Ihre Zweifel

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Lex's Sicht

Ihre Erregung lag hörbar, spürbar und sogar sichtbar in der Luft, die das abgedunkelte und nur von verteilten Kerzen erleuchtete Zimmer erfüllte. Viele von ihnen stöhnten laut ihre Lust hinaus, die durch meine Berührungen entstand. Andere versuchten nahezu verzweifelt von mir berührt zu werden und strichen, kratzten und bissen sogar leicht in meine erhitzte und verschwitzte Haut. Einigen erging es sogar so, dass sie ihre Lust und Erregung nicht mehr bändigen konnten und wahllos ihre Energie in die Luft ausströmen ließen. 》Meister Luxaria, bitte berührt mich!《 seufzte eine Frau hinter mir, drückte ihre Brüste gegen meinen Rücken und schlang ihre gebräunten Arme um meine bebenden Schultern. Doch ich nahm ihre Stimme nur schwach wahr, denn vor mir saß außerdem noch ein junger Mann, der genau wie die anderen meine Aufmerksamkeit wollte. Sein längliches, zerzaustes Haar war feuerrot und spielte um seine muskulösen Schultern wie ein dünnes Seidentuch. Die Aggressivität, die in seinen ungestümen Bewegungen steckte, machte mir nur umso deutlicher, dass er aus Iyes Reich kommen musste. Seine warme, feuchte Zunge kämpfte an meinem erregten Glied um meine alleinige Aufmerksamkeit, die ich ihm durch ein lautes Stöhnen kurzzeitig gewährte.
Oh ja, ich liebte diese Art von Leben. Sie alle begehrten mich, ganz allein mich. Sie lechzten nach meinen Berührungen und der Magie, die von ihnen ausging. Mir war es nicht einmal mehr möglich zu sagen, wie viele Frauen und Männer sich in diesem Zimmer vergnügten. Wie viele Frauen sich um mich scharrten und wie viele Männer sich nach mir ausstreckten und Küsse auf jedem Zentimeter meiner Haut hinterließen. Für das Ganze hier musste ich sie nichtmal zwingen oder bitten, ich musste sie bloß einladen. Die ganzen Körperflüssigkeiten, der Schweiß, das Sperma und der Speichel, sie waren Beweise für die Lust, die uns erfüllte. Das war meine Art der Liebe, die ich den Menschen und Dämonen schenken konnte.

Hinter mir, am Kopfende des gigantischen Bettes, öffnete und schloss sich die Flügeltür des Zimmers und die Person die eintrat gab sich offensichtlich keine Mühe leise geschweigedenn unauffällig zu sein, während sie näher kam. Auf nackten Füßen kam die Person auf uns zu, schweigend und ansonsten absolut lautlos. Eine bedrückende Stille, die ich kannte und die ich hasste breitete sich immer weiter in der plötzlich extrem angespannten Atmosphäre aus und ich verdrehte genervt meine Augen. 》Smerlader, verschwinde sofort wieder aus meinem Schlafzimmer.《 knurrte ich ungehalten und schob bereits die ersten Frauen und Männer von mir weg, um aufstehen zu können.

》Damit du was tun kannst, dreckiger Hund? Vor deiner 'Vielleicht-Ach-Bitte-Bitte'-Verlobten den großen, unschuldigen Ritter raus hängen zu lassen und hier mit zweitklassigen Bauern eine Orgie veranstalten!?《 fauchte sie und funkelte die meisten Dämonen, die um mich herum verteilt waren wütend an. 》Du bist echt das Letzte. Heulst mir vor der Trauerfeier, die übrigens erst zwei Stunden her ist, einen vor, wie schlecht es dir wegen dieser ganzen Verlobungssache geht und kurz danach vögelst du mit dem halben Volk der Hölle gleichzeitig!? Wer hat dir denn in dein Gewissen gekotzt!?《 schrie sie und warf sich auf einen der Sessel, die gemeinsam mit einem Tisch, Gläsern und Wasserkrügen in der Ecke des Raumes standen. 》Und mich wolltest du damals nichtmal anpusten.《 fügte sie dann um einiges leiser hinzu. Seufzend rieb ich mir über meine Schläfen, rutschte über das versiffte Laken und bedeutete meinen Gästen mit einem Blick, das sie weiter machen sollten.

》Smerlader, wenn du eifersüchtig bist dann ...-《 ich konnte nicht weitersprechen. Zuvor flog mir nämlich einer der Krüge entgegen und verfehlte mich nur erstaunlich knapp. Smerlader war wirklich anstrengend wenn sie etwas störte.

》Ich bin nicht eifersüchtig, Lex.《 Entgnete sie in einem angespannten, leisen Ton. 》Mir geht dein Verhalten nur tierisch auf die Nerven. Selbst als Teufel der Wollust sollte dir klar sein, dass Sannah die moralischen Werte der Menschen in sich trägt.《 mit diesen Worten stand sie wieder auf und kam mir entgegen. Ihre vergleichsweise kleinen Hände legten sich um mein Gesicht und sie zwang mich ihr in die Augen zu sehen. Selbst meine Nacktheit schien sie keineswegs zu stören, denn sie beachtete sie überhaupt nicht. 》Damals, falls du dich noch daran erinnerst, sagtest du mir, dass dein Herz bereits einer Frau gehöre.《 Sofort wollte ich ihr ins Wort fallen, um ihr meine Meinung dazu zu sagen, obwohl ich das bereits ziemlich oft getan hatte. Jedoch konnte ich es nicht, weil Smerlader mir sofort ihre Handfläche auf die Lippen presste. 》Bei Dämonen, mit dämonischen Werten ist es vielleicht so, dass der Körper und die Gefühle nichts miteinander zu tun haben, aber die menschlichen Werte und vorallem das menschliche Herz sieht es anders. Sannah trägt das Blut, die Stärke und die Seele einer sehr starken Blutslinie in sich, aber immernoch die Emotionen eines Menschen. Denk mal darüber nach.《 genau wie sie gekommen war verschwand Smerlader auch wieder. Auf nackten Füßen, mit wehenden Haar und den tödlichen Blicken einer Tigerin.

Warum musste sie mir eigentlich immer ein schlechtes Gewissen verpassen, obwohl sie doch wusste, dass sie recht hatte?

Die Sicht eines Dieners

Tief unter der Erde, sogar tiefer als der Keller des Teufels Superbia oder die Höhle des Dämons Arach, dort befanden wir uns als die Geduld unseres Meisters, Meister Ira, immer knapper wurde und wir ihn dazu zwingen mussten hier zu bleiben. Sogar Ketten aus Stahl mussten wir ihm um den Hals, die Arme und die Beine legen, um seinen brennend heißen Zorn zu bändigen. 》Meister, Ihr müsst zum Schutz des Volkes und Eurer eigenen Sicherheit hier bleiben!《 rief ich aus sicherer Entfernung zu ihm hinüber und musste dabei genau die Veränderung an seinem Körper und in seinen Augen beobachten. Während aus seinem Kopf allmählich große, dunkelrote Hörner wuchsen schwanken seine Augen zwischen denen eines Dämonen und denen eines Menschen hin und her. Es war nicht schwer zu erkennen, dass unser Meister sich alle Mühe gab sich unter Kontrolle zu halten, um niemanden zu verletzen.

》Haltet bitte einfach nur Sannah und meine Brüder von diesem Ort fern!《 ächzte er und krallte sich mit seinen Fingern bereits so tief in seine Arme hinein, dass das Blut in Strömen an seinem Körper hinunter floss.

》Meister, bitte verzeiht mir meine Neugier, aber was würdet Ihr tun falls die Kronprinzessin nicht Euch zum Gemahl wählt?《 fragte ich, doch versteckte mich nur einen Augenblick danach sofort hinter einer robusten Säule, weil eine Energiewelle aus purem Zorn und Hass durch den Raum floss.

Für mich, einem unwürdigen Diener, sollte das als Antwort mehr als genügen, jedoch war mein Meister wie schon so oft mir gegen über gnädig und schenkte mir dennoch eine Antwort. 》Ich würde eine Weile hier unten verbringen, Zykos.《 seine Stimme klang schon nicht mehr wie die, die ich kannte. Sie war um einiges dunkler, dämonischer und lauter. Allein schon das Echo bereitet mir Angst.

》Auch dann werden wir Euch dienen, Meister Ira!《 antwortete ich laut und sprang hinter der Säule wieder vor.

Ich wünschte mir, ich hätte es nicht getan. Außerdem wünschte ich mir, dass ich zu diesem Zeitpunkt nicht allein mit ihm gewesen wäre. Viele Jahrhunderte lebte ich bereits als Dämon in der Hölle, im Land des Zorns, aber etwas so schreckliches hatte ich noch nie gesehen. Mein Meister sah so aus als würde er all den Hass auf der Welt, jedes Verbrechen und all den Zorn in sich als einzige Person kanalisieren und zu einem wahr gewordenen Albtraum eines jeden geworden sein. So schlimm, dass selbst Worte es nicht mehr beschreiben konnten. Vielleicht hätte man sogar eine neue Sprache dafür erfinden sollen, in der es keinen Funken Schönheit gab.

Sah so vielleicht die Verzweiflung aus, die Liebe in einem Teufel anrichten konnte?

Allein unter Teufeln 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt