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                                                                                          Eflins Sicht

Gönül erzählte mir am Morgen beim Frühstück, dass ihr Ömer geschrieben hat, dass er eine Anzeige gemacht hat, wegen dieser Berke. Wie konnte man nur so ein Mistkerl sein, wie Berke?!

,,Außerdem hat Ömer ihn wohl gestern Nacht wieder geschlagen. Hat er verdient, dieser Hund!", sagte sie.

Wir fanden gut, was Ömer gemacht hatte. Ich würde Berke auch mal so gerne schlagen. Egal, hauptsache alles war wieder in Ordnung. Ich wollte jetzt glücklich sein und mich nur auf das schöne, leckere Frühstück konzentrieren.

Im Büro, wurden wir von Ömer und meinem Aytaç besucht. Morgen würde wohl ein großes Abendessen stattfinden, wo jeder dabei sein würde, gaben sie uns Bescheid. Gönüls Familie, Ömers Familie, meine Schwiegereltern und Schwägerinnen, einfach alle. Sie hatten gerade wohl ein Lockal gemietet für morgen, sodass niemand, außer unsere Familie morgen da sein würde. Für andere Kunden hätte es sowieso kein Platz mehr gegeben, weil wir sehr viele Leute sein würden. Wir waren sehr froh darüber und mussten uns wieder unserer Arbeit widmen, da wir Kunden bekommen hatten. Die Jungs mussten dann auch schon weg.

...

Am nächsten Tag, war der zweite Termin von Mesut. Aytaç und Azelya, waren auch wieder dabei. Aytaç erlaubte es natürlich am Anfang nicht, dass Azelya auch kommt und meinte, dass sie zu Hause bleiben sollte, doch Mesut hatte ihr wohl geschrieben, dass er ihr jemand besonderen vorstellen wollte. Deshalb war sie jetzt auch da. Als wir ankamen, stiegen wir aus. Die Mitarbeiter unserer kleinen 'Firma' waren auch dabei, weil ich ihnen den Plan zeigen musste und sie später es durchführen sollten. Angekommen, wurden wir freundlich von Mesut begrüßt und betraten die Wohnung. Als ich den Plan, den Mitarbeitern erklärte, hörten wir eine süße Stimme von einem kleinen Mädchen. Wir drehten uns alle um und sahen ein sehr süßes Mädchen, welches ungefähr fünf Jahre alt war. Sie rannte zu Mesut und sprang ihm fest um den Hals, als er sie hochhob. Dieser Anblick war zu süß, doch wer war sie? Wir sahen uns dieses schöne Portrait von den beiden an, aber das Wort, was aus dem Mund des kleinen Kindes rauskam, verwirrte uns alle und nahm das Lächeln von unseren Gesichtern herunter. ,,Baba! (Papa!)", sagte sie glücklich. Was sollte das heißen? Hatte er etwa eine Tochter und verheimlichte es von uns? Was ging hier ab? Später kam noch eine Frau herein und lächlte die beiden glücklich an. Sie war sehr hübsch und ungefähr in unserem Alter. War das etwa seine Frau? Konnte das wirklich sein? Mesut setzte das Mädchen ab und rannte heraus. Aber warum? Ich merkte erst später, dass Azelya gegangen war. Mesut war höchstwahrscheinlich hinter ihr her gegangen. Aytaçs Hände formten sich zu Fäusten, als ich zu ihm sah. Wir wussten alle nicht, was hier gerade los war. Ich ging langsam zu dieser Frau und sie sah ebenfalls verwirrt aus. Ich fragte sie, wer sie war und, ob sie vielleicht Mesuts Frau war...

Azelyas Sicht

Als ich hörte, dass dieses kleine Mädchen 'Baba (Papa)' zu Mesut sagte, brach mein Herz zusammen. Warum tat er das? Warum spielte er mit meinen Gefühlen, wenn er schon verheiratet war und sogar eine kleine Tochter hatte? Ich lief weinend aus der Wohnung und wollte hier weg. Ich rannte in irgendeine Richtung, um einfach nur weg sein zu können. Warum tat er das, genau dann, als ich anfing, ihm gegenüber etwas zu empfinden? Meine Beine gaben nach und ich setzte mich auf einen dreckigen Bürgersteig und heulte. Wie schwach ich war. Das konnte mein Stolz nicht ertragen. Ich fühlte mich verarscht. Während ich mein Gesicht in meinen Händen versteckt hatte und immernoch winte, hörte ich Mesuts Stimme. Er war mir hinterher gerannt? Wie konnte er das noch machen? Ich stand wütend auf und wollte ihm genau eine Ohrfeige geben, da hielt er mein Handgelenk fest und sagte mir, dass ich alles falsch vertanden hatte. Immer diese Sprüche. Einfach nur klischeehaft. Zum Glück war meine andere Hand frei, weshalb ich ihm mit dieser doch noch eine auf seine Wange klatschen konnte. Das tat gut. Ich löste meine andere Hand dann auch von seinem Griff setzte, mich verheult wieder auf den Bürgersteig. Er ebenso.

,,Geh! Ich will dich nicht sehen!"

,,Du musst mir aber zuhören."

,,Nein!"

,,Doch."

,,Nein!"

,,Doch, Azelya", als ich wieder verneinen wollte, fuhr er schnell fort und ließ mich nicht ausreden. ,,Damals, als mein Bruder gestorben ist...", er holte tief Luft. Anschließend fuhr er fort. ,,Nach dem Flugabsturz, hatten wir erfahren, dass seine Frau schwanger ist. Hatte ich dir das eigentlich nicht erzählt?"

Ich schüttelte langsam den Kopf. Ich glaubte, langsam wurde alles klar.

,,Nachdem sie die Nachricht gehört, hatte, dass sein Ehemann gestorben ist, ging es ihr sehr schlecht. Sie hatten sich sehr geliebt. Nie hatte ich ein Ehepaar gesehen, welches sich so sehr geliebt hat, wie mein Bruder und seine Frau. Und jetzt würde mein Bruder Vater sein und hatte erst neulich erfahren, dass sich sein Kind im Bauch seiner Ehefrau befand. Deshalb wollten wir ja eigentlich so schnell, wie möglich zurück zur Deutschlamd kehren. Eigentlich hatten wir vor, drei Wochen in Spanien, wegen unserer Arbeit zu bleiben, doch hatten es nur eine Woche ausgehalten, weil die tolle Nahricht, von meiner Nichte kam. Ja, es war ein Mädchen. Mein Bruder konnte es kaum noch abwarten, seine schwangere Frau zu sehen, deswegen flogen wir sofort wieder zurück. Das hatte dann aber leider schlecht geendet. Weißt du ja..."

Er bekam eine zittrige Stimme. Mir flossen unendlich viele Tränen die Wangen herunter. Dann erzählte er mit einem traurigen Lächeln weiter.

,,Der Tod brachte sogar fast meine Nichte in Gefahr, weil die Frau meines Bruders nichts aß und trank, war das Baby schon fast am Sterben. Wir konnten ihr auch nicht weiter helfen, weil wir selber darunter leideten. Nach der Psychotherapie riss ich mich zusammen und sorgte dafür, dass sie aß, wenigstens etwas trank. Ich hatte ihr versprochen, dass dem Kind nichts passiert und ich ihr zweiter Vater sein würde. Nach sieben Monaten kam sie dann endlich gesund auf die Welt. Den Namen von meiner Nichte durfte ich aussuchen."

Er kam mir etwas näher und flüsterte mir ins Ohr: ,,Sie heißt Azelya."

Ich war schockiert. Mein Atem stockte. Er hatte seine Nichte Azelya genannt. Sie trug meinen Namen. Die Nichte des Mannes, den ich liebte, trug denselben Namen, wie ich. Er hatte sie so genannt. Ich hielt mich an meiner linken Brust fest, wo sich mein Herz befand und ein Lächeln huschte mir übers Gesicht.

,,Wir haben ihr erklärt, dass ihr Vater im Himmel ist, sie immer von ihm beobachtet wird und ich sowohl ihr Onkel, als auch ihr zweiter Vater bin. Deshalb nennt sie mich immer Baba (Papa). Du glaubst mir oder? Bitte sei die zweite Azelya in meinem Leben, die ich über alles liebe. Bitte."

Ich nickte nur und sah beschämt auf meine Finger. Ich spürte schon, wie er lächelte und ich tat dasselbe. Zusammen standen wir dann auf und gingen zurück zu den anderen. Er wollte mir von Anfang an also die kleine Azelya vorstellen. Bestimmt sah ich in dem Moment aus, wie ein Monster, weil ich geweint hatte.

Eflins Sicht

Nisa, die Mutter von der kleinen Azelya hatte mir alles erzählt und, dass das Ganze ein Missverständnis war. Aytaç war dann auch beruhigt. Nachher kamen dann auch Azelya und Mesut. Er hatte ihr anscheinend auch alles erzählt, weil sie überglücklich aussah. Man merkte natürlich auch, dass sie geweint hatte, doch die Freude in ihren Augen stand trotzdem im Vordergrund.

Aytaç brachte mich nach Hause und fuhr dann mit seiner Schwester weg. Gönül war wahrscheinlich noch im Büro, weil ich sie zu Hause nicht entdecken konnte. Bis sie kam, bereitete ich das Essen vor und räumte ein wenig das Haus auf. Später kam sie dann auch und wir aßen genüsslich.

Eyes of LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt