6- Die Verwirrung

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Ich setze mich neben Will. Irgendwie ist es mir peinlich. Aber wir haben uns ja schon angefreundet. Neben ihm zu sitzen ist besser, als neben einer Bitch, so wie die in der dritten Reihe. Platinblond, ganz ehrlich. Wer mag sowas schon?

"Hey Silver", lächelt Will mich an. Schöne Augen, seufz. "Was haben wir jetzt?", frage ich, um keine peinlichen Fragen wegen meinem Wasserfall vorhin zu bekommen. Ich versuche, eine selbstsichere Stimme zu haben, doch sie klingt viel zu hoch. Ich will nicht, dass Will mich als unsicher kennenlernt. Ja, es mag seltsam klingen, aber ich mochte es noch nie, wenn jemand dachte, ich sei schwach und heule die ganze Zeit.

Er muss lachen, "Kein Hallo Will, schön dich wieder zu sehen?" Er mustert mich durch seine blauen Augen. Mist, ich hätte etwas Besseres sagen sollen. Jetzt kann ich aber nicht einknicken. "Ich will wissen, welches Fach wir haben?", sage ich diesmal etwas bestimmter. Sichtlich enttäuscht meint Will, "Geschichte bei Ms. Mattich". Ich nicke und drehe mich zur Tafel vor, denn dort hat gerade eine kleine schlanke braunhaarige Frau Platz genommen.

"Guten Morgen, meine Schüler", sagt sie mit einer hohen, nervigen Stimme. Alarm, Kopfschmerzen. Hat sie eine Maus verschluckt? Ich beschließe, sie nicht zu mögen. Die Lehrerin ist mir sofort unsympathisch. "Wir haben eine neue Schülerin, willst du dich nicht vorstellen?" Und bestätigt, diese Frau ist böse. Sie schaut mich an, und die ganze Klasse schaut mich an, als ob ich das achte Weltwunder sei. Ich hasse dieses Gefühl. So böse kann kein normaler Mensch sein. Ich raffe mich auf. "Äh, also ich bin Silver", stelle ich mich vor.

Ms. Mattich verdreht ihre kalten grauen Augen und geht hochnäsig durch die Klasse. Ihre Absätze klackern, es ist total still, nur ihre Absätze klappern. Bei mir angekommen bleibt sie stehen und meint, "Also das ist Silver, sie ist eine Geborene, also habt bitte auch den Respekt, der angemessen ist. Da Will der einzige Geborene außer ihr in der Klasse ist, werden die beiden in meinem Unterricht immer zusammen sitzen". Ich bekomme einige feindselige Blicke von meinen Mitschülern, aber auch welche, die mich mitleidig ansehen.

"Was geht bei der schief?", frage ich Will, als Ms. Mattich wieder nach vorne gegangen ist. Ich beschließe nun doch, mich mit Will zu reden. Will flüstert mir zu, "Also sie ist eine Geborene mit alten Traditionen und Vorstellungen, deshalb behandelt sie Gebissene wie Dreck. Daran musst du dich gewöhnen". Alte Schreckschraube, waren die Leute früher immer so zu Gebissenen? "Na super", stöhne ich und drehe mich zur Tafel.

Ms. Mattich erklärt gerade, was sie heute durchnehmen würden. Mittlerweile ist ihre Stimme angenehmer geworden, wahrscheinlich muss sie eine Zeit lang reden, so alt wie sie aussieht. "Der Unterricht ist nicht mal so schlimm, pass mal auf und hör zu, es ist wirklich spannend", sagt Will nach einer kurzen Zeit. Alles klar, ist Will ein Streber? "Ja klar", sage ich ironisch und versuche wirklich zuzuhören. Nach einer Weile merke ich, dass Will recht hatte. Nach einer Weile vergisst man, wie schrecklich sie als Mensch beziehungsweise Vampir ist, denn der Stoff ist echt interessant.

"Da wir nun den Ursprung des Königshauses der Vampire kennen, würde ich gerne zum nächsten Thema kommen. Wir werden jetzt das Königshaus von heute durchnehmen. Weiß jemand schon was darüber?", fragt Ms. Mattich. In der ersten Reihe meldet sich ein Junge mit schwarzen lockigen Haaren und einem pinken T-Shirt. Ms. Mattich schaut Will an, der jedoch nichts sagt. Ist er also doch kein Streber?

Sie seufzt und nimmt den Jungen dran, der wie sich herausstellt Daniel heißt. Sie nimmt ihn bei seinem Namen dran. In ihrer Stimme tropft vor Verachtung gegenüber ihm. "Also", sagt der Junge, der eindeutig im Stimmbruch war, innerlich lache ich. Ich fand es immer schon witzig, wenn unsere männlichen Mitbewohner die Zeit hatten. Doch zu lachen traute ich mich bei Ms. Mattich nicht. Sie würde wahrscheinlich zur Furie werden und jeden in diesem Zimmer anschreien.

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