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Am nächsten Tag, fuhr mich Gönül zurück. Azelya war immernoch bei ihren Eltern, doch ihr Fuß hatte sich schon einigermaßen verbessert. Sie wollte eigentlich aufstehen und Hausarbeit machen, weil sie von dem ganzen Liegen und Sitzen gelangweilt war, aber ihre Mutter ließ es nicht zu. Sie musste ständig liegen, obwohl es ihr schon gut ging. Typisch Mütter. Ich wollte ihr auch so gerne bei der Hausarbeit helfen, so gut es ging, aber ich durfte natürlich auch nicht. Am Nachmittag, wollte Azelya unbedingt aufstehen und sich bewegen. Das tat sie auch, nachdem wir ihre Mutter schwer überredet hatten. Sie lief stundenlang durch das ganze Haus, weil sie nicht mehr sitzen wollte. Ihr Fuß ging es jetzt sehr gut, meinte sie. Am Abend, nach dem Abendessen fuhr uns Aytaç wieder zu ihm nach Hause, wegen uns Mädels. Natürlich fuhr er danach wieder zu seinen Eltern. Nach zwei Tagen war auch schon unsere Verlobung. Mein Onkel, seine Frau und Tochter, meine Süße kleine Cousine Gül, wollten mit einem Visum, hierher fliegen. Sie würden heute Nacht in den Flieger einsteigen. Morgen früh kämen sie dann hier an. Wenn schon jemand kommt, um meine Hand zu bitten, wollte ich jemanden aus meiner Familie bei mir haben. Lieber würde ich natürlich jeden hier haben, aus der Türkei, doch weil meine Cousinen und Cousins zur Schule mussten, konnten sie nicht kommen. Wir hatten uns auch gedacht, dass wir in die Türkei fliegen, damit ich zumindest jeden aus meiner Familie bei mir habe, aber Aytaç durfte, wegen seiner Arbeit, nur einmal im Jahr Urlaub nehmen, was er dieses Jahr schon verbraucht hatte. Im Sommer, war er schon wohl bei seinen Großeltern in der Türkei. Deshalb schlug mein Onkel vor, mit seiner kleinen Familie hierher zu fliegen. Unser Hochzeit wollten wir aber in den Sommerferien machen, sodass auch meine restliche Familie mit einem Visum mach Deutschland fliegen konnte. Ich war schon so aufgeregt auf übermorgen. Der Abend verlief wie gewohnt. Nachtgebet verrichten, Zähne putzen, Augentropfen machen und schlafen gehen.

Am Morgen, blieben wir, wie immer nach dem Gebet wach, diesmal aber, ohne auf der Couch nach dem Frühstück wieder einzuschlafen, weil mein Onkel meine Tante und meine kleine Cousine früh ankommen würden. Nach einer Stunde klingelte es auch schon. Sie waren da. Aytaç hatte sie vom Flughafen abgeholt. Nachdem wir uns begrüßt hatten, ich alle sehr, sehr viel umarmte und die kleine Gül schon die ganze Zeit vor der Haustür knuddelte, gingen endlich alle rein. Ich hatte Gül, meine Cousine noch nie gesehen. Sie war neulich, nach dem Tod meiner Mutter geboren und uns, also meinem Onkel, meiner Tante oder den anderen aus der Familie ist nicht eingefallen, wenigstens ein Bild von ihr zu schicken, weil wir alle wegen dem Verlust meiner Mutter getrauert hatten. Sie war bestimmt so süß. Inşallah würde ich sie nach meiner Operation sehen können.

Wir gingen alle erstmal beten, dann essen. Später, meinte mein Onkel, dass es besser wäre, dass wir zurück in meine Stadt fahren und in unserem Haus die Veranstaltung machen sollten, weil es geeigneter sein würde. Es wäre vernünftiger, im eigenen Haus die Verlobung zu machen, als für sie in einem fremden Haus. Jeder stimmte zu. Er hatte Recht. Wir hatten nicht daran gedacht. Schließlich musste der zukünftige Ehemann mit seiner Familie, um die Hand anhalten zu können, in das Haus von seiner zukünftigen Frau. Alle waren sehr zufrieden mit dieser Entscheidung und nach dem Essen, fuhr Aytac uns in meine Stadt. Die Fahrt dauerte etwas lange und anschließend kamen wir an. Die Sachen, die ich morgen anziehen wollte und noch ein paar andere Dinge, was wir gebrauchen könnten, stellten wir zu Hause auf dem Boden ab. Nachdem wir uns von Aytaç verabschiedet hatten, putzten wir erstmal mit meiner Tante die Wohnung, während mein Onkel mit seiner Tochter schlief. Ich zwang meine Tante, dass sie auch schlafen sollte, weil sie schließlich auch kaputt war, von der Reise, doch sie ließ es nicht zu. Sie wollte noch nicht mal, dass ich ihr helfe, beim Putzen, doch dies ließ ich nicht zu. Ich erlaubte ihr es einfach nicht, aber sie hörte natürlich nicht auf mich. Zwar konnte ich nichts großartiges machen, weil ich nicht sehen konnte, aber wenigstens versuchte ich das. Ich hatte schon Schuldgefühle, ob sie wegen mir diese ganze Arbeit erledigen musste, aber sie sagte selber, dass sie es liebt zu putzen. Das stimmte auch. In der Türkei, sah ich fast nie, dass sie am Sitzen war. Sie war immer dabei, irgendwas zu säubern. Wir waren ja auch pimmelig, doch sie war krasser, als alle Frauen. Und das sage ich nicht nur so, denn das war wirklich so!

Am Morgen verrichteten wir zuerst das Morgengebet und frühstückten. Danach machten wir uns schon auf die Arbeit. Schnell telefonierte mein Onkel erstmal mit Gönüls Bruder, Gökhan, damit er die benötigten Sachen von dem Supermarkt kaufen sollte, weil wir logischerweise nichts im Kühlschrank hatten. Ihr Bruder wollte es selber übernehmen, als wir Gönül gesagt hatten, dass der Kühlschrank leer war. Außerdem konnte mein Onkel nicht die Arbeit übernehmen, weil er sich hier ja nicht auskannte. Nach einer halben Stunde, kam auch schon Gönül und ihre Familie. Schließlich waren sie für mich ein Teil meiner Familie. Während ihr Bruder, Gökhan, die gekauften Lebensmittel in die Küche abstellte, begab er sich ins Wohnzimmer, zu seinem Vater und meinem Onkel. Die Mädels, außer ich, weil sie es wieder nicht zuließen, dass ich mithelfe, bereiteten das Essen und alles mögliche vor. Ich und Gönül begabten uns dann in meinem Zimmer, welches ich so vermisst hatte und fingen an, mich zu schminken. Gönül übernahm die Arbeit, wobei ich ehrlich gesagt, ein wenig Angst hatte. Ich erinnerte mich noch an ihren Worten, als Azelya ihr Tipps gegeben hatte. 'Wenn ihr eines Tages ein Treffen hättet, würde ich selber sehr aufgeregt sein und euch zum Clown machen.'  Ich hatte wirklich Angst. Ihre Hände zitterten schon. Sie hatte auch noch 'Treffen' gesagt. Heute war aber etwas größeres angesagt. Meine Verlobung! Jetzt hatte ich mehr Angst. Ich erinnerte sie tausend Mal an diese Worte und ermahnte sie. Sie gab nur ein ,,Hmm okay, schon gut."  von sich, was gerade nicht sehr glaubwürdig klang und ich mir sicher war, dass sie mir eigentlich gar nicht zuhörte. Ich betete Allah nur, dass ich am Ende vernünftig uns dezent geschminkt aus dem Zimmer rauskommen sollte. Ein Klopfen unterbrach unsere kleine Diskussion, dass sie mich besser nicht schminken sollte oder doch. Es war Simge, Gönüls Schwägerin. Die Frau ihres Bruders.

,,Darf ich kommen?"

,,Ja, ja komm.", sagte ich.

Als sie das Zimmer betrat sagte sie nur ,,Wow".

,,Wie Wow? Findest du meine Schminke wirklich gut jetzt?"

,,Ja klar. Du siehst fantastisch aus."

,,Et voila, nur noch der Lippenstift und du bist fertig!", sagte Gönül und ich war schon erstaunt, dass Gönül mich doch nicht vor Aufregung stark geschminkt hatte. Wir bemalten noch schnell meine Lippen, welches nicht so aufällig war und fast dieselbe Farbe hatte mit meinem Kleid, meinte Gönül. Sie und Simge halfen mir, mich umzuziehen und mein Kopftuch umzubinden. Schließlich war der Zeitpunkt gekommen. Mein Herz raste jetzt schon und einzeln, betrat jede Frau das Zimmer. Jedes Mal, wenn die Tür aufging, hörte ich ein ,,Wow!". Ich war stolz auf meine Gönül. Sie hatte es anscheinend echt gut hinbekommen.

Mit einem Klingeln, zischten wir alle nach unten. Ich und Gönül gingen die Tür öffnen und begrüßten zunächst alle. Während ich am Türrahmen stand und jede einzelne Frau drückte, nahmen Gönül und die anderen die Blumen, Pralinen etc. ab. Es waren so viele Leute da, dass es kaum eine Lücke im Haus geblieben war, merkte ich. War ja auch normal. Jeder aus der Familie von Aytaç, außer die in der Türkei, waren da. Es war ja schließlich nicht nur die Versprechung heute, sondern auch die Verlobung danach. Nach den vielen Gesprächen, wurde gegessen, Tee getrunken und mehr gequatscht. Anschließend kamen die türkischen Kaffees in die Reihe. Ich wollte von Anfang an immer ein Kaffee ohne Salz machen, was ich auch so tat. Natürlich bekam ich Hilfe von den anderen Mädels dabei. Alleine würde ich es ja gar nicht schaffen. Die Mädels wollten unbedingt Salz reintun, doch ich erlaubte es nicht. Ich hatte schon Angst, dass sie es machen, ohne dass ich davon weiß, aber ein Husten oder sonst was, kam von Aytaç nicht und ich war erleichtert. Danach wurde ich auch schon von Fatih Amca, Aytaçs Vater, um die Hand gebittet. Mein Onkel fragte Aytaç erstmal, ob er sich wirklich sicher war, dass er gut auf mich aufpassen würde. Er war sich definitiv sicher, wie man hörte. Danach erlaubte mein Onkel auch schon, dass ich ab jetzt seine Verlobte sein durfte. So verging dann der Tag. Die Ringe wurden angebracht, die Handrücken der Älteren wurden geküsst...Der Tag war wunderbar. Ich war jetzt die Verlobte von Aytaç. Nach ein paar Monaten würde ich nicht mehr Eflin Özalp heißen, sondern Eflin Cetin. Ein komisches, dennoch sehr schönes Gefühl...

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