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                        Aytaç' Sicht

Ich verabschiedete mich von den Mädels und ging zu meinem Auto. Ich dachte ständig darüber nach, ob Eflin das Buch schon gelesen hatte. Ich fragte sie nicht, weil sie es vielleicht nicht tat oder sich schämte mit mir zu reden. Ich wollte ihr einfach Zeit lassen. Ich wusste auch nicht, wie das passierte. Am Anfang wollte ich wirklich nur, dass sie mit Azelya wohnt, weil es ihr leichter fallen würde. Denn die Kontrollen waren sehr wichtig. Und wenn sie einmal nicht kommen würde, könnte es schlimm sein. Vielleicht würde Gönül oder jemand anders sie nicht fahren können, dann konnte sie doch nicht selber hierhin kommen. Deshalb schlug ich halt vor, bis dahin, bis sich ihre Augen verbessern, mit meiner Schwester zu wohnen. Die Liebe ihr gegenüber tauchte im Nachhinein auf. Eine wundervolle Liebe. Auf dem Weg zum Auto, griff ich nach meinem Schlüssel in meiner Jackentasche. Aber nicht nur das, sondern noch etwas war da drin. Was war das? Ich holte es raus und blieb vor Schock kurz stehen. Obwohl das Wetter relativ kühl war, fühlte ich einen warmen Wind wehen, welches das Wetter angenehm machte. Oder es kam nur mir so vor. Es war die Kette. Die Kette, die ich auf die letzte Seite des Buches gelegt hatte. Aber warum war es in meiner Tasche? Was sollte das heißen? Will sie mein Geschenk jetzt nicht annehmen? Aber meine innere Stimme sagte mir: es ist in deiner Tasche gewesen, weil sie dich auch liebt und der kleine Schlüssel an der Kette deutlich macht, dass sie dir erlaubt, ihr Herz zu betreten. Es war der Schlüssel, welches ihr Herz öffnete. Nur ihr Herz. Sie hat dir erlaubt, in ihrem Herzen Wilkommen zu heißen. Nur dir. Ich wollte meiner inneren Stimme glauben. Ich schaute hoch zum Fenster. Azelya stand davor und zwinkerte mir mit einem leichten Lächeln zu. Ich verstand sofort, dass dieser Blick, dieses Gesichtsausdruck bedeutete, dass meine innere Stimme Recht hatte. Ich nickte, packte die Kette wieder in meine Jackentasche und ging glücklich weiter. Ich stieg ins Auto und dachte nach, was ich machen sollte. Sollte ich lieber sofort mit ihr reden, ihr die Kette um ihren Hals legen und mit ihr ein schönes, romantisches Gespräch führen? Oder würde sie mich selber ansprechen wollen? Oder vielleicht will sie ja noch ein wenig Zeit haben. Ich konnte mir sie gerade vorstellen. Sie war jetzt bestimmt noch schüchterner. Ich wollte mir darüber zu Hause Gedanken machen. Als ich zu Hause ankam, schmiss ich mich auf das Bett, holte die Kette heraus und schaute sie mir an. Eflins Gesicht erschien vor meinen Augen und ein Lächeln bildete sich in meinem Gesicht. Was könnte ich bloß machen? Die beste Lösung war dann, Azelya anzuschreiben.

Ich: ,,Sag mir bitte, dass ich nicht falsch liege und du mit dem Zwinkern sagen wolltest, dass sie auch etwas für mich empfindet. Ist es so?"

Azelya: ,,Ich wusste ja gar nicht, dass eine Begrüßung so lang sein kann. Ich dachte man begrüßt sich heutzutage mit einem kurzen "hi"!"

Ich: ,,Jeder weiß doch, dass du selber nie begrüßt und direkt in das Thema eingehst. Ich wollte nur ein auf dich tun. Jetzt erzähl schon!"

Azelya: ,,Erst, wenn du schreibst >>Guten Tag meine Lieblingsschwester! Ich liebe dich, jeder sollte so eine tolle Schwester haben, wie du.<< und ich es im Internet hochladen kann, damit jeder denkt, wir streiten uns nie. Außerdem ist es auch ein Vorteil für dich! Du wirst der beste Bruder, in anderen Augen."

Ich: ,,Niemals mache ich das!"

Azelya: ,,Dann Tschüß!"

Ich: ,,Okay. Aber erst dann, wenn du es erzählst."

Azelya: ,,Als ob! Als ob du das später machst. Ne, ne mein Freundchen, so leicht kriegst du es nicht erzählt."

Ich: ,,Guten Tag meine Lieblingsschwester! Ich liebe dich, jeder sollte so eine tolle Schwester haben, wie du."

Azelya: ,,Perfekt! Ja du liegst richtig. Sie hat sich in dich verliebt! Ich wusste doch von Anfang an, dass ihr füreinander bestimmt seid und dass etwas zwischen euch laufen wird."

Und so beendeten wir den Chat. Ohne eine Verabschiedung oder ähnliches. Wunderte mich aber nicht. Das war unser Alltag. Ich hätte fast vergessen, mich zu freuen, wegen Azelya. Es stimmte doch. Sie liebte mich auch. Oh nein! Ich hatte Azelya eigentlich für was anderes angeschrieben. Ungewollt, schrieb ich ihr wieder.

Ich: ,,Ich wollte dich noch was fragen. Was soll ich machen? Soll ich kommen und mit Eflin reden oder...?"

Azelya: ,,Ja komm einfach! Sie ist zwar schüchtern und weiß nicht mehr, wie sie sich in deine Nähe trauen soll, aber egal."

Ich: ,,Dann komm ich lieber nicht. Guck doch, du sagst selber, sie schämt sich."

Azelya: ,,Sie hört doch sowieso nie auf sich zu schämen. Sie ist einfach zu süß ja! Und jetzt komm lan!"

Ich: ,,Was?! Reg mich nicht auf und rede nicht wie ein Azzlack mit mir! Sonst siehst du noch was "lan" bedeutet SCHWESTERHERZ."

Azelya: ,,Okay digga! Chill!"

Ich: ,,Azelya!"

Azelya: ,,Hahahahaha"

Sie machte das extra, um mich zu nerven. Es war immer so. Wenn mir etwas nicht gefiel, machte sie immer stur weiter. Ich stand auf und machte mich wieder auf den Weg dorthin. In weniger als zehn Minuten kam ich auch schon an. Bevor ich klingelte, öffnete Azelya schon die Tür und begrüßte mich, was ungewohnt für mich war. Doch sie machte es wieder absichtlich.

,,Hoşgeldin lan (Herzlich willkommen lan)!"

Ich sah sie wütend an. Dann machte ich mir Gedanken darüber, ob ich doch gehen sollte.

,,Aytaç? Hallo? Komm doch rein. Ich hab die Tür absichtlich schnell aufgemacht, damit du nicht klingelst. Sie soll nicht wissen, dass du da bist. Mach ihr eine Überraschung."

,,Hmm, was? Achso. Azelya sollte ich doch zurück gehen. Sie würde sich bestimmt sehr unangenehm fühlen."

,,Ach quatsch. Am Anfang ja, aber wenn du ihr die Kette anlegst und romantische Sprüche sagst, wird auch sie sich trauen und mit dir über dieses Thema sprechen glaub mir. Über die Liebe. Und jetzt komm endlich rein, ich friere schon."

,,Wo ist sie?"

,,Wir waren zusammen beten, im Gästezimmer. Ich bin schon fertig, aber sie betet immernoch. Ich guck mal nach."

Sie kam wieder zurück. ,,Ja Aytaç, sie ist fertig und weißt du was sie jetzt macht?"

,,Was?"

,,Sie sitzt auf dem Bett, mit dem Buch in der Hand und liest es. Also mit den Händen. Und was man nicht vergessen darf! Sie grinst dabei. Und zwar völlig verknallt."

Sie flüsterte extra. Und fuhr fort.

,,Jetzt geh endlich. Ich hab die Tür offen gelassen. Also geh einfach rein, ohne bemerkbar zu machen, dass du es bist. Hadi, viel Glück."

Mein Mädchen. Ich komme. Sagte meine innere Stimme.

Als ich langsam herein ging stoppte ich nach ein paar Schritten. Sie spürte es wahrscheinlich, denn sie fragte ,,Azelya?". Ohne ein Wort zu sagen, machte ich noch ein paar Schritte und näherte mich. Ich setzte mich langsam neben ihr auf das weiche Bett und sie fragte wieder ,,Azelya? Bist du es?"...





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