Familien Angelegenheit

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Sannahs Sicht

Selbst während meine Mutter mit den Jungs besprach, wie viele Opfer es gab, wer wen ausgeschaltet hatte und vorallem wie, spürte ich förmlich wie meine Haut von den scharfen Blicken Lyseras aufgerissen wurde und das Blut an mir hinunter floss. Natürlich geschah dies nicht wirklich, aber sie wollte es am liebsten, sie wollte mich dafür büßen lassen, dass ich Kalzifer nicht retten konnte. Allerdings stand ich außerdem noch unter den Blicken meiner Mutter, Raziels und auch die der Jungs. Sie alle würden mich aufhalten Lysera zu attackieren und sie alle würden Lysera aufhalten, wenn sie mich angreifen würde. 》... -annah?《 nur im Hintergrund vernahm ich leise, beinahe unhörbar, die Stimme meiner Mutter, die immer wieder meinen Namen aussprach.

》Hm, was?《 fragte ich verwirrt und aus meiner Starre hinaus gerissen. Damit ich mich wieder auf die Unterhaltung konzentrieren konnte, musste ich sogar erst einige Male blinzeln und mich völlig von Lysera abwenden. 》Tut mir leid, ich war in meine Gedanken vertieft.《 gab ich ehrlich zu und atmete tief durch, um das Glühen in meinen Augen und diese unwillkürliche Mordlust in meinem Blut zu unterdrücken. Was wusste sie denn schon? Was konnte sie mir von den Kämpfen in der Welt der Menschen erzählen? Hat sie das Blut gerochen, die Leichen gesehen, gegen die Fälschungen gekämpft oder Kalzifer in Flammen gesehen? Nein, das hat sie nicht. Sie war hier. Sie saß wahrscheinlich in ihrem Garten und spielte wie üblich im Wasser.

》Das hat man gemerkt.《 sagte Aden und sah misstrauisch zwischen mir und seiner Mutter hin und her. So wie ich ihn kannte hatte er bereits das aggressive Knistern zwischen uns mitbekommen und war dazu bereit jederzeit einen Kampf zu verhindern.

》Jedenfalls haben wir gerade über eine Trauerfeier für Kalzifer gesprochen.《 setzte Isell jedoch schnell wieder ein und verschränkte seine Arme vor der Brust. 》Das Volk hat ihn verehrt. Außerdem wäre es nicht unwahrscheinlich, das er der Stärkste von uns war. Demnach wäre es nur logisch seiner zu gedenken.《 erklärte er und trank daraufhin einen Schluck seines inzwischen nur noch warmen Tees.

》Und wie wollen wir ihn bestatten ohne seine Gebeine oder generell irgendwas von ihm?《 fragte ich harsch und zog eine meiner Brauen in die Höhe. Zu meiner Überraschung nickte dabei sogar Lysera zustimmend und warf meiner Mutter einen fragenden Blick zu.

Bevor jedoch jemand etwas sagen konnte knarrte hinter uns leise die Eingangstür und Gade schlich stumm hinein. Zur Hölle, diskutierten wir etwa schon so lange? 》Verzeiht meine Verspätung.《 entschuldigte er sich während er auf seinen Platz zuging. Als er auch an mir kurz vorbei rauschte flog immernoch dieser faulige Gestank zu mir hinüber, bei dem mir sofort wieder die Galle in den Hals schoss. 》Ich bin bedauerlicherweise gerade erst zu mir gekommen.《

》Keine Sorge, Gula. Sicher haben wir alle Verständnis für deine Verspätung und sind dir gleichermaßen sehr dankbar für deine mutigen Handlungen während der Kämpfe.《 Entgnete meine Mutter mit ihrer üblichen 'königlichen'-Stimme. Danach schnippte sie mit ihren Fingern in Richtung der Schatten und wartete bloß für einen Moment. Kurz darauf eilte auch schon eine schlanke, leicht bekleidete Dienerin mit langen, grauen Haar hinein, die auf ihren Händen ein sehr großzügig beladenes Tablett trug. Dampfendes Fleisch, Fisch, Suppe und auch einiges an Früchten und Gemüse verdrängte mühsam den ätzenden Geruch der Verwesung, der von Gade ausgestrahlt wurde.

Mit einem Lächeln auf meinen Lippen beobachtete ich Gade dabei wie er sabbernd das Essen anstarrte und bloß noch darauf wartete endlich etwas essen zu dürfen. 》Wo waren wir also?《 zischte Lysera und verdrehte offensichtlich genervt ihre grünen Augen.

》Also ich habe gerade daran Gedacht dir deine Zunge hinaus zu schneiden.《 fauchte ich ohne wirklich darüber nachzudenken und bereute es direkt wieder. Warum war ich denn plötzlich so furchtbar gereizt, wenn sie sprach?

Allein unter Teufeln 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt