Am nächsten Morgen frühstückten wir erst, nachdem Gebet.
,,Azelya, du hast doch ein Auto. Geht es nicht, wenn wir damit dahin fahren, damit Aytaç nicht umsonst kommt uns abzuholen. Außerdem dauert die Stunde nur zwei Stunden bei mir. Er muss doch länger arbeiten."
,,Ich werde jetzt sagen, warum wir nicht mit meinem Auto gehen, aber du wirst nicht lachen okay?"
,,Okay?"
,,Ich weiß gar nicht, wo das Krankenhaus liegt. Das ist ja kein normales, sondern ein spezielles Krankenhaus für die Augen, deshalb war ich noch bie da. Außerdem kann ich mich jetzt nicht widmen, um das Navigationssystem noch einzustellen. Und es ist auch besser so, weil du und Aytaç... Du weißt"
,,Hör auf damit!"
Ich bewegte meine Arme in der Luft hin und her, um ihr auf den Oberarm zu schlagen, doch ich fand es einfach nicht. Ich stellte mich vor, wie ich dabei wohl aussah und musste laut lachen. Azelya stimmte mit ein.
Nachdem sie dann den Tisch abräumte, gingen wir uns umziehen.
,,Was willst du anziehen Eflin? Ich hole es raus."
,,Hmmm...lass mich mal nachdenken. Warum entscheide ich heute? Ich hab dir doch gesagt, ich vertraue deinem Geschmack."
,,Wir haben nicht so viel Zeit. Gleich würde Aytaç kommen deshalb. Weil wenn ich aussuche, dauert das ja erstmal 10 Jahre, deswegen. Außerdem kann ich dir sagen, was ich für Kleider habe und du kannst dir ein Kleidungsstück von mir aussuchen. Willst du?"
,,Nein, nein. Danke. Ich hatte mir ein khaki grünes Kopftuch gekauft, als meine Mutter noch lebte. Ich hab das aber irgendwie nie getragen. Das wäre schön."
,,Okay. Hier ist es! Und weiter?"
,,Ich hab ein Oberteil, was sehr lang und karamel ist. Und dann noch eine dunkle Jeans vielleicht? Außerdem müsste ich noch ein khaki grüner Cardigan haben."
,,Okay! Hab hier alles."
Ich zog mich um und Azelya machte mein Kopftuch. Danach zog sie sich ebenfalls um.
Um halb zwei kam dann auch Aytaç.
Wir fuhren ins Krankenhaus. Wir drei gingen dann zuerst in das Raum, wo die Lehrerin auf uns wartete. Eine sehr nette Stimme begrüßte uns.,,Guten Tag. Setzen sie sich bitte."
Wir begrüßten sie auch und Azelya führte mich zu meinem Platz. Sie durfte auch neben mir bleiben. Ich fühlte mich, wie in der Schule. Ich konnte nichts sehen, aber es herrschte Stille, deshalb waren wahrscheinlich nicht viele Leute da. Flüsternd fragte ich Azelya, ob viele Leute hier waren, sie verneinte. Wie ich es mir gedacht hatte. Es waren wohl höchstens fünf Leute da. Wir fingen an. Zuerst mit den Buchstaben von "A" bis "E". Sie legte uns ein Papier auf den Tisch, worauf die Buchstaben in Blindenschrift waren. Wir tasteten die Buchstaben bis "E" und konnte mir es relativ schnell merken. Sie lobte mich. Zwei Stunden waren schnell vergangen und ich konnte die Buchstaben sehr gut. Aytaç hatte heute etwas früher Feierabend, deshalb mussten wir nicht lange auf ihn warten. Solange waren wir in der Cafeteria des Krankenhauses. Wir waren anscheinend so tief in unser Gespräch vertieft, dass wir nicht einmal bemerkt hatten, wie schnell die Zeit umgegangen ist. Das Klingeln von Azelyas Handy holte uns in die Realität. Es war Aytaç, der angerufen hatte. Er suchte uns wohl die ganze Zeit.
,,Wir sind in der Cafeteria Aytaç. Tut uns leid, wir haben nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen ist."
Wir gingen schon vor die Tür und warteten auf ihn. Er kam und wir gingen zum Auto.
,,Und? Wie viel hast du gelernt Eflin?"
,,Die Buchstaben von "A" bis "E" haben wir heute gemacht. Oh man, ich fühle mich wie ein Grundschulkind."
Wir mussten alle lachen. Aytaç fuhr uns nach Hause und als wir ankamen, fiel uns ein, dass Gönül heute ein Abendessen mit Ömer hatte. Wir waren so gespannt, was sie gerade machten. Es war noch früh, für ein Abendessen, deshalb dachten wir, dass Gönül entweder neulich Feierabend gemacht hat oder sich jetzt aufgeregt für den Abend fertig macht. Wir riefen sie sofort an. Sie ging beim ersten, zweiten und dritten Anruf nicht ran. Bis auf den vierten. Bis sie den Anruf abnahm, ließen wir nicht los, sie zu erreichen. Aber, wenn sie nicht rangehen würde, würden wir sie trotzdem weiter anrufen. Wir waren so neugierig. Sie ging endlich ran.
,,Gönül wo bist du? Was machst du? Hast du schon Feierabend gemacht? Wann kommt er dich abholen? Wie wirst du dich anziehen? Oder bist du schon angezogen? Du hast dich nicht umentschieden, Kopftuch zu tragen oder? Vielleicht macht er ja ein Heiratsantrag denkst du das auch?"
Ich wollte ganz normal mit ihr reden, doch Azelya stopfte sie mit so vielen Fragen voll, dass ich verwirrt war und nichts mehr sagen konnte. Gönül ging es genauso, wie man es aus dem Lautsprecher hören konnte:
,,Ehhh...Ich...er...hmmm...ehhh...Wie war das nochmal?"
,,Oh, waren das vielleicht viele Fragen?"
,,Nein, weißt du. Das waren nur etwas mehr als wenig. Jetzt bitte beruhigen und zuhören."
,,Also. Ich bin erst jetzt von der Arbeit gekommen und hab sofort gebetet, deshalb konnte ich nicht rangehen. So das war das erste. Und jetzt muss ich mir etwas zum Anziehen aussuchen, aber ich finde nichts! Warum?! Nach zwei Stunden kommt er schon!"
,,Okay, okay beruhige dich erstmal. Mach den Lautsprecher an und leg das Handy auf den Schreibtisch. Dann hol erstmal deine ganzen langen Kleider heraus und leg sie einzeln auf das Bett. Dann guck, welches am schlichtesten ist, denn ein auffälliges Kleid würde nicht so geeignet sein. Es ist ja schließlich nur ein Abendessen. Dann hol deine ganzen Kopftücher heraus und...Ach ja du trägst doch Kopftuch oder?"
,,Ja ja. Allaha şükür (Gott sei Dank)!"
,,Okay gut. Also. Dann zieh das Kleid an und schminke dich erstmal leicht, wenn du willst. Aber übertreib bitte nicht, weil du bist jetzt aufgeregt, du weißt also gerade nicht, was du tun sollst. Ich spreche aus Erfahrung. Dann bindest du dein Kopftuch um und ziehst dein Schmuck an. Das bitte auch nicht übertreiben! Et voilà, du siehst fantastisch aus!"
,,Wow, woher weißt du das alles Azelya? Zwar ist das jetzt nichts schwieriges, wobei man krass staunen muss, aber wenn ihr ein Treffen hättet, könnte ich selber gar nicht Tipps geben, sondern vor Aufregung euch zum Clown machen. Ich würde jetzt vor Aufregung sogar zwei Kopftücher übereinander binden und es erst später im Restaurant merken. Deshalb dankeschön!"
,,Hahahaha, kein Problem. Es war mal bei einer Freundin von mir der Fall. Glaub mir, da mussten wir einiges durchmachen. Ich wollte nicht, dass du das selbe erlebst. Das war wirklich schrecklich!"
Alle lachten und ich stellte mir meine wunderschöne Gönül vor.
,,Okay dann! Ich muss mich jetzt sofort fertig machen. Selamun aleykum!"
,,Okay! Aleykumselam. Du schaffst das. Wir glauben an dich. Du wirst einfach nur traumhaft schön aussehen", sagte Azelya. Ich verabschiedete mich auch: ,,Gönülüm (mein Gönül), du wirst einfach nur wunderschön sein. Wie immer eigentlich, nur diesmal das 10 fache, weil du Kopftuch trägst. Kendine iyi bak (Pass auf dich auf). Aleykumselam! Du rufst uns sofort an, nach dem Essen! Ich frage oder bitte dich nicht, ich befehle es dir. Du musst es tun und alles erzählen, was geschah."
,,Okay, okay. Schon klar. Aber ich muss mich jetzt wirklich beeilen, sonst sieht ihr später wirklich zwei verschiedene Kopftücher auf meinem Kopf, weil ich keine Zeit mehr haben werde und aus Panik wieder nicht wissen werde, was ich machen soll. Haltet mich doch nicht auf. Redet nicht so viel. Außerdem schicke ich schon ein Foto, wenn ich fertig angezogen bin. Keine Sorge. Tschüß!"
Sie legte auf, aber davor mekerte sie uns an, dass wir sie aufhalten würden, obwohl wir uns nur verabschiedeten und davor Komplimente gemacht hatten, erstens, weil sie sowieso wunderschön sein würde, aber auch ihr Mut zu machen und sie bisschen zu beruhigen. Sie hatte eigentlich am Ende so viel selber geredet, ohne es zu merken, dass wir Angst hatten, sie würde wirklich mehrere Kopftücher umbinden und so viel Make-up machen, wie es nur geht oder so. Wir beteten Allah, dass sie am Ende vernünftig aussehen sollte.
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Eyes of Love
RomanceEflin. Das war sie. So hieß sie. Eine Muslima, die eine tolle Menschlichkeit besaß. Sie hatte schwere Zeiten erlebt. Vor 6 Jahren starb ihr Vater. Sie war Einzelkind und lebte mit ihrer Mutter alleine. Als sie dann aber auch starb, hatte sie außer i...