Wortlos

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Sannah's Sicht 

Immer noch starrte Astor mich fassungslos an. Seine dunkelblauen Haare mit den hellblauen Strähnen waren ganz zerzaust und auch die Tatsache, dass ihm jegliche Farbe im Gesicht fehlte bereitete mir große Sorge.

》Was ... Was zum Teufel machst du hier !?《 brüllte er nun außer sich vor Wut.

Vor Schreck und sogar ein wenig Angst fuhr ich zusammen und stolperte etwas zurück. Der Altar aus purem Mamor stieß mir bereits in den Rücken, als Astor weiter zu mir kam. Sein aufgebrachter Blick wurde verziert durch das Licht der brennenden Kerzen hinter mir.

》W - Was hast du denn!?《 schrie ich unsicher zurück. 》Solltest du dich nicht genau wie das Papasöhnchen freuen, dass ihr mich geschnappt habt!?《

Stöhnend fuhr er sich genervt durch sein dichtes Haar. 》Geschnappt !? Du doofe Nuss hast doch darum gebeten, hier her gebracht zu werden!《 Astor wirbelte herum und ließ sich auf einer der weißen Bänke fallen. Verzweifelt vergrub er sein Gesicht in seinen Händen und legte diese dann auf seine Knie. 》Er wird mich umbringen. 《 winselte er panisch.
》Du bist wahnsinnig. Was willst du hier ?《

Sollte ich ihm die Wahrheit sagen? Sollte ich ihm wirklich sagen, dass ich einzig und allein wegen Kalzifer hier war, weil diese Monster ihn entführt hatten? Aber er schien die Wahrheit zu sagen. Es schien wirklich so, als wollte er mich nicht hier haben.
Aber wieso?

》Das weisst du doch ganz genau.《 fauchte ich schließlich störrisch.
》Ihr habt doch Kalzifer entführt !《fügte ich hinzu und sprang die zwei Stufen zu ihm hinunter, ehe ich mich neben seine Sitzbank platzierte.
Ja gut, vielleicht war die Wahrheit nicht immer der beste Weg. Aber es kam mir nicht so vor als müsste ich vor Astor die Wahrheit verschweigen. 》Außerdem, wer wird dich bitte umbringen, nur weil ich hier bin.《

》Mein Bruder.《 jammerte er. 》Ich hab ihm versprochen niemanden weibliches mit hinein zu ziehen. Dass deine Freunde keine Gnade verdienen ist ja wohl klar.《er sah mich von unten bis oben an. Plötzlich schlich sich Hitze in seine Wangen und sie färbten sich leicht rosa. Das war ein seltsamer Kontrast zu seinen Haaren und Augen, aber eigentlich ganz süß. Ein bisschen wie Alec.
Wehmut stach in mein Herz. Ich hätte mich von ihnen verabschieden sollen.

》Was guckst du denn jetzt wie ein Cerberuswelpe?《 fragte ich, um auf andere Gedanken zu kommen und stemmte meine zitternden Hände in meine Hüften. 

》W-warum hast du eigentlich nur einen Pullover und Unterwäsche an Sannah? 《 fragte er und grinste mich schief an. Da war es wieder, das komische "Astorgrinsen". 

Beschämt biss ich mir auf meine Unterlippe und zog die Ärmel weiter über meine Hände. 》Das ... Das kam einfach so ... im Eifer des Gefechts.《 murmelte ich verlegen und zog den Saum des weichen Stoff weiter hinunter.

Daraufhin lachte Astor und musste sich sogar einige Tränen verkneifen. Er hatte ein so liebes Lachen, gar nicht so als wolle er jemanden verletzen. Vielleicht waren ja auch nicht alle böse im Himmel, nur die Meisten. Er räusperte sich grinsten und stand dann wieder auf. Astor war wirklich wahnsinnig groß, mindestens zwei Köpfe größer als ich. 》Naja, die Anderen müssten gerade alle beschäftigt sein ... also gehen wir jetzt schnell zum Wohnhaus und organisieren dir was zum anziehen.《 seufzte er und schob mich zum Ausgang.

Außerhalb der Kapelle war seltsam zeitloses Wetter. Der strahlend blaue Himmel trug einige watteweichen Wolken hinfort in die Ferne. Auch einzelne Engel flogen über unsere Köpfe hinweg während hier am Boden nahezu alles ruhig war. Am Steinweg, auf dem wir langsam entlang gingen, war kein kleiner Fleck Schmutz und am Rand wuchsen herrliche exotische Blumen. Die wenigen Grünflächen waren auch alle geschmückt von den verschiedensten Blumen und mehrere Obstbäume.
Na einer Weile wurden die Bäume und Blumen um uns herum dichter und ließen fast gar kein Licht mehr zu uns durch.
Während wir durch ein kleines Waldstück gingen sah ich mich weiter um. Die Bäume hier waren alle wie gemalt. Alle waren sie viel zu perfekt und die Früchte an den hohen Ästen waren alle viel zu strahlend. Das raschelnde Gras zu unseren Füßen war auch ungewöhnlich grün.

Allein unter Teufeln 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt