Die unglaublichen Abenteuer der berühmten Wanderdiener

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Albin hatte das Gefühl, nicht gut genug zu sein beileibe nicht vermisst – aber dafür hatte er so, so viel mehr zurückbekommen. Er konnte mit den bissigen Kommentaren von Fürst Vitus oder dem ständigen Spott der zwei verbliebenen Soldaten leben, solange er Lore neben sich sitzen hatte die sich lautstark darüber empörte und Zacharie vergnügt über ihre Sprüche lachte.

Selbst der regelmäßige prüfende Blick von König LePapin, der jede freie Sekunde auf ihm zu ruhen schien, konnte nicht gegen den Triumph ankommen, dass Zacharie ihn sofort verteidigte, wenn er etwas abfälliges sagte.

Er war nicht mehr einfach nur ein Diener, er war ein Diener, der einen Prinzen gerettet hatte. Nun, mit Hilfe, aber trotzdem. Zwar war er nicht über Nacht zu einem starken, mutigen Helden geworden, aber er hatte sich jetzt bereits zweimal mit seinem neuen Schwert verteidigt, ohne sich irgendwelche schlimmen Verletzungen zuzuziehen, das zählte er als Erfolg. Selbst Lore hatte zugegeben, dass sie davon beeindruckt war, nachdem er ihr haarklein alles fertig berichtet hatte.

„Wenn wir hier fertig sind, dann werden wir zu den berühmten Wanderdienern", sagte sie grinsend. „Und dann erzählt man sich über uns noch mehr Geschichten als über den Wanderprinz selbst."

„Träum weiter!", rief Djadi ihr von etwas weiter weg zu, wo er den Kopf mit Sharif zusammen gesteckt hatte, und streckte ihr die Zunge raus.

Aus den Augenwinkeln sah Albin, wie Fürst Vitus das Gesicht verzog, aber er kümmerte sich nicht darum. Es gab in dieser Runde mehr freundlich gesinnte Gesichter als feindliche und das Schloss war nicht mehr weit, so viel hatten ihm die Männer verraten.

„Du!", rief der König barsch und zeigte auf ihn, „Solange du nichts zu tun hast, kannst du auch Holz sammeln gehen. Sonst haben wir nichts für die Nacht."

„Ich komme mit!", sagte Zacharie eifrig und sprang auf, wo er brav neben seinem Vater gesessen hatte. Der König war nicht ganz so grob mit ihm umgesprungen, wie Albin es bei den Worten des Jungen vermutet hatte, aber er hatte auch nicht besonders viel Herzlichkeit gezeigt dafür, dass Zacharie wahrscheinlich für immer verschwunden geblieben wäre, wenn Albin ihn nicht gefunden hätte.

„Nichts da", knurrte LePapin. „Der Junge kann nicht für deine Sicherheit garantieren. Du bleibst hier bei uns."

„Ich wollte eh noch schauen, ob ich ein paar Kräuter finde, wenn wir ohnehin noch eine Weile rasten", sagte Lore fröhlich und legte das Messer zur Seite, mit dem sie einen übrigen Umhang, den die Höhlenbewohner ihnen mitgegeben hatten, in handliche Streifen zerteilte. „Ein wenig Wasser wäre auch nicht verkehrt. Ich weiß nicht, wie lange sonst alles reicht, was Albin und die anderen mitgebracht haben."

Der König brummte unbestimmt und gestattete ihr dann mit einem Winken, ebenfalls aufzubrechen. Sie sprang so schnell auf und zog Albin am Arm mit sich, dass er kaum Zeit zu reagieren hatte. Er betrachtete misstrauisch die Dornen um sie herum, als sie einen kleinen Pfad bergabwärts nahmen, doch sie blieben ruhig und unschuldig liegen.

„Das letzte Mal haben sie sich fast einen ganzen Tag nicht wieder gemeldet", sagte Lore leise. „Nach Prinz Alaron."

Albin wusste nicht, was er dazu sagen sollte. Das Opfer des Prinzen hatte sie getroffen, das wusste er und er selbst wünschte sich ebenfalls, er wäre noch bei ihnen. Er hatte seinen beeindruckenden Einritt in Gunderfort noch allzu gut vor Augen, der Inbegriff eines Helden. Anders als der grimmige König LePapin oder Fürst Vitus hätte er es verdient, das Schloss zu erreichen. Unweigerlich schweiften seine Gedanken wieder ab zu seinen eigenen Träumen davon, die Prinzessin zu erlösen – vielleicht war es ihm tatsächlich vergönnt, wenn die einzigen Edelmänner bei ihnen derartig anstrengende Zeitgenossen waren ...

Dornen - Das verwunschene KönigreichWo Geschichten leben. Entdecke jetzt