Am nächsten Morgen beim Frühstück, redeten wir darüber, wann mein Onkel und seine kleine Familie zurück fliegen wollten. Der Rückflug war offen, wobei ich sehr froh war, weil sie noch eine Weile bei mir bleiben konnten. Sie mussten aber schon nach zwei Wochen wieder weg, da mein Onkel wieder zur Arbeit musste.
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Die zwei Wochen vergingen sehr schnell. Leider mussten sie schon zurück fliegen. In der Zeit, wo sie noch hier waren, hatte ich gar nicht mit Aytaç geredet. Mit Azelya schon und mit Gönül erst recht, aber bei ihm war ich mir unsicher. Obwohl wir Verlobte waren, konnte es unhöflich rüberkommen, mit ihm zu telefonieren, wenn mein Onkel dabei war, meiner Meinung nach. Ich musste ja nicht unbedingt neben ihm telefonieren, aber ich wollte es trotzdem nicht. Aber ehrlich gesagt, hatte ich seine Stimme und Anwesenheit vermisst. Bis zu dem Tag, wo die Koffer gepackt wurden. Dann kam er uns mit seinem Auto abholen. Ich packte ebenfalls mein Koffer, mithilfe von meiner Tante, weil ich danach zurück mit Azelya zu Aytaç ziehen musste. Natürlich ohne Aytaç. Zusammen fuhren wir dann, nachdem wir die Koffer ins Gepäckraum plaziert hatten, ins Flughafen. Dort war es sehr schwer mich von ihnen zu verabschieden, jedoch mussten wir es zügig machen, weil wir schon etwas spät dran waren. Wegen einem Stau, hätten sie beinahe den Flug verpasst, doch im letzten Moment schafften wir es doch noch. Ich umarmte sie noch ein letztes Mal und wischte die Tränen, die auf meinen Wangen lagen weg. Aytaç und ich gingen dann zurück zum Auto. Ich war so traurig, dass sie weg waren. Nur noch ein paar Monate, bis zu meinem Hochzeit, dann würde ich sie wieder sehen. Mit solchen Sätzen munterte ich mich auf und Aytaç ebenfalls. Bevor wir ins Auto einstiegen, nahm er mein Gesicht in seine großen, warmen Hände und wischte mit seinen Daumen die Tränen weg. Ich hatte auf dem Weg zum Auto wieder geweint. Mit den selben Worten, mit denen ich mich selber aufmunterte, sprach er auch zu mir und zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Mit seiner Hilfe, stieg ich anschließend in das Auto ein und wir machten uns auf den Weg nach Hause. Im Auto redeten wir über unsere Hochzeit.
,,Nach zwei Monaten ist es soweit, Eflin. Du wirst operiert und Inşallah wirst du danach wieder sehen können. Wie du weißt, hab ich den Termin für die Hochzeit absichtlich nach der Operation genommen, weil ich unbedingt wollte, dass du sehen solltest, wie schön du an deinem Hochzeit sein wirst. Du bist ja normalerweise sowieso wunderschön, aber diesmal wird es ein sehr besonderer Tag. Ich wollte auch, dass du dein Brautkleid selber aussuchst. Diesen Tag werden wir nur einmal im Leben erleben, deshalb solltest du auch alles Wunderschöne an dem Tag sehen können. Inşallah wird die Operation erfolgreich."
Er brachte mich wieder einmal zum Lächeln. ,,Inşallah", sagte ich und merkte wieder, wie ich rot wurde.
,,Schäm dich doch nicht."
Oh nein! Er hatte es gesehen! Peinlich! Er fuhr aber schnell fort, weil er bestimmt nicht wollte, dass ich mich mehr schämte.
,,Ich mache mir aber Sorgen um mich, ehrlich gesagt."
Ich war kurz verwirrt. Was meinte er damit?
,,Wie meinst du das? Warum denn?", fragte ich ihn, woraufhin ich eine sehr süße Antwort bekam. Ich war erleichtert, dass nichts schlimmes dabei rausgekommen ist und wurde, wie ich spürte noch rötlicher am Gesicht. Wieder einmal bemerkte ich, wie sehr ich ihn liebte. Denn er sagte: ,,Ich mache mir Sorgen, weil ich Angst habe, dass ich die Gäste nicht mehr begrüßen kann, weil ich sie höchstwahrscheinlich nicht mal bemerken werde. Schließlich werde ich meine Augen von dir nicht mehr nehmen können. Es ist jetzt schon so, dass ich wegen deiner Schönheit nicht anderes mehr als dich sehe, wer weiß, wie es auf der Hochzeit sein wird."
Mein Grinsen wurde immer breiter und ich konnte meinen gesenkten Kopf nicht mehr heben. Wie konnte ein Mann so süß sein? Ich wollte kreischen und sagen, dass er für mich der wertvollste Mann, nach meinem Vater war und ich ihn sehr liebte. Doch ich war Eflin. Natürlich tat ich das nicht. Ich hätte mich sowieso nicht getraut. Mein Onkel oder die anderen Männer lasse ich absichtlich heraus, weil ihr euch sicherlich denken könnt, dass sie natürlich auch sehr wertvoll für mich sind. Aber Aytaç und mein Vater waren die Männer, in denen ich wie verrückt verliebt war. Die Männer, die ich liebte. Aytaç war nicht nur mein Verlobter oder mein zukünftiger Ehemann, sondern auch ein bester Freund, ein Vater, eine Familie für mich. Ich war Allah so dankbar dafür, dass ich ihn kennenlernen durfte. Schweigend und mit diesen Gedanken merkte ich gar nicht, dass wir angekommen waren. Ich realisierte es erst, als Aytaç die Tür öffnete und mir dabei half, aus dem Auto auszusteigen. Ohne etwas zu sagen, gingen wir die Treppen hoch und er öffnete, wie ich die Schlüssel hören konnte, die Haustür. Freundlich wurde ich von Azelya begrüßt und wir umarmten uns. Sie half mir ins Wohnzimmer zu gehen, während Aytaç den Koffer bringen wollte. Nachdem er dies tat, verabschiedete er sich von uns und nach ein paar Quatschereien, war es Zeit für das Gebet. Wir beteten und danach wollte ich Koran lesen, was aber leider nicht möglich war. Ich konnte leider nicht sehen, doch hatte es sehr vermisst, zu lesen. Es gab mir das Gefühl von Freiheit, Glück und noch vieles positives. Ich fragte Azelya trotzdem, ob sie mir die Sura Yasin im Koran aufschlagen konnte. Denn ich kannte diese Sura auswendig und wollte das Koran beim Lesen mit dieser Sura auch vor mir haben.
Nachdem ich es gelesen hatte, las ich noch weitere Sura, die ich auswendig konnte und schloss das Koran anschließend. Danach machte ich noch ein Bittgebet, indem ich Allah für Gesundheit, Frieden für alle und ein schönes Leben mit Aytaç später bat. Außerdem wollte ich ein Leben führen, welches mit jedem Gebet am Tag bestand, wie jetzt, Gott sei Dank. Fünf mal am Tag. Das gefastet wird etc. Alles, was in meiner Religion wichtig war, sollten ich und alle Muslime nie vergessen und alles durchführen.
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Eyes of Love
RomanceEflin. Das war sie. So hieß sie. Eine Muslima, die eine tolle Menschlichkeit besaß. Sie hatte schwere Zeiten erlebt. Vor 6 Jahren starb ihr Vater. Sie war Einzelkind und lebte mit ihrer Mutter alleine. Als sie dann aber auch starb, hatte sie außer i...