3- Moonshine Akademie

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Toby PoV

Das massive Tor der Moonshine Akademie öffnet sich majestätisch, und ein unbekannter Vampir empfängt Frederik und mich. Der Unbekannte, mit braunen Haaren, neigt respektvoll den Kopf in meine Richtung. Als geborener Vampir gehöre ich dem Adel der Vampire an, einer Elite, die die Vampire leitet und beschützt. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zum Hauptgebäude, das eher an ein Schloss als an eine Schule erinnert. Dieses beeindruckende Bauwerk steht schon seit Zeiten, die in Aufzeichnungen verloren gegangen sind, genau wie das Vampirschloss.

Gemeinsam durchqueren wir die imposante Eingangshalle der Akademie, in der der weiße Marmor im Glanz alter Zeiten erstrahlt, als wäre er gerade erst eingebaut worden. Es ist Unterrichtszeit, und zum Glück sind keine Schüler in Sicht. Jetzt kann ich mich ohne neugierige Blicke auf das konzentrieren, was vor uns liegt. Frederik folgt mir, und er trägt das Mädchen, dessen Namen ich nicht kenne, aber irgendwie spüre. Konstantin wird es wissen; er, wie ich, erkennt die Wahrheit. Es wird für sie sicherlich schockierend sein, wenn sie davon erfährt.

Ein Hund läuft dem Mädchen nach. Was hat sie mit dem Hund gemacht? Er hechelt und rennt dennoch beharrlich hinter ihr her. Ich entscheide mich, den Hund nicht wegzuschicken; offensichtlich braucht das Mädchen ihn. Haustiere sind zwar in der Akademie normalerweise nicht erlaubt, aber Ausnahmen gibt es immer, besonders in ihrem Fall.

Plötzlich regt sich das Mädchen in Frederiks Armen, und er lässt sie wieder einschlafen. Frederik hat eine besondere Gabe, eine Seltenheit unter den Vampiren, besonders unter den Gebissenen. Er kann Menschen und Tiere beeinflussen, indem er ihnen etwas zuflüstert. Daher habe ich ihn zu meinem ständigen Begleiter gemacht, eine Ehre für jeden Gebissenen.

Wir steigen die Haupttreppe zum Lehrerflügel hinauf, gefolgt vom braunhaarigen Vampir, der die Türen öffnet. Die meisten Lehrkräfte sind selbst geborene Vampire; nur wenige Gebissene sind qualifiziert genug, um an der Akademie zu unterrichten. Frederik gehört zu dieser Ausnahme. Ich habe ihn während meiner Schulzeit hier kennengelernt, und er unterrichtet Sport, was mit meinem Fach, der Vampir-Lehre, zusammenhängt.

Der Rektor, auch der Anführer der Vampire, trifft ein. Frederik verneigt sich vor ihm, und ich reiche ihm die Hand. "Guten Tag, Konstantin", begrüße ich ihn. In der Vampir-Welt gibt es keine Nachnamen. "Guten Tag, Tobias. Wie ich sehe, hast du eine neue Schülerin. Ist sie nicht schon 16? Und was ist mit dem Hund?" Diese Fähigkeit von Konstantin, Dinge über Personen zu wissen, erstaunt mich immer wieder. Er muss die Person nur sehen oder ein Foto haben, und er kennt Namen, Alter und andere Details.

"Ja, Konstantin, der Hund folgt dem Mädchen, und ich werde die beiden nicht trennen. Sie wird ihn brauchen. Schau sie dir genau an, ich habe sie heute zufällig im Park gesehen und direkt mitgenommen. Ich hätte dir Bescheid sagen sollen", erkläre ich. Konstantin versteht sofort, was ich meine, winkt ab und sagt: "Kein Problem, du hast Recht. Silver kommt in die Klasse 2b." Mit diesen Worten geht der Rektor seiner Wege, und ich öffne ein leeres Zimmer im Mädchengebäude.

Silver also, der Name des Mädchens. Frederik legt sie vorsichtig auf das Bett, und der Hund kuschelt sich neben ihr. Ich beauftrage Frederik, ihre Sachen bereitzulegen, und mache mich auf den Weg zu meinem Unterricht, der sowieso schon spät dran ist.

Silver P.O.V.

Als ich aufwachte, spürte ich Diana neben mir. Die Erinnerung an meinen Traum, in dem ich von zwei Vampiren mitgenommen wurde, kehrte zurück. Doch es war keine Traum; ich war tatsächlich an der Moonshine Akademie.

Ich öffnete meine Augen und fand mich in einem fremden Bett wieder. Die innere Stimme meldete sich, aber ich konnte nicht mehr klar denken. Wo war ich? Wurde ich entführt? Panik stieg in mir auf. Ich tastete meinen Hals nach Bissspuren ab, fand jedoch nichts. War ich noch auf der Erde? Die Fragen häuften sich, und ich begann zu zittern. Diana wachte auf, und ich wusste nicht, wie ich mit dieser Situation umgehen sollte.

Keine Panik, jetzt ist alles gut.

Die innere Stimme versuchte mich zu beruhigen, aber ich konnte die Unsicherheit nicht abschütteln. Ich streichelte Diana, die beruhigend vor sich hin grunzte. Aber war ich nicht bei Vampiren? Ich berührte meinen Hals erneut, aber es gab keine Bissspuren. Etwas stimmte nicht. Die Stimme in meinem Kopf sagte, dass wir endlich angekommen seien.

Ich will nach Hause.

Die Realität begann, sich vor meinen Augen zu verändern. Wir waren zuhause, behauptete die Stimme. Nein, ich wollte nicht hier sein. Ich wollte zu meiner Familie und meinen Freunden zurück. Doch diese Gedanken wurden von der überwältigenden Gewissheit überlagert, dass ich nicht mehr nach Hause konnte.

In dem Moment bewegte sich die Tür, und eine junge Frau betrat das Zimmer. Rote Augen, schwarze Haare, geschätzt 20 Jahre alt, aber möglicherweise 100. Ihr emotionsloser Blick traf meinen. "Wo bin ich?", fragte ich mit brüchiger Stimme, obwohl ich die Antwort bereits wusste. Die Frau antwortete kühl: "Du bist in der Moonshine Akademie." Eine weitere Träne lief über meine Wange. Die Luft wurde knapp. Ich wusste, dass ich für eine lange Zeit hier bleiben musste.

Warum bin ich hier?

Meine verzweifelte Frage blieb unbeantwortet. Die Frau drehte sich zur Tür um und sagte monoton: "Dein Leben wird sich hier komplett ändern." Die Verwirrung in meinem Kopf wuchs. Ich konnte die Realität nicht mehr fassen. Vielleicht war alles nur ein böser Traum. Ich kniff mir in den Unterarm. Aua. Kein Traum. Kein Ausweg.

Du gehörst genau hier hin.

Die innere Stimme sprach mit einer seltsamen Sicherheit. Ich schaute aus dem Fenster auf einen Park, der unter mir lag. Ein riesiges Areal mit Bäumen, Blumen, Wegen und vereinzelten Gebäuden. Der Gedanke an Mom, Dad, Nika und Marie überflutete mich. Eine Träne nach der anderen rann über mein Gesicht. Die Luft wurde schwerer. Diana schlief einfach weiter, als wäre nichts geschehen.

Ich will keine Schwäche zeigen.

Ich stand auf und ging zum Fenster, um frische Luft zu schnappen. Alles war so frisch, aber auch so anders. Die Realität war nicht mehr wichtig. Mein Blick wanderte durch das Zimmer, das mir nun für eine unbestimmte Zeit als Zuhause dienen sollte. Dann öffnete ich das Fenster, und die warme Sonne begrüßte mich.

Das Zimmer genauer erkunden.

Meine Ablenkung führte mich zu einem Schreibtisch mit alltäglichen Dingen. Klamotten, Schuhe, Toilettenartikel. Alles in dunklen Farben gehalten. Die Wand zeugte von einstigen Bildern. Ich durchquerte das Zimmer, inspizierte den Schrank und das Bad. Alles war sauber und ordentlich, wie in einem Hotelzimmer.

Meine Gedanken kreisten, und die Langeweile setzte ein. Ich beschloss zu duschen und die bereitgelegte Kleidung anzuziehen. Im Spiegel betrachtete ich mich. Das schwarze T-Shirt und die Hose mit dem Logo der Moonshine Akademie. Auf dem T-Shirt stand mein Klassenname: 2b. Eine Schuluniform.

Während ich mich an Diana kuschelte, klopfte es plötzlich an der Tür.

Moonshine AkademieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt