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                         Eflins Sicht

Ich war einfach nur schockiert. Gönül war mit Ömer zusammen?! Ich freute mich eigentlich für sie, weil man gemerkt hatte, dass sie wirklich verliebt und sehr glücklich war. Sie sollte glücklich sein, das war sehr wichtig für mich. Ich war natürlich gegen einen Freund, aber na ja. Wenn ich die beiden zusammen vorstellte, kam ein sehr schönes Portrait heraus.

,,Oh mein Gott Gönül!", ich und Azelya freuten uns. Wir beglückwünschten sie und redeten noch ein wenig zusammen. Später schliefen wir alle auf der Couch ein, weil wir so viel geredet hatten. Nach ein paar Stunden wachte ich auf. Ich hörte die Uhrzeiger. Es war sehr leise. Nur die konnte man hören. Wie viel Uhr es wohl war? Ich konnte hören, dass die anderen beiden noch am schlafen waren. Ich hatte Durst. Langsam stand ich auf, um in die Küche zu gehen. Ich wusste schon grob, wo die einzelnen Räume waren. Langsam, mit kleinen Schritten, machte ich mich auf den Weg. Ich war erfolgreich. In der Küche, suchte ich nach einem Glas. Ich machte langsam nacheinander alle Schränke auf. Zum Glück konnte ich dann endlich ein Glas finden. Jetzt musste ich nur noch die Wasserflasche finden.

,,Eflin? Was machst du hier um diese Uhrzeit?", hörte ich Aytaç.

Vor Schreck ließ ich fast das Glas fallen. Doch ich konnte es noch zum Glück halten.

,,Ay-Aytaç?"

,,Entschuldigung, wenn ich dich erschreckt habe, wolltest du etwas trinken?"

,,J-ja. Was machst du eigentlich hier?"

,,Warte ich helfe dir erstmal was zu trinken."

Er füllte mein Glas mit Wasser und ich trank es aus.

,,Also, ich war ja gestern Abend hier. Also, als ihr bei meinen Eltern wart und ihr Mädels am quatschen wart, sind mein Vater und ich nach der Moschee hierhin gekommen, um euch nicht zu stören. Wir schauten uns ein Film an, schliefen aber später ein, ohne es zu bemerken. Erst am Morgen bemerkte ich, dass ich immernoch hier war. Mein Vater war auch nicht mehr da. Als ich dann später halt aufgewacht bin, bin ich nach dem Morgengebet schnell nach Hause gefahren, also zu meinen Eltern und dann zur Arbeit. Also es war nicht mit Absicht, dass ich hier eingeschlafen bin, deshalb tut es mir Leid, wenn du dich unwohl gefühlt hast oder so. Mein Vater hatte mich wohl nicht aufgeweckt, weil ihr ja sowieso nicht gestört sein würdet, da ihr ja im Gästezimmer schläft, dachte er. Aber habt ihr mich gestern gar nicht gesehen im Wohnzimmer? Oder seid ihr sofort schlafen gegangen, ohne in das Wohnzimmer zu gehen? Weil Azelya könnte mich doch aufwecken. Und ja... Jetzt bin ich gekommen, um mein Handy zu holen. Ich konnte es heute den ganzen Tag nicht finden, ich glaube ich hab es hier vergessen."

War er gestern wirklich hier? Aber ich saß doch gestern im Wohnzimmer, während ich auf Azelya gewartet habe. Ich musste das Azelya später fragen. Ich war verwirrt, aber sagte jetzt nichts dazu.

,,Achso. Bist du also jetzt erst gekommen?"

,,Ja. Ich hab die Tür aufgeschlossen und hab Geräusche in der Küche gehört. Ich hab mich erst hier hin geschlichen, um zu gucken, was hier los ist. Als ich dann das Licht angemacht habe, sah ich dich halt. Ist Gönül auch hier? Ich hab ihr Auto draußen gesehen."

,,Ja, sie ist hier. Wir drei sind beim Reden, einfach im Wohnzimmer eingeschlafen, wahrscheinlich weil wir später nichts mehr zum Erzählen hatten."

,,Achso. Dann wäre es nicht okay, jetzt ins Wohnzimmer zu gehen. Dann gehe ich mal und komme morgen wieder, weil ich hab mein Handy bestimmt dort fallen lassen. Soll ich dir erstmal bis dorthin helfen?"

,,Nein danke. Ich schaff das schon alleine. Ich weiß ja schon, wo die Räume sich befinden."

,,Okay. Ich gehe aber erst dann, wenn du das Wohnzimmer betrittst okay? Weil wenn was passiert, würde ich dir helfen. Ist das für dich okay, dass ich dich bis dahin beobachte?"

Natürlich war es mir unangenehm, aber er hatte Recht. Wenn ich hinfallen würde, wer würde mir dann helfen, wenn Azelya und Gönül es nicht hören würden? Mit einem leisen "Okay" bewegte ich mich zur Tür. Ich streckte meine Arme, wie immer aus, um mich vor Gegenständen vor mir zu schützen und nicht gegen die Wand zu laufen oder so. Ich weiß nicht warum, aber als ich dabei war, wackelten meine Beine ein wenig. War das etwa deshalb, weil er mich beobachtete? Ich würde jetzt umso mehr tollpatschiger sein, dachte ich mir, weil ich das immer war, wenn mich jemand bei einer Sache beobachtete.

,,Bist du dir sicher, dass ich nicht helfen soll?"

,,Ja, ja dankeschön. Wenn du willst kannst du schon gehen. Ich komme schon Inşallah heile dort an."

Wir beide lachten leise und mir passierte das, wovor ich am meisten Angst hatte. Ich stolperte! Das war so peinlich! Warum war er gekommen? Jetzt würde ich mich die ganze Zeit vor ihn schämen. Das tat ich ja schon auch davor, aber jetzt war es sicherlich mehr Scham. Ich stolperte und als ich genau dabei war, auf den Boden zu fallen, hielt er mich plötzlich an meinen Armen fest und schützte mich davor, zu fallen. Aus Reflex, hielt ich mich an seinen Schultern fest und ich spürte, wie nah wir waren. Oh nein! Ich spürte schon sein Atem an meinem Ohr. Ich musste mich sofort von ihm trennen, aber ich war wie eingefroren. Ich konnte nichts machen. Er auch nicht. Es kam mir vor, als wäre es eine Ewigkeit. Plötzlich machte es "klick" in meinem Kopf. Ich trennte mich sofort wieder von ihm und er ebenfalls. Als ob er meine Gedanken gelesen hatte, trennte er sich genau dann, als ich es auch tat. Ich wusste einfach nicht mehr, was ich sagen sollte. Mein Herz war einfach nur noch so schnell am schlagen, wie es noch nie war. Warum nur? Toll. Ich merkte auch schon, wie rot ich wurde.

,,Eflin...Entschuldigung, das war gerade vielleicht nicht in Ordnung, also dich zu berühren, aber ich konnte nicht zusehen, wie du hinfällst. Nochmal, es tut mir leid."

Wenn er meine Augen kontrollierte, war es natürlich kein Problem mich zu berühren, weil er es ja tun musste. Er war ein Arzt. Mein Arzt. Ich musste es ja zulassen, um wieder sehen zu können.

,,Ich...Ich weiß nicht...Was-ich-sagen-soll. Ich-ich..."

Ich stotterte und konnte den Satz nicht beenden. Ich wollte einfach nur zurück ins Wohnzimmer. Ich fühlte mich so komisch und schlecht, weil ich ihn berührt hatte. Es war zwar aus Reflex, sonst wäre ich hingefallen, aber dennoch. Ich hätte ganz am Anfang nicht aufstehen dürfen, um etwas zu trinken. Ich sagte, dass er jetzt lieber gehen sollte und ich es trotz allem schaffen würde, bis dahin selber zu gelangen. Er hörte sich etwas besorgt an und wollte mir helfen, doch ich wollte es nicht. Etwas später, ging er dann. Ich hielt mich am Türrahmen fest und wusste nicht, was mit mir passierte. Ich atmete schnell und mein Herz schlug immernoch so schnell, wie vorher.
Als ich dann langsam im Wohnzimmer ankam, fiel mir ein, dass ich vergessen hatte, die Augentropfen zu verwenden. Wir wussten ja nicht, dass wir auf der Couch einschlafen würden, deswegen hatten wir es nicht gemacht. Ich weckte sofort eine der Mädels auf. Es war Gönül. Sie machte die Tropfen in meine Augen und weckte Azelya auf, damit wir nach oben gehen konnten, um weiter im weichen Bett zu schlafen. Die beiden hatten sowieso schon Nackenschmerzen bekommen.
Arm in Arm stiegen wir die Treppen langsam hinauf.

Es war Zeit für das Morgengebet. Ich hörte das Adhan (Gebetsruf) und weckte dann die Mädels auf. Zuerst gingen die beiden, die Gebetswaschung nehmen, dann half Azelya mir für die Gebetswaschung, während Gönül schon betete. Später beteten noch wir beide und gingen in die Küche, um zu frühstücken. Etwas später, klingelte das Handy von Azelya. Es war Aytaç. Er fragte sie wohl, ob sein Handy im Wohnzimmer wäre. Azelya schaute kurz nach und es war tatsächlich da. Aytaç kam es dann auch schon nach ein paar Minuten abholen. Außerdem wollte er noch schnell meine Augen kontrollieren. Er tat es auch und sagte, dass es eine gute Verbesserung gäbe. Ich sollte wohl bis zum Ende des Jahres, die Tropfen benutzen und dann würde ich eine OP vor mir haben, was meine Augen Inşallah wie früher machen wird. Inşallah.

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