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Erschrocken drehe ich mich um. Julien steht am Ende des Felsens und sieht ziemlich sauer aus. Dagi springt auf und bellt.
Kito sitzt immer noch gelassen neben mir. Arsch. Mach doch was, denke ich sauer, halt so wie man sauer denken kann. Ich starre ihn böse an und halte die Luft an. 
Ich rette dich immer gerne, aber diese Suppe hast du dir selbst eingebrockt. Die darfst du dir selbst auslöffeln.
Er zwinkert mir zu. Schmollend stehe ich auf und klettere den Felsen hinunter. Kito folgt mir, als ob er Angst hat, das ich fallen könnte, legt er seinen Schwanz um mich herum. Als ich den letzten halben Meter springe, lande ich direkt neben Ju. Oh ne, das wird jetzt echt schlimm für mich. Julien scheint sehr viel Respekt vor Kito zu haben, denn dieser hat sich nun endlich hinter mich gestellt. Danke, wenigstens behalte ich meinen Kopf und Ju wird zu keinem Mörder, so wie er mich gerade anschaut. Ein leises Lachen ertönt in meinem Kopf. Ich grinse, weil Kito mir doch geholfen hat. Danke du Esel.

Drache, wenn ich bitten darf.

"Idiot" kichere ich und drehe mich dann wieder zu meinem 'Bodyguard' um. Er ist noch wütender wie vorhin. "Sag mal findest du das hier witzig? Wir machen uns Sorgen. Es hätte sonst noch was passieren können, was hast du dir dabei gedacht?" blafft er mich an. Ich schaue auf meine Schuhe. Meine Finger verschränken ich. Ja was soll ich ihm eigentlich sagen. Darüber hätte ich mir echt früher Gedanken machen können. Naja jetzt ist es zu spät. "Ist doch nichts passiert" flüstere ich geknickt, weil man im Nachhinein doch immer schlauer ist. Ich hätte es nicht machen sollen. Ich hätte in Haus bleiben sollen und mich um die Rettung von Liz kümmern sollen. Ja was ich nicht hätte machen sollen. Später bereut man es doch. "Wie bitte. Du hättest nur Glück, das nächste Mal passiert etwas und keiner ist bei dir" schreit er jetzt wieder. Seine Halsadern stechen heraus und sein Gesicht wird leicht rot. "Kito war doch bei mir" versuche ich mich zu verteidigen. Anschreien lasse ich mich nicht, auch wenn ich ein Fehler gemacht habe.  Ich habe ihn zugegeben und wenigstens den Respekt für ein normales Gespräch könnte er mir zeigen. Außerdem habe ich wirklich Recht. Mit Kito an meiner Seite passiert mir nichts.

Zieh mich da nicht rein.

Lacht Kito, ich schaue ihn wieder böse an. Hey Drache, du hast gesagt ich darf das, kontere ich. in Gedanken.

Okey gut. Du hast gewonnen

sagt er belustigt. Geht doch. In der Zeit, in der ich ein gedankliches Gespräch geführt habe, hat Julien kurz telefoniert. Er ist nun fertig und hat sich anscheinend beruhigt. Er wirkt aber sehr distanziert. "Mylady es hat keinen Sinn zu diskutieren. Verabschiede dich von dem Drachen. Wir gehen jetzt zurück" Zum Schluss seufzt er und nimmt dann Dagi an ihrem roten Halsband. Als ob ich abhauen würde und er meinen Hund als Druckmittel verwendet. Widerlich! Widerstandslos lege ich meine Hand auf Kitos Flanken und nicke ihm einmal zum Abschied zu.

Vergiss nicht, du wirst sie finden, weil ihr Schwestern seit.  Ich glaube fest daran.

Meine Mundwinkel ziehen sich leicht nach oben.  Tschau, wir sehen uns bald wieder. Vergiss du auch nicht, du kannst jederzeit raus aus dem Schloss. Ich will nicht, dass du wegen mir eingesperrt bist. Dann gehe ich zu Ju und Dagi. Er wartet schon ungeduldig und die Hündin versucht zu mir zu kommen. Als ich neben ihm stehen bleibe, kommt mein kleiner zu dicker Hund zu mir und lässt sich einmal knuddeln. "Wir gehen direkt zurück. Das Gespräch mit Konstantin und den Anderen findet statt, danach werde ich dir deine persönliche Begleitung zur Seite stellen. Ab heute auch im Haus und in der Schule. Tara wird dich sobald du aus dem Haus raus gehst auch begleiten. Es gibt keine Ausnahmen!" The worst case, oder wie das heißt, ist eingetreten. Persönlicher Babysitter und Privatsphärenzerstörer. Julien hält immer Abstand zu mir. Er wirkt noch kälter wie sonst. Wir laufen gemeinsam auf dem Trampelpfad zurück. Was werden die Anderen sagen? Werden sie genau so sauer sein wie Ju? Ich hoffe es nicht, sie werden es doch verstehen. Die Bäume um uns herum werden immer dichter, umso mehr wir uns von der Lichtung entfernen. Der Himmel ist nun eine einzige Wolke und man sieht das Blau nicht mehr. Von Kito erkennt man nur noch einen kleinen Punkt. "Es tut mir leid" rutscht aus mir heraus, ohne das ich es wollte. Meine Begleitung schaut stur gerade aus. Die unausgesprochene Antwort ist bedrückend. Am liebsten hätte ich jetzt ein Loch und danach würde ich wieder bei meiner Mum aufwachen. Sie nur wieder zu sehen, würde so vieles einfacher machen oder wenigstens weniger kompliziert. Ich merke gerade wie sehr mir mein altes Leben fehlt. Julien ignoriert mich weiterhin. Als ich das Haus sehe, laufe ich an ihm vorbei und betrete es mit Dagi vor ihm. Ich laufe direkt in mein Zimmer, welches ich zum Glück direkt finde. Die Treppe hoch, den Gang entlang und rechts, neben dem Nachtbild der Akademie ist mein Raum. Ich lasse mich auf mein Bett fallen, was für ein beschissener Tag. Ich weiß nicht wie lange ich hier lag, aber irgendwann klopfte es an der Türe. Ich antworte nicht, ich will niemanden sehen. Mein Kissen ziehe ich mir über den Kopf, denn der ungebetene Gast klopft drängend weiter. Nach gefühlten Minuten geht die Türe einfach auf. Oh wie blöd, ich habe vergessen sie abzuschließen. Ich höre wie jemand sie leise wieder schließt. Nach ein paar Sekunden setzt sich die Person auf mein Bett. Ach lass mich doch in Ruhe, denk ich mir. Ich bin hier doch ab heute die ganze Zeit wie eine Gefangene. Wütend über die Tatsache, dass ich jetzt wirklich 24 Stunden unter Bewachung stehe, wegen etwas, auf das ich keinen Einfluss hatte, drücke ich mein Gesicht noch fester in die Matratze. Warum bin ausgerechnet ich die Prinzessin, warum nicht irgendjemand anders. Fast jede Vampirin wäre gerne königlich, ich wäre gerne menschlich und bei meiner Familie.  Die Person legt mir eine Hand auf den Rücken und streicht darüber. Eine kleine Hand, es muss eine weibliche Hand sein. "Lass mich in Ruhe" brumme ich, wahrscheinlich hat man es nicht verstanden. Die Hand hört auf mit der gleichmäßigen Bewegung und ich muss zu meinem Leid feststellen, dass es wirklich beruhigend war und ich es nun vermisse. Seufzend drehe ich mich um, so dass ich in das Gesicht von Tamara sehen kann. "Ich verstehe dich, aber wir müssen da jetzt alle durch, auch ich. Denkst du wirklich mein Traum war es, zehn Jahre auf eine Politikschule zu gehen" Sie schaut aus dem Fenster. Nie hätte ich gedacht, dass sie ihr Leben nicht so geplant hat wie sie jetzt lebt. Ich dachte immer sie liebt es, weil sie immer einen glücklichen Eindruck macht. "Ich wurde mit sechs Jahren auf die strengste Schule der Welt geschickt, nur weil meine Eltern unbedingt wollte, dass ich später in der Politik mitmischen kann. Ich wurde als Kind zum Lernen gezwungen und hatte keine normale Kindheit. Ich habe mir so sehr ein Haustier gewünscht. Meinen Kater habe ich erst bekommen, als ich als Sonderbeauftrage der königlichen Familie ausgebildet wurde. Für mich hieß das noch mehr lernen und meine wenige Freizeit wurde dann auf die Zeit Abends mit meiner Katze reduziert. Wir waren 50 Mädchen in meinem Jahrgang und 50 Jungs. Meine Eltern wollten von mir nur Höchstleistungen, nie haben sie gesagt, dass ich etwas gut gemacht habe. Im sechsten Schuljahr wurden dann vier Ausgewählt. Ich und Julien mussten zusammenarbeiten. Wir sind für eine Prinzessin ausgebildet wurden. Meine Eltern waren das erste mal Stolz, aber nicht auf mich, sondern auf den Ruf der Familie. Ihre Tochter wird einmal dir Beraterin der Prinzessin oder sogar der Königin. Sie haben gefeiert, ich war in der Schule und habe gelernt. Ich wäre gerne Ärztin geworden oder Lehrerin, aber auch ich hatte keine Chance mein Leben nach meinen Träumen zu leben. Jetzt bin ich froh, dass ich deine persönliche Beraterin bin. Auch bin ich froh, dass ich dir helfen kann und du eine bessere Kindheit als ich hattest. Es tut mir leid, dass dein Leben dir nun so vorgeschrieben wird, jedoch hat jeder in der Vampierwelt seinen Platz. Mach aus dieser Tatsache etwas Gutes, ändern wird es niemand können."

Moonshine AkademieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt