16. Ice Americano

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Mein Gegenüber schaute mir tief in die Augen. Hass und Wut stieg in mir hoch, doch ich unterdrückte meine Gefühle. Das hatte mir heute noch gefehlt.

"Willst du nicht meine Bestellung aufnehmen Jimin?", fragte er mich dreist.

"Was suchst du hier Yoongi? Verschwinde von hier."
"So begrüßt du deine Kunden?
Ich glaube ich muss mal mit deinem Chef reden, dass geht so nicht."

So ein Mistkerl....
So eine Aktion brauchte ich nicht. Wenn er das meinen Chef sagen würde, hätte ich sicher meinen Job los.
Und den brauche ich...
Ich atmete tief ein und aus und versuchte ihn als normalen Kunden zu sehen, welches mir sichtlich schwer fiel.

"Was hätten sie denn gerne?"
"Am liebsten dich."
Genüsslich leckte er sich über die Lippen.
Ich verdrehte die Augen und fing innerlich an zu fluchen.
"Ich bin leider nicht verkäuflich. Möchten sie gerne etwas anderes?"
Meine Stimme klang überspitzt freundlich, so machte ich es bei jedem Kunden der mich nervte.
Bei Yoongi legte ich eine Schippe noch dazu.
"Hmmm..."
Wieder strich er sich durchs mintgrüne Haar.
"Dann gerne einen Ice Americano."
"Natürlich kommt sofort."
Ich schrieb mir seine Bestellung auf ein Stück Papier und verschwand so schnell wie möglich aus seiner Sichtweise.
Ich ging zur Kaffeemaschine, wo Kookie ein Cappuccino zubereitete.

"Kookie übernimm bitte Tisch 14..."
"Warum Hyung?"
"Mach es einfach bitte..."
"Ja ok..."
Ich gab ihn den Zettel und riss ihn den Cappuccino aus der Hand.
"Ich mach hier weiter."
Mit dem heißen Getränk ging ich zu den Gast und überbrachte es ihn.
Danach verschwand ich in Küche, um das Geschirr sauber zu machen.

"Hyung?"
"Was gibt's ?"
"Der Gast will nur von dir bedient werden."
Das hatte ich mir schon gedacht. Warum lässt er mich nicht einfach in Ruhe ?
"Sag ihm das Leben ist kein Wunschkonzert. Ich hab grad keine Zeit."
"Aber..."
"Kein Aber"
"Wie du meinst..."

Der Jüngere verschwand wieder nach vorne.
Verzweifelt schaute ich auf die Uhr noch eine Stunde dann hätte ich es geschafft.
Ich gab mich wieder voll in die Arbeit und schrubbte mir wortwörtlich die Haut weg.
Wenig später platzte mein Chef in den Raum.

"Jimin! Was soll das ?"
"Geschirr spülen?"
"Hör auf mir den Mist.
Du gehst jetzt sofort wieder an Tisch 14. Entschuldigst dich bei dem Kunden und gib ihn ein Stück Kuchen auf Haus. Wenn ich nochmal höre, dass du einen Gast verweigerst bist du hier draußen!"

Das saß tief. Schwer atmend schmiss ich das Handtuch auf den Tisch und ging an die Theke.
Ich holte den ältesten und ekelhaftesten Kuchen der da lag und bewegte mich zu Tisch 14.
Yoongi saß da voller Vergnügen und grinste mich an. Wie kann ein Mensch so viel Spaß haben einen anderen zu quälen?
Er nahm ein Schluck von seinem Getränk.
"Hier haste noch einen Kuchen."
Schlampig legte ich den Kuchen auf den Tisch.

"Danke wäre doch nicht nötig gewesen."
"Ja ja"
"Sonst noch einen Wunsch?"
"Immer noch dich."
"Die Antwortet lautet immer noch Nein."

Ich ging wieder und bediente andere Gäste.
Als ich ab der Theke stand tauchte er wieder auf.
"Wollen Sie bezahlen ?"
"Ja"
Ich gab die Rechnung an der Kasse ein und er bezahlte mit der Karte.
"Wir werden und bald wieder sehen Jimin..."
Sein Grinsen war immer noch nicht verschwunden. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken.
"Ich hoffe nicht."
Er ging ohne auf meine Bemerkung zu reagieren.

Ich seufzte laut auf. Endlich war er weg.
Jungkook sah mich verwirrt an.
"Wer war das?"
"Lange Geschichte...."
Wir räumten alles noch auf und schlossen den Laden pünktlich.
Als ich nach der Schicht endlich draußen war konnte ich wieder frei atmen.
Die kühle Luft schnitt mir den Atem ab, aber ich war trotzdem froh, dass ich frische Luft einatmen konnte. Ich verabschiedete mich von den anderen und ging langsam zur Bushaltestelle .

Als ich auf den Bus wartete, bemerkte ich erst jetzt, dass mein Handy klingelte.

"Hallo ?"
"Ja hallo. Mein Name ist Jinah aus dem Krankenhaus in Seoul. Spreche ich mit Herr Jimin Park ?"
"Ja..."
Mein Herz fing plötzlich an wilder zu schlagen. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. Ehrlich gesagt hatte ich Angst, dass etwas schlimmes passiert ist. Doch meine Hoffnung schimmerte noch durch.
"Kommen sie bitte sofort ins Krankenhaus. Es geht um ihren Freund Jin."
"Was ist mit ihm?"
Tränen fingen an sich zu bilden. Gänsehaut bildete sich auf meinem ganzen Körper.
"Die Details erzähl ich Ihnen später. Kommen sie einfach vorbei. Auf Wiedersehen."

Bevor ich auch weiter reden konnte legte die Dame auf.
Das klang alles so unglaubwürdig. Doch die Nummer kam echt vom Krankenhaus.

Ich hielt schnell ein Taxi an und stieg ein.
"Beeilen sie sich bitte."

Bald werde ich bei dir sein.
Halte durch Jin...

Never Let Me Go [VMin]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt