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-Azelyas Treffen-

Am Morgen, telefonierte ich mit Aytaç und er fragte mich, was wir gerade machten. Ich erzählte, mit Erlaubnis von Azelya vom Treffen. Er reagierte am Anfang, logischerweise wütend und wollte nicht, dass wir es machen.

,,Nein, Eflin, ihr macht das nicht. Er ist zwar ein netter Typ und so, aber ich bin ein Bruder. Wie kann ein Bruder seine Schwester, einfach so, als ob nichts wäre, zu einer Verabredung mit einem Mann schicken? Ihr geht nicht. Ende. Wer weiß, vielleicht ist er gar nicht mal so gut, wie wir denken. Man weiß nie."

,,Aber, Aytaç-", er ließ mich nicht ausreden.

,,Kein 'Aber'. Ihr. Werdet. Nicht. Hingehen. Punkt."

,,Uffff, hör mir mal zu. Oder komm lieber hierher, dann kannst du auch mit Azelya reden."

,,Okay, ich komme dann gleich, nachdem ich meine ganzen Arbeiten erledigt habe, obwohl sich meine Meinung nicht ändern wird. Aber, egal."

,,Offf, Aytaç, off. Du bist so stur. Wir wissen auch, es ist nicht in Ordnung, auch in unserer Religion nicht, aber deine Schwester ist höchstwahrscheinlich verliebt. Was, wenn du in der Lage von Mesut wärst? Jetzt komm erstmal, dann reden wir in Ruhe."

,,Okay, hadi bis gleich, Eflinim (mein Eflin)."

Und so legten wir beide auf. Die beiden Mädels, waren in der Suche, nach einer passenden Kleidung in meinem Zimmer. Azelya hatte bis zu diesem Tag, immer bei uns übernachtet, was wir natürlich feierten. Wir waren diejenigen, die nicht zugelassen haben, dass sie nach Hause geht. Wir haben sie noch nicht mal gehen lassen, als sie gesagt hatte, dass sie wenigstens von zu Hause ihre eigenen Kleidungsstücke holen soll. Aber, nein, denn sie schwärmte sowieso, von einem Kleid von mir, welches dunkelgrau war und logischerweise extra für Kopftuchträgerinnen und deshalb lang und komplett bedeckt war. Dazu wollte sie ein rosa farbenes Kopftuch tragen. Ich ging zu ihnen, weil ich im Wohnzimmer telefoniert hatte. Als ich reinkam, sahen die mich schon mit fragenden Blicken an, ob er es erlaubt hatte. Ich schüttelte langsam den Kopf und brachte sie in Verzweiflung. Ich fügte aber noch hinzu, dass er gleich hier sein würde und wir ihn bestimmt überreden konnten.

Nach ungefähr zwei Stunden, war Aytaç da. Er kam rein, als ich die Haustür öffnete und betrat das Haus. Er setzte sich auf die Couch und guckte erstmal Azelya schräg, gleichzeitig wütend an. Ich legte meine Hand leicht auf seinen Arm, um darauf hinzuweisen, dass er nicht streng zu seiner Schwester sein sollte.

Nach gefühlten Stunden, wurde er endlich überredet. Wir, besser gesagt ich, hatte es geschafft. Doch er wollte auch mitkommen, was wir natürlich sehr gut fanden, denn wir drei als Mädchen, würde das etwas komisch sein. Ein Mann würden wir lieber bei uns haben. Wir machten Azelya noch frischer und hübscher, obwohl sie es gar nicht nötig hatte, aber sie sah am Ende wie eine wunderschöne Prinzessin aus. Azelya gab Mesut Bescheid, dass sie mit uns dort sein würde, er hatte nichts dagegen. Am Treffpunkt, welches in einem Café war, sahen wir schon Mesut an einem Tisch sitzen. Aytaç wollte mitgehen und sich zu den beiden setzten, doch im letzten Moment konnte ich ihn doch noch davon abhalten. So ein Thema mussten sie natürlich alleine besprechen. Wir drei, also ich, Gönül und Aytaç, setzten uns, nachdem wir Mesut begrüßt hatten, an einen anderen Tisch, der nicht sehr weit weg war, von Mesut und Azelya. Wir schauten unauffällig immer wieder zu den beiden und ich sah schon, dass Azelya das Richtige tat. Ihr Kopf war ständig gesenkt und redete nicht viel mit ihm. Wie man sah, antwortete sie nur auf seine gestellten Fragen.

Als wir im Auto saßen, sah Azelya sehr glücklich aus. Ihr Kopf war, wahrscheinlich weil Aytaç dabei war und sie sich von ihm, wegen der ganzen Sache schämte, gesenkt, doch die Freude konnte man schon merken. Aytaç brachte uns nach Hause. Azelya ebenfalls. Wir hatten ihn wieder gezwungen, dass sie bei uns übernachtet. Sie war schon eine dritte Mitbewohnerin von mir. Wir drei waren schon unzertrennlich. Drei Schwestern. Meine Schwiegereltern wussten auch schon Bescheid vom Treffen und hatten erlaubt, dass sie noch eine Nacht hier bleibt. Zu Hause fragten wir ihr sofort, was sie besprochen hatten.
Sie fing an geschämt zu erzählen.

,,Er liebt mich wirklich...", fing sie an. Das war der erste Satz, was sie mit einem bezaubernden Lächeln sagte. Ich fand das so süß. ,,Das merkt man an jedem Satz von ihm. Und ich, ich will es auch ihm gegenüber tun. Ich glaube ein wenig fühle ich schon etwas, wie Liebe zu ihm. Man kann es zwar nicht als 'Liebe' deuten vielleicht, aber mehr als Freundschaft gibt es da glaube ich. Ich kann mir einfach nicht sicher sein. Sagt ihr mir mal bitte, ob das Liebe ist."

,,Okay. Erzähl mal bitte, was du fühlst, wenn du neben ihm bist.", sagte Gönül.

,,Also...Mein Herz, ist auf jeden Fall nicht mehr normal. Es schlägt so schnell, dass ich den Rhythmus nicht mal beschreiben kann. Bestimmt war ich auch noch richtig rot, weil es mir so warm wurde. Sogar meine Handflächen waren am Schwitzen. Jetzt sagt mir bitte, ist das Liebe?"

,,So hatte ich mich auch gefühlt, als ich mit Ömer zusammen war. Ich sag dir, das ist Liebe!"

,,Aber, wie kann das denn so schnell entstehen? Ich habe ihn heute seit Jahren zum zweiten Mal erst gesehen. Vielleicht war das ja nur Scham."

,,Kann auch sein, was ich aber eher mehr als Liebe deuten würde. Was sagst du Eflin?", fragte mich Gönül.

,,Ich glaube auch eher, dass es etwas mit Liebe zu tun hat, aber entscheide natürlich nicht sehr schnell."

Sie nickte und wir gingen beten. Nachdem Gebet, lasen wir noch Koran. Wie sehr ich es liebte. Als wir dann alle ein paar Seiten zu Ende gelesen hatten, wollten wir ein paar alte Fotos von früher durchgucken. Von mir und Gönül. Es war aber schon so lange her, dass ich das Album aus dem Schrank nicht rausgeholt hatte, dass ich nicht mal wusste, was für Bilder sich darin befanden. Bestimmt sehr peinliche und lustige. Wir suchten es und tatsächlich, war es in meinem Schrank neben den Socken. Ja, richtig. Neben. Den. Socken! Egal. Wir nahmen es, nachdem wir etwas gelacht hatten, heraus und fingen schon sofort an auf die Bilder zu blicken. Alle Bilder waren durcheinander gekommen, deshalb mussten wir sie erst einmal ordnen. Endlich hatten wir das auch mal geschafft und sahen uns die erste Seite, die mit vier Bildern bedeckt war, an. Diese waren alle Bilder von Gönül und mir. Bilder, wo wir sogar noch ein neugeborenes Baby waren. Ja, wir kannten uns, seit unserer Geburt. Unsere Mütter waren damals schon befreundet. Besser gesagt, sie wurden im Krankenhaus Freunde. Sie lagen im gleichen Zimmer. Doch wir beide, also ich und Gönül hatten nicht am selben Tag Geburtstag, sondern kam sie zwei Tagen nach mir auf die Welt. Ich war also zwei Tage älter als sie. Wir lachten, wurden wieder in die alte Zeit versetzt und hatten eine tolle Zeitreise in dem Moment. Tolle Erinnerungen steckten in diesen Bildern. Die Bilder wurden immer nach der Zeit sortiert. Also immer von jung zu alt. Zuerst kamen die Bilder, wo wir im Krankenhaus nebeneinander auf dem Bett lagen, dann Kindergartenbilder, dann Grundschule, dann ab und zu die Bilder von unserer gemeinsamen Geburtstagsfeier. Wir hatten immer am selben Tag gefeiert, weil wir sowieso nur zwei Tage dazwischen hatten. Und zuletzt kamen die Bilder vom Abitur. Also von unserer Jugend. Es waren alle wunderschöne Momente. Wie schnell die Zeit vergeht.

Am nächsten Tag, fuhr Azelya zurück mit Aytaç nach Hause. Wir wollten nicht, dass sie geht, doch sie meinte, dass es langsam Zeit dafür wurde. Außerdem würde sie nach zwei Tagen, wieder in einem Kindergarten anfangen zu arbeiten. Mit Gönül fuhren wir dann auch schon nach langer Zeit wieder in unser Büro. Dort waren heute viele Kunden, weshalb wir das Büro etwas später schlossen. Erschöpft und müde kehrten wir dann anschließend wieder nach Hause. Das Nachtgebet hatten wir schon im Büro verrichtet. Zu Hause hatten wir uns sofort gemütliche Klamotten angezogen und leckeres gekocht. Beim Essen, redeten wir wie immer über unsere bald anstehende Hochzeit. Wir konnten diesen Tag kaum noch abwarten. Das war wie ein Traum für uns. Zwei Schwestern würden zusammen heiraten. Ein Traum. Am Abend, als wir schon im Bett lagen, klingelte es an der Tür. Wir gingen es langsam aufmachen. Es war schon etwas gruselig, da es Mitternacht war. Die Tür wurde geöffnet und ein sehr schlimm aussehender Ömer stand vor uns...

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