen aufhalten. Ich muss jetzt ernsthaft alleine hier warten? Doch dann erkenne ich es. Das ist meine Chance, ich brauche jetzt Zeit für mich, um nachzudenken. Ohne an die Konsequenzen zu denken schlüpfe ich schnell mit Daggi aus der Haustüre und lege einen Sprint an. Daggi rennt neben mir glücklich und ausgelassen. Zum Glück bellt sie nicht. Als ich ohne Puste, aber erleichtert im Wald angekommen bin, lache ich. Nie wieder zu viel Sport. Aber egal. Ich habe es geschafft, ich bin alleine. Über die Konsequenzen mache ich mir keine Gedanken. Wie von selbst laufen meine Füße zu dem kleinen See. Ich merke es erst, als ich auf dem Stein stehe, auf dem ich das erste mal Liz gesehen habe. Damals was ich so erstaunt. Sie war mir so vertraut und dennoch habe ich sie noch nie davor gesehen. Ich setzte mich wie das letzte Mal hin und Daggi legt sich neben mich, nachdem sie die Gegend beschnuppert hat. Auf dem Wasser sehe ich die Wolken, wie sie vorbei ziehen und dabei immer wieder neue Formen bilden. Erst meine ich ein lachendes Gesicht zu erkennen, aber mit der Zeit verwandelt es sich in eine seltsame Grimasse. Dann ein Bär mit einer Blume in der Hand. Lustige Vorstellung Daraufhin ein Dache, aber nicht so einer wie Kito, sondern wie ein japanischer Drache. Einen den man in den Umzügen immer sieht. Kito ist viel graziöser und sieht viel gefährlicher aus. Kito, hört er mir dauerhaft zu? Zum Scherz probiere ich es aus. "Ähm. Hörst du mir die ganze Zeit zu, Kito?" Im selben Moment fühle ich mich dumm, dass ich sowas mache und überhaupt über sowas nachdenke.
Lässt sich nicht vermeiden, wir sind verbunden, ich bin für dich zuständig bis zu deinem Tod
Kito erschrickt mich, sodass ich zusammenzucken muss. Daggi hebt den Kopf und lässt ihn wieder mit einem Schnaufer auf mein Knie fallen. Er hört mir also wirklich zu. Auch wenn ich an private Dinge denke. Och ne, wie ein Stalker. Ein schallendes Lachen hallt durch meinen Kopf. Wehe du erzählst es jemanden, was ich so denke, drohe ich ihm. Mein Gott währe das peinlich. Was man alles so denkt am Tag, ich glaube jeder schämt sich dafür.
Keine Angst, kein Mensch außer dir wird mich verstehen. Aber eine Sache noch, ich finde es nicht so toll, dass du ohne Begleitung unterwegs bist. Sonst müsste ich kommen, warte ich glaube ich komme doch.
Was nein!
Ich bin in 5 Minuten da.
Ich höre das Grinsen aus seinen Worten raus. Nun jetzt werde ich nicht mehr alleine sein. Die Drachenwolke ist weitergezogen. Ein tiefer Seufzer verlässt meinen Körper. Schluss mit der Ruhe. Ich schaue wieder in den Himmel. Neue Figuren haben sich gebildet und dazwischen fliegt die silberne Gestalt des Drachens, der mit mir verbunden ist. Ich beobachte ihn, wie er neben mir landet. "Gib es zu, du hast nur einen Grund gesucht aus dem Schloss zu kommen" lache ich und zwinkere ihm zu. Er dreht den Kopf gegen den Himmel und nickt.
Ich war seit Jahren nicht mehr außerhalb des Schlosses. Die frische Luft ist wundervoll und ich habe meine Ruhe vor Kiro.
Er legt sich zu mir auf den Stein und ich lehne mich an ihn an. Er ist genauso angenehm warm wie die Schlange um mein Handgelenk. "Wir werden Liz doch finden, oder?" frage ich ihn noch einer Weile. Er schaut auf das Wasser. Das Bild von Liz erscheint wieder. Er war es also damals, der mir ihr Bild gezeigt hat. Auf dem Bild lächelt sie und  sieht gut aus. Ihre Haare sind gepflegt und nicht verfilzt. Sie hat eine gesunde Gesichtsfarbe und keine blauen Flecken.
Keiner weiß wie die Zukunft aussieht. Aber ihr habt eine besondere Verbindung, deshalb glaube ich fest daran.
Ja die Zukunft. Was sie alles noch bringen wird.
Die Zukunft ist die einzige Sache die Drachen nicht beeinflussen können. Wir können sie in die richtige Richtung lenken, aber wenn das Schicksal unbedingt einen bestimmten Weg will, dann sind selbst wir machtlos.
Seine Worte sind wunderschön. Ich denke eine Weile über das Gesagte nach. Ich gebe ihm Recht. Das Schicksal hat am Ende die Entscheidung, die Zukunft können wir beeinflussen, das Schicksal nicht.
Machen sich deine Freunde nicht Sorgen?
Ich nicke "Höchstwahrscheinlich werden ich viel Ärger bekommen. Ich werde nie wieder eine Minute alleine sein" meine ich und grinse. "Ach. Das wollte ich dich noch fragen, wann kannst du mir diese Geist- Sache beibringen?" Ich sehe ihn an, doch bekomme keine Antwort. Ich werde wohl warten müssen. Der Himmel hat mittlerweile mehr Wolken bekommen und man kann kaum noch etwas interpretieren. Vereinzelt sieht man verschwommen einen Hasen oder einen Fuchs. "Wann musst du zurück?" flüstere ich. Ich will die angenehme Ruhe nicht zerstören.
Wenn es Zeit ist.
Ich muss bei seiner Antwort grinsen. Sehr genau definiert. "Darf ich sagen, dass ich wegen dir abgehauen bin. Sonst bin ich wirklich einen Kopf kürzer" Er hebt den Kopf und schaut in meine Augen. Das silberne schimmert im allen Farben, doch am meisten kommt das Grüne und das Blaue durch. Ich verliere mich in diesem Farbspiel. Er nickt und legt dan seinen Kopf zu Daggi, die mittlerweile friedlich schläft.
Natürlich, ich muss ja auch Kiro erklären, wieso ich weg gegangen bin.
Ich werfe einen kleinen Stein, den ich neben mir gefunden habe in die Luft. Dann fange ich in wieder auf. "Wie ist dein Bruder so?" Der Stein fliegt nocheinmal in die Luft. Die Wolken werden immer dichter.
Kiro ist seit ich denken kann an meiner Seite, doch seit es Liz nicht gut geht, ist er nicht der selbe.
Gibt er mir als Antwort. Ich will nicht weiter nachfragen, ihm scheint die seelische Belastung seinen Bruders auch nachzugehen. Nach einigen Minuten wird es langweilig und ich werfe den Stein in den See. Kleine Wellen bewegen sich in Richtung Ufer. "Du hast vorhin gesagt, dass du schon seit Jahren nicht außerhalb des Schlosses warst. Wieso? Ich war ja noch nicht da, du hättest alle Zeit der Welt?" Frage ich ihn. Ich will mehr von ihm wissen.
Wir Drachen sind an eine Person gebunden, erst wenn wir ein vollständiges Band haben, können wir unseren Schützling begleiten. Solange darf man die Position nicht verlassen, bei Kiro und mir das Schloss.
"Das tut mir leid" Ich will nicht der Grund sein, dass er nicht frei ist. "Wenn du willst, kannst du jederzeit raus. Wir können ja immer in Verbindung bleiben."
Sehr großzügig von dir.
Ich muss lächeln. Ja er soll hingehen dürfen wohin er will. Nicht so wie ich, nach der Aktion heute werde ich nicht mal mehr alleine auf die Toilette dürfen. Wir sitzen weiterhin auf dem Felsen, langsam wird es kalt. Doch ich genieße alles und will den Moment nicht zerstören. Aber jemand kommt mir zuvor.
"Da bist du ja, weißt du was für Sorgen wir uns gemacht haben?" schreit jemand außer Atem und sehr wütend.

Moonshine AkademieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt