Verluste

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Bis die Prinzen von dem Überfall mitbekamen, war er beinahe wieder vorüber, aber Hagen zog trotzdem ohne Zögern sein Schwert und eilte in die Richtung, aus welcher der gehetzte Bote gekommen war.

Zu seinem großen Ärger sah er es vor sich gold und blau aufwirbeln, als der Wanderprinz und sein Übersetzer beide schneller waren als er und ihre Umhänge neckisch hinter ihnen her tanzten, wie um ihn zu verspotten. Er knirschte mit den Zähnen und zwang sich dazu, schneller zu laufen, obwohl er sich dadurch tatsächlich anstrengen musste und die Kräfte anbrach, die er sich für den Kampf aufsparen sollte.

Das Licht war inzwischen so weit geschwunden, dass er nicht weit sehen konnte, ohne die Gestalten der kämpfenden und umhereilenden Männer zu verwechseln, aber die Körper, über die er sprang, waren zu einem großen Teil die abgerissenen und ungepflegten Leiber von Gesetzlosen. Es mussten viele von ihnen sein, dachte er, kurz bevor ihm einer entgegen kam und sich mit einem markerschütternden Schrei auf ihn stürzte, den Blick gierig auf sein Schwert gerichtet, eine besonders gute Waffe aus den gunderforter Schmieden.

„Nichts da", knurrte er und stieß dem Mann die Klinge in den Unterleib und eilte vorwärts, wo der letzte Rest des Handgemenges stattfand. Um ihn herum hasteten Gesetzlose davon, stöhnend und röchelnd und humpelnd, aber solange sie dabei nur ihre eigene Haut zu retten schienen und keine andere Beute, ließ er sie gewähren. Sie waren besiegt, das sah man.

Nur hatte wohl noch niemand einen gesammelten Rückzug beschlossen, denn an den Wagen kämpften sie weiter, die Umrisse von Fackeln gegen die hölzernen Außenwände geworfen und die Pferde panisch wiehernd. Der Wanderprinz sprang voran und eilte zwei königlichen Soldaten zur Hilfe, die nur halb in ihre Rüstung eingekleidet waren und mit einem milden Ausdruck der Überraschung auf dem Gesicht kämpften. Sie wichen zurück, als er so rasch mit der Waffe umherwirbelte, dass die Banditen innerhalb kürzester Zeit zu Boden gingen, gleich drei Stück. Der junge Übersetzer kümmerte sich seinerseits um vier Gesetzlose auf einmal und bis Hagen sie erreicht hatte, waren beide schon zwischen den Wagen verschwunden und der Kampf an dieser Stelle beendet.

Einer der besiegten Banditen hielt sich noch halb aufrecht auf den Knien und röchelte gequält und Hagen stieß ihm wütend sein Schwert durch das Herz, damit er wenigstens Ruhe gab. Er blieb stehen und zwang sich, sich zuerst einen Überblick zu verschaffen. Kampfgeräusche kamen von allen Seiten, aber nur noch halbherzig, die letzten Scharmützel bevor eine Schlacht gewonnen war. Er kannte diesen Klang. Es erfüllte ihn gleichermaßen mit Erleichterung wie mit Ärger darüber, dass er nicht früher dabei gewesen war.

König LePapin schloss keuchend zu ihm auf.

„Alaron hat ein paar Diebe entdeckt, die sich mit Säcken davonschleichen wollten und ist ihnen hinterher geeilt", informierte er Hagen. „Willehad wurde von seinen Soldaten gefunden und in sein Zelt begleitet."

Trotz seines schweren Atmens klang der Spott in seiner Stimme wieder durch, aber Hagen hatte keine Energie sich über die Kampfesunfähigkeit von Prinz Willehad zu amüsieren.

„Gut", sagte er knapp und verengte die Augen, um die Umgebung besser erkennen zu können. Er hätte Befehle rufen sollen, aber seine Männer schienen auch von allein begriffen zu haben, dass es die Räuber zu bekämpfen und ihr Gepäck zu schützen galt. Sie mochten viel Proviant und Waffen eingepackt haben, aber kein Gesetzloser sollte von sich je behaupten können, die königliche Armee selbst bestohlen zu haben.

„Die Wagen!", rief jemand, „Die Wagen!" und sie hörten es rumpeln als sich Räder in Bewegung setzten. Bei ihnen lagen die Karren und die Pferde inzwischen unbehelligt da, aber die meisten von ihnen waren ohnehin jene Transportwagen, die sie morgen früh wieder zurückschicken wollten und die jetzt leergeräumt waren. Die Wagen für die Weiterfahrt hatten sie näher an den Resten des Weges nach Ilris geparkt, und dort kamen auch die Rufe her.

Dornen - Das verwunschene KönigreichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt