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Ich fühlte mich am Abend etwas besser. Die Gäste waren immernoch bei uns. Ich wachte erst neu auf, da ich wieder geschlafen hatte und konnte die Stimmen und Gelächter aus dem Wohnzimmer hören. Automatisch bildete sich auf meinen Lippen ein Lächeln, wenn ich die fröhliche Atmosphäre hörte und stand langsam auf. Als ich endlich, auch wenn es etwas schwer war, auf den Beinen stand, ging ich erst mal ins Badezimmer, um die Gebetswaschung zu nehmen. Danach ging ich auch ins Wohnzimmer, zu den anderen und alle waren so tief in die Gespräche versunken, dass sie mich nicht einmal bemerkt hatten. Aytaç war nicht zu sehen. Ist ja auch logisch. Was sollte er unter den ganzen Frauen? Ich ging kurz in die Küche und ließ das Wasser warm werden, weil ich mir einen Tee machen wollte. Während das Wasser dabei war zu kochen, ging ich wieder zu den Mädels und setzte mich neben Gönül. Erst dann wurde ich bemerkt und wurde schon angeschimpft, warum ich aufgestanden war und nicht weiter geschlafen habe.

,,Oh, tut mir leid, Frau Şahin. Wenn sie mich nicht wollen, dann gehe ich wieder.", sagte ich gespielt genervt zu Gönül und wir lachten kurz gemeinsam. Besser gesagt, die anderen taten das. Wegen meinen Halsschmerzen, geling es mir sehr schwer.

,,Ich sag das doch nur, weil du so schnell, wie möglich gesund sein sollst. Aber wie ich sehe, geht es dir schon sehr gut, so wie du dich hier benimmst!", wieder lachten alle.

Nach einer Weile, fiel mir wieder ein, dass das Wasser bestimmt schon längst warm wurde.

,,Ahhh, ich wollte mir einen Tee machen, wollt ihr auch etwas?", fragte ich und bemerkte schon die Kaffeetassen auf dem Tisch.

,,Nein, danke kizim (meine Tochter). Wir trinken schon Kaffee.", sagte Amine Teyze, meine Schwiegermutter.

Nickend ging ich dann in die Küche und holte einen Teebeutel aus dem Schrank heraus. Außerdem nahm ich mir eine Tasse zur Hand und goss das Wasser hinein, nachdem ich den Beutel reingelegt hatte. Zusammen mit der warmen Tasse, lief ich zurück ins Wohnzimmer. Alle redeten und es herrschte eine sehr schöne Atmosphäre. Zwischendurch hörte ich Ayşegüls Husten und sah, wie sie ihre Nase putzte. Sie war wahrscheinlich auch krank. Entweder war das bei ihr auch wegen der Kälte passiert oder vielleicht hatte ich sie sogar angesteckt. Hoffentlich war es nicht so, dachte ich mir nur. Schließlich fragte ich sie.

,,Ayşegül? Bist du auch erkältet? Sag bitte nicht, ich hab dich angesteckt!"

,,Nein, nein. Keine Angst. Ich bin auch, wie du, nach dem 'Einkaufstag' krank geworden. Unsere Immunsysteme sind wirklich sehr schwach, Eflin!", sagte sie, wobei sie völlig Recht hatte und brachte uns alle zum Lachen. Als es dann Zeit für das Gebet wurde gingen wir alle beten.

Etwas später, standen die Gäste auf und wollten auch schon gehen. Ich und Gönül hielten sie auf und schlugen vor, hier zu übernachten. Am Anfang war Amine Teyze dagegen, weil sie uns nicht stören wollte, meinte sie, doch wir sagten, dass wir genau im Gegenteil sehr froh darüber sein würde. Außerdem war das unsere Idee mit dem Übernachten, also würden wir definitiv nicht gestört werden. Azelya und Ayşegül wollten auch unbedingt, wie man merken konnte und versuchten ihre süße Mutter zu überreden. Sie seufzte kurz, doch nickte, als Zeichen dafür, dass die Mädels bleiben durften. Wir Mädels, waren sehr fröhlich und waren dabei, sie zu zwingen, dass sie auch bleiben sollte. Sie schüttelte jedoch den Kopf und sagte, dass mein Schwiegervater noch von der Arbeit kommen würde und sie noch kochen musste. Sie waren schließlich heute hier zu Besuch, weshalb sie hier gegessen hatten und sie zu Hause noch nichts gekocht hatte. Wir verabschiedeten uns von ihr, indem wir den Handrücken von ihr küssten und sie umarmten. Sie befahl uns aus Spaß, kein Unsinn zu machen und lachte, weil sie genau wusste, dass wir es sowieso nie tun würden. Wir schlossen anschließend die Tür, nachdem wir Aytaç entdeckten, weil er wieder da war, um seine Mutter abzuholen uns Amine Anne ins Auto einstieg. Wo er wohl die ganze Zeit gewesen war? Wahrscheinlich in der Moschee. Tatsächlich, war er da. Denn Gönül telefonierte mit Ömer und, als sie auflegte, sagte sie mir, dass er mit Aytaç dort war. Wir machten mit den Mädels noch einen schönen Abend. Es tat mir wirklich sehr gut. Ich fühlte mich schon sehr viel besser. Danach gingen wir auch schon ins Bett. Aber natürlich konnte ich nicht schlafen. Es lag wahrscheinlich daran, dass ich das heute schon oft genug tat. Ich versuchte es, so gut es ging, aber die Versuche waren immer wieder erfolglos. Es klappte einfach nicht. Die anderen schliefen schon sehr friedlich, worauf ich neidisch war.

Der Nachrichtenton meines Handys sorgte dafür, dass ich wacher wurde und ich nahm es genervt in meine Hand. Als ich den Namen las, von wem die süße Nachricht war, ging die genervte Stimmung weg und es entstand daraus Freude und Glück. Ich, die fröhliche Eflin, liebte die Person so sehr, die diese Nachricht geschickt hatte. Sie sorgte dafür, dass ich glücklich wurde und ich lächelte. Ich liebte diese Person. Ich liebte ihn. Ich liebte Aytaç.

Aytaç: >>Ich kann nicht schlafen. Muss immer an dich denken. Schon jetzt vermisse ich dich. Ich weiß, du schläfst noch und wirst die Nachricht erst morgen sehen, aber ich kann halt nicht schlafen und musste dir schreiben.<<

So stand es in dem Nachricht. Ich schrieb ihm sofort zurück.

Ich: >>Ich kann leider auch nicht schlafen. Heute hatte ich Schlaf genug. Ich versuche es zwar, aber es klappt nicht.<<

Aytaç: >>Wie geht es dir? Hast du Schmerzen? Sag mir bitte, dass es dir gut geht. Aber sag die Wahrheit.<<

Ich: >>Keine, Sorge. Mir geht es echt gut. Wie du weißt, übernachten deine Schwestern hier. Wir hatten heute gemeinsam einen tollen Abend. Es geht mir wirklich sehr gut. Und wie geht es dir so?<<

Aytaç: >>Wie es halt einem Mann gehen soll, wenn er seine Geliebte vermisst und sich Sorgen macht, ob sie Schmerzen hat.<<

Ich: >>Aytaç, ich hab dir ja gesagt, ich habe keine Schmerzen. Wir gucken mal. Wenn es mir morgen wieder schlecht geht, werde ich zum Arzt gehen, so wie ihr es wollt. Okay?<<

Aytaç: >>Tamam.<<

...

Eine Weile schrieben wir noch miteinander und ich schlief nach einer Zeit einfach mit dem Handy ein, ohne es bemerkt zu haben. Erst am Morgen fiel mir das auf und als ich das Display einschaltete und sofort der Chat von letzter Nacht anging sah ich die letzte Nachricht, die er mir geschrieben hatte und ich es nicht sehen konnte, weil ich schon schlief. 'Seni seviyorum' (Ich liebe dich) hatte er geschrieben und konnte mir, wieder einmal ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Wie sehr ich ihn liebte. Ohne etwas zu antworten stand ich auf und machte mich auf den Weg zum Bad. Nachdem Gebet, frühstückten wir gemeinsam und redeten viel. Danach räumten wir auch schon den Tisch ab und zogen uns um. Wir wollten in die Stadt fahren und ein wenig einkaufen. Besser gesagt, die anderen wollten das machen. Ich wollte nichts kaufen, sondern nur raus aus dem Haus gehen, weil es lange her war, als ich zuletzt in der Stadt war.

Schon seit einer Stunde... und ja, es war wirklich eine Stunde vergangen, dass ich auf Azelya und Gönül wartete, die in der Kabine waren und die verschiedensten Sachen anprobierten. Ayşegül war noch dabei, sich Sachen auszusuchen. Gelangweilt wartete ich immernoch und eine weitere Stunde war vergangen. Ich seufzte und stand genervt auf. Warum ich das die ganze Zeit schon nicht tat, dachte ich mir. Außerdem hatte ich mein Handy zu Hause vergessen, deshalb konnte ich mich nicht damit ablenken. Ayşegül war mittlerweile auch in der Kabine, doch sie hatte zum Glück nur sehr wenige Sachen in der Hand. Als sie dann rauskam, sagte sie, sie würde nur das Violett farbene Kleid kaufen. Ich nickte und seufzte wieder, wegen Gönül und Azelya. Ayşegül ebenso. Sie schlug vor, dass wir uns schon an die Kasse anstellen sollten, während die beiden noch Sachen anprobierten. Das taten wir dann auch. Als wir endlich an der Reihe waren und bezahlten, sahen wir die beiden mit unendlich vielen Kleidungsstücken in den Armen, hinten an der Kasse angestellt. Nach einer halben Stunde kamen sie dann auch mal endlich und wir begaben uns in ein Eiscafe. Ich mekerte Gönül und Azelya schon die ganze Zeit an, weil sie so lange gebraucht hatten. Sie lachten mich nur aus und waren glücklich, da sie jetzt mehr Kleider hatten. Wir wussten alle zwar, dass es nicht in Ordnung war, so viele Kleidungsstücke zu besitzen, doch Frauen halt...

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