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Zusammen kamen wir nach ungefähr einer Stunde an und betraten das Haus von Gönül und ihrer Familie. Ich wurde dort erstmal sehr freundlich aufgenommen und merkte, wie sehr mich alle vermisst hatten. Gönül hatte wahrscheinlich schon vorher Bescheid gegeben, weil ihre Mutter meine ganzen Lieblingsessen gemacht hatte. Ich liebte ihre Familie, genauso wie meine eigene. Nach dem Essen, beteten wir und die Mädels, also ich, Gönül, ihre Schwestern und ihre Schwägerin, zogen uns in Gönüls Zimmer. Wir redeten über alles zusammen und lachten viel. Müezza durfte natürlich nicht fehlen. Sie war die ganze Zeit schon auf meinem Schoß. Ich hatte sie so vermisst. Ich merkte, dass er ihr genauso ging. Sie wollte nicht mehr weg von mir und schlief in meinen Armen ein, während ich sie sanft streichelte. Nach gefühlten zwei Stunden Quatschen, gingen wir auch schon schlafen. Ich wollte eigentlich zu mir nach Hause, weil ich es sehr vermisst hatte und noch ein paar Sachen, wie zum Beispiel meine restlichen Kleider brauchte, weil ich nicht alle mitgenommen hatte. Außerdem hatte ich vor, an meiner Versprechung und gleichzeitig Verlobung, weil ich beides in einem wollte, ein bestimmtes Kleid anzuziehen. Ich musste kein neues Kleid kaufen oder bestellen, weil ich das Kleid anziehen wollte, was mir meine Mutter an meinem Geburtstag schenkte. Es war wundervoll. Ich zog es bisher nirgendwo an, weil ich Angst hatte, das etwas damit passieren würde und wollte es an einem sehr besonderen Tag anziehen. Und der Tag war gekommen. Ich würde so gerne meine Eltern bei mir haben wollen, damit sie erleben konnten, wie ich dabei war ein Schritt in die Ehewelt zu machen. Doch leider waren beide nicht da.

Am Morgen, beteten wir das Gebet und frühstückten. Danach gingen wir schon zu mir. Wir besorgten die benötigten Sachen und ich wurde wieder sentimental, weil ich wieder seit längerer Zeit hier war. Zuhause. Nachdem wir die restlichen Sachen in den Kofferraum des Autos absetzten,  fuhren wir zum Friedhof, um meine Eltern zu besuchen. Mir kullerten schon die ersten Tränen die Wangen hinunter im Auto, obwohl ich nicht weinen wollte. Es gab kein Grund dazu, weil jeder den Tod kosten wird. Wann, weiß man jedoch nicht. Wir kamen an und beteten erstmal für alle dort und lasen verschiedene Sura aus dem Koran mit geöffneten Händen. Danach wollte mich Gönül ein wenig alleine lassen. Ich redete mit meinem Vater, dann mit meiner Mutter. Ich setzte mich auf die Erde und las weitere Sura. Ich lächelte vor mich hin und erinnerte mich zurück an die schönen Momente von früher, mit meinen Eltern. Aytaçs Stimme riss mich aus meinen Gedanken. Er hörte sich wütend, traurig, besorgt und aber auch erleichtert an. Alles in einem. Aytaç war da. Aber warum? Woher wusste er, dass ich im Friedhof bin? Dass ich bei Gönül bin wusste er sicherlich von seinen Eltern oder Azelya, aber Friedhof? Außerdem, warum hörte er sich so besorgt an? Natürlich hört er sich so an, du hast ihm auch nicht gesagt, dass du für ein paar Tage weg bist. Toll gemacht Eflin.

,,Eflin?"

,,Aytaç? Was machst du hier?"

Ohne etwas zu sagen, setzte er sich zu mir.

,,Warum hast du mir nicht gesagt, dass du bei Gönül bist? Warum wusste ich nichts davon? Warum weiß ich erst, wo du bist, nachdem ich nach dir frage? Weißt du, was für große Sorgen ich mir gemacht habe, als ich dich nicht zu Hause fand? Ich hatte Nachtschicht und bin deshalb spät nach Hause gekommen. Als ich bei meinen Eltern angekommen war, sah ich die Schuhe von Azelya und war schon verwirrt. Jeder war am Schlafen. Als ich Azelya im Zimmer schlafend gefunden habe, habe ich nach dir gesucht, weil ich dachte, dass du höchstwahrscheinlich auch da bist, da du nicht alleine zu Hause bleiben solltest. Als ich dich nicht fand, bin ich ertsmal sofort zu mir nach Hause gefahren, um nach dir zu schauen. Aber du warst nicht da. Später habe ich erfahren, dass du hier bist. Weißt du, wie sehr ich Angst um dich hatte?"

,,Ich-ich. Tut mir leid. Ich hab vergessen dir Bescheid zu geben. Ich weiß auch nicht warum. Mir ist es einfach nicht eingefallen."

,,Bin ich dir etwa nicht wichtig?"

Was?! Bin ich dir etwa nicht wichtig?!Dieser Satz machte mich wütend. Was sollte das?! Vielleicht hatte ich ja einfach nur vergessen ihm Bescheid zu geben, was auch so war. Ich zog meine Augenbrauen zusammen, weil ich wütend war und stand auf.

,,Was?! Wirklich? Du denkst, du seist mir nicht wichtig? Nur weil ich es dir nicht gesagt habe? Nur, weil ich es vergessen habe?! Ich habe es wirklich vergessen Aytaç. Wirklich." Langsam wurde aus Wut, Trauer. ,,Ich wollte doch nur ein paar Sachen besorgen. Und...Und...Meine Eltern besuchen. Ich wollte ihnen von dir erzählen, weißt du. Von dir."

Und das waren meine letzten Worte. Jetzt sollte er sich mal Gedanken darüber machen, ob es vielleicht doch nicht richtig war, einfach zu mir zu kommen und mich mit Fragen zu durchlöchern, ob er mir nicht wichtig wäre, während ich meinen Eltern von ihm erzählte. Obwohl, er wusste das ja nicht. Aber egal. Trotzdem war ich sauer.

,,Özür dilerim, Eflin. (Entschuldigung, Eflin.) Ich wusste das nicht. Aber es ist mein Recht, als dein zukünftiger Verlobter, zu wissen, wo du bist. Wir beide sind also schuldig."

Er hatte Recht. Ich war auch Schuld daran. Ich lächelte kurz und nickte. Ich war immer ein Mensch, der schnell verzeiht.

,,Aber, woher wusstest du, dass ich im Friedhof bin?"

,,Gönüls Eltern haben es mir gesagt, als ich dich dort auch nicht fand."

,,Komm, lass uns dann gehen. Wo ist überhaupt Gönül?"

,,Ich hab sie gerade noch im Auto gesehen. Sie schläft."

,,Was? Sie schläft? Ufff Gönül."

Wir mussten lachen. Typisch Gönül halt. Zusammen gingen wir dann erstmal Gönül wecken. Nachdem sie endlich aufwachte, fuhr Aytaç zurück nach Hause, weil ich noch ein Tag hier bleiben musste, wegen Zehra Teyze, Gönüls Mutter. Sie ließ mich nicht gehen. Wir verabschiedeten uns von ihm und fuhren auch schon selber zu Gönül. Nach einer Stunde, musste Gönül auch schon arbeiten. Ich wollte mitgehen, weil ich das Büro, sogar das Arbeiten vermisst hatte. Ich freute mich schon auf das Ende des Jahres. Im Dezember würde ich wieder operiert werden. Dann würde ich Inşallah wieder sehen können, meinte Aytaç. Es waren bis dahin nicht mehr viel Zeit, wobei ich immer aufgeregter und nervös wurde. Ich hoffte und betete Allah so sehr, dass die OP erfolgreich enden sollte.

Im Büro, war Gönül die Kunden am Beraten, während ich gelangweilt auf meinem Platz saß und zuhörte. Später gingen wir schon wieder nach Hause, weil es Zeit war, Feierabend zu machen. Angekommen, begrüßten wir zunächst alle und aßen zusammen. Danach gingen wir beten und auch schon schlafen.

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