Sein Wille

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Zeiras Sicht

Nackt lag ich gemeinsam mit Raziel an meiner Seite auf meinem Bett. Der Krieg würde bald beginnen und sicherlich auch nicht lange dauern. Beide Streitmächte waren zu mächtig, um ihren Gegner lange überleben zu lassen.

Schwarze Federn legten sich um meinen Körper und liebkosten zart meine Haut. Ohne meinen Kopf zu bewegen wanderten meine Augen zu Raziel hinüber. Sein sonst so ruhiger Blick war besorgt und seine Stirn in nachdenkliche Falten gelegt.
》Woran denkst du?《 wollte ich wissen und streichte mit meinen Fingerspitzen über die zahllosen Narben an seinem Oberkörper. Alle von blutigen Kämpfen, in denen er seine erschreckenden Fähigkeiten einsetzen musste.

Raziel schloss seine Augen, seufzte und lächelte schwach. 》An die Worte von Kalzifer.《 gab er leise zurück und zog mich mit seinem kräftigen Flügel enger an sich. 》Meinst du wirklich, dass er diese Eisfrau besiegen kann?《 fragte er und sah zu mir hinab, während seine Finger an den Tattoos auf meinem Körper entlang wanderten und ihn wie so oft erforschten.

Ich schwieg, dachte nach und nickte dann unmerklich.

- Eine Stunde zuvor -

》Keiner  ausser mir wird sie töten!《 keifte Kalzifer ausser sich und schlug mit seiner vor Hitze dampfenden Faust auf den Tisch vor sich.

》Kalzifer, diese Frau ist nicht mehr deine Schwester.《 versuchte ich ihn umzustimmen. 》Du sagtest doch selbst, dass sie deine Flammen einfach so löschen konnte!《 auch wenn es nie meine Art war sah ich ihn flehend an. Flehend und bettelnd um Verständnis. Nach Kalzifers Erklärungen war mir bewusst, dass sie die Einzige war, die dazu in der Lage war Kalzifer zu töten, aber er nicht der Einzige, der sie töten könnte. Es gab andere Wege, andere Möglichkeiten.

》Zeira, ich akzeptiere und respektiere seit etlichen Äonen deine Worte. Immer habe ich dir treu zur Seite gestanden, habe mich um deine Tochter gekümmert und sie mit meinen Flammen stets beobachtet und diesmal möchte ich, dass du mir einen Wunsch erfüllst! Nur einen einzigen.《 seine Augen leuchteten gereizt. 》Ich und nur ich werde meine Schwester töten und wenn es das Letzte ist was ich tun werde!《

》Kalzifer, versteh doch die Gefühle der Königin.《 brachte Raziel streng heraus und trat auf ihn zu. Im Vergleich zu Raziel war Kalzifer wirklich viel kleiner, was nicht bedeutet, dass er auch stärker war.
Raziel war immerhin der Erzengel, der im Zeichen des Wassermanns geboren wurde und kann somit das Wasser kontrollieren. Dementsprechend wäre es also ein sehr interessantes Duell.

Ernst musterte ich Kalzifer von oben bis unten, von Kopf bis Fuß. 》Du lässt dich auch sicher nicht von deinem Vorhaben abbringen?《 fragte ich erneut, um ihn vielleicht doch umstimmen zu können.

》Ganz sicher.《 bekräftigte Kalzifer und schenkte mir einen Blick, der so selbstsicher und entschlossen war wie seit einhundert Jahren nicht mehr.

Ich nickte enttäuscht, erhob mich und ging langsam zur Tür, Raziel hinter mir. Bevor ich die Tür öffnete legte ich meine Hand auf den Türgriff und sah erneut zu Kalzifer, der immernoch auf dem Stuhl vor dem Tisch saß. 》Wenn du stirbst, dann bringe ich dich eigenhändig um.《

-Ende der Rückblende-

》Er wird es schaffen.《 seufzte ich und legte meinen Kopf auf Raziels Brust. Besorgt und auch leicht nervös hörte ich wie sein Herz stetig gegen seine Brust schlug, immer wieder und wieder.

Sannahs Sicht

Stumm stand ich vor einem Buntglasfenster und starrte nach draußen, hinab auf den Innenhof und die sich dort versammelnden Dämonen. Sie kreischten, brüllten und bejubelten vorzeitig ihren Sieg über die Menschen. Sie würden nur gegen die Menschen in irgendeiner Großstadt kämpfen, damit wir genügend Freiraum zum kämpfen hatten. Danach sollten die Bürgerlichen zurück in die Hölle kommen und uns, den Adel kämpfen lassen, gegen die gefälschten sieben Todsünden.

Ich hatte mich mit Alecs Hilfe sehr gut ausgeschlafen und war nun bereit ernst zu machen. Die Jungs bereiteten sich auch schon auf ihre Kämpfe vor. Wobei sich in mir die Vorahnung breit machte, dass sie alle gegen C antreten wollten, ihn töten wollten.

Gerade erhoben sich die Dämonen in die Luft und flogen auf einen strahlenden Riss am Himmel zu. Ein Weltenkanal, der die Dämonen in die Menschenwelt bringen konnte.
》Casyo?《 rief ich ohne mich umzudrehen und weiterhin mit meinem Blick aus dem Fenster.

》Ja Meisterin?《 Entgnete sie sofort, als wäre sie die ganze Zeit über da gewesen.

》Ist alles vorbereitet?《 fragte ich, strich mir einige meiner schwarzen Strähnen hinter mein Ohr und drehte mich zu ihr um.

》Ja Meisterin, die Kämpfe werden jetzt beginnen und außerdem soll ich Euch von meinem Vater mitteilen, dass er sich selbst auch bei den Kämpfen beteiligen wird, jedoch in seiner menschlichen Form.《 erklärte sie und verneigte sich leicht vor mir.

Irritiert zog ich eine Augenbraue hoch und sah Casyo fragend an. 》Wie jetzt menschliche Form?《 fragte ich und erinnerte mich an diesen großen dämonischen Hund, der Gefährte Kalzifers. Er trug schwere Ketten um seinen Hals und sein Fell war aschschwarz, aber immer wenn er sich bewegte knisterte es wie Feuer und warf brennend heiße Funken von sich.

Casyos Lippen formten sich zu einem Strich und ihr Blick sagte mir, dass sie mich in diesem Moment für dumm gehalten hat. 》Meisterin, verzeiht diese Anmerkung aber ...《 ihr Schweif hinter ihrem Rücken wedelte langsam hin und her. 》... Meine Mutter war wie Ihr wisst ein Mensch und Zoophelie war weder ihre Art noch die Art meines Vaters.《 erklärte sie und räusperte sich kurz danach.
》Naja jedenfalls werden Sie, Kalzifer und die sieben Todsünden in drei Stunden nach oben geschickt.《 berichtete sie und strahlte mich wieder wie üblich an.

Ein grausiges Bild bewegte sich vor meinem inneren Auge. Es zeigte Garm wie er sich über eine nackte Frau hermacht und sie .... brrr .... ich erschauderte und schüttelte mich peinlich berührt. 》Danke Casyo ...《 murmelte ich und sah wieder aus dem Fenster. 》Ich bitte dich, dich während meiner Abwesenheit um Sascha zu kümmern.《

Anders als erwartet sagte Casyo nicht sofort, dass sie das machen wird sondern schwieg einfach. Vielleicht war sie ja bereits wieder gegangen?
Unsicher drehte ich mich wieder um, aber sie stand immernoch da. Nur waren ihre Ohren nun geknickt, ihre Wangen komplett rot und ihr langer Schweif zur Ablenkung in ihren Händen.

》Casyo?《

》J-Ja, ich werde mich selbstverständlich gründlich .... ich werde mich gut um ihn kümmern, versprochen !《 stammelte sie und stolperte zur Zimmertür hinter sich. Seit wann benutzte sie denn Türen? Sie konnte sich doch in den Schatten bewegen ... 》Einen schön Tag noch Prinzessin!《 verabschiedete sie sich mit einem seltsam panischen Grinsen und winkte wild bevor sich die Tür schloss.

Verrückt ...

In normalen Situation, da würde ich sie jetzt fragen was los sei, aber das hier war keine normale Situation und einen schönen Tag werde ich wahrscheinlich auch nicht haben.

In der Spiegelung des Fensters sah ich mich. Meine Augen glühten und sahen verächtlich zu der Menge hinauf, die immer noch in die Welt der Menschen eindrang. Sie würden dort aufräumen, damit wir dort Chaos verbreiten konnten.

Welch Ironie.

Allein unter Teufeln 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt