Unruhe

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Sannahs Sicht

Schnaubend und fluchend stürmte ich den langen Gang hinunter bishin zu meinem Zimmer, in dem mich wie zuvor versprochen Alec bereits liegend erwartete. Auch wenn ich mit Schwung eintrat und am liebsten nur noch schreien wollte, stoppte ich als ich sah wie ruhig und friedlich Alec in meinem Bett lag und auf der Seite schlief. Es war so selten sein gesamtes Gesicht zu sehen, doch weil seine Haare sacht zur Seite fielen lag es frei und ich konnte alles ganz genau sehen. Seine markanten Wangenknochen, seine dichten, dunklen Wimpern und diese blasse, reine Haut, jedoch fehlten auch heute nicht die dunklen Schatten unter seinen Augen. 》Du starrst.《 gähnte er, ohne seine geschlossenen Lider zu öffnen. War ich vielleicht doch zu laut gewesen? Nein, denn eigentlich hatte ich keinen Mucks von mir gegeben nachdem ich eingetreten war. Doch ich musste lächeln und schloss möglichst leise hinter mir die Tür des Zimmers. 》Ich dachte du würdest schon schlafen ...《 gab ich schmunzelnd zu und setzte mich vorsichtig  an die Bettkante neben ihn hin. Mit sanften Bewegungen und so als müsste ich mich selbst dadurch beruhigen streichelte ich ihm langsam über sein weiches Haar und konnte mir schließlich ein Seufzen nicht mehr verkneifen.

》Was bedrückt dich, Sannah? Wenn du willst kannst du es mir sagen, mein Schweigen hast du jedenfalls.《 sagte er und ergriff meine noch freie Hand, hauchte einen Kuss auf meine Fingerspitzen. Schlagartig fielen meine Mundwinkel nach unten und ich drehte mein Gesicht weg von ihm. 》Was hat Zeira dir gesagt?《 fragte er nun mit einwenig wacherer Stimme und setzte sich auch auf.

》Ach, es geht weniger darum was meine Mutter mir gesagt hat, als darum, was deine Mutter dazu gesagt.《 seufzte ich frustrierte und ließ mich kopfschüttelnd nach hinten auf seinen Schoß fallen.

Sein wie immer kühler Daumen fuhr stetig über meinen Handrücken, doch der Druck hatte sich deutlich verstärkt. 》Was hat Lysera denn gesagt?《 murrte er träge und legte neugierig seinen Kopf schief. Vergebens versuchte ich seinem festen Blick irgendwie auszuweichen, doch auch als ich mein Gesicht von ihm abwandte drehte er es wieder zu sich. 》Sag es mir.《 forderte er streng mit seinen Fingern fest an meinem Kinn.

》Sie will an meiner Stelle den Thron übernehmen und mit mir um ihn kämpfen.《 erklärte ich schnell ohne Alec in seine nachtblauen Augen zu schauen. Nicht weil ich es nicht wollte, sondern nur weil ich es nicht konnte. Nach meinen Worten hatte sich sein Gesicht versteinert und sein sonst so ruhiger, sanfter Blick war hart und finster.

》Wie bitte?《 fragte er und setzte sich nun vollständig auf. Jegliche Ruhe und Trägheit war von ihm gewichen und hatte sich in Wut und Hektik gewandelt.

》Sie wird mit mir um den Thron kämpfen.《 wiederholte ich nun deutlicher und versuchte seinem Blick standzuhalten. Selten hatte ich ihn so wütend gesehen, aber ich sollte ihn auch nicht mehr lange so sehen. Denn er sprang vom Bett auf, wirbelte noch einmal zu mir herum, drückte mir schnell einen Kuss auf den Scheitel und rannte dann Fluchtartig aus meinem Zimmer hinaus. Ja, er war offensichtlich wütend. Sehr, sehr wütend.

Ich hatte so viele lärmende Gedanken in meinem Kopf, die mich um Aufmerksamkeit anschrien aber so langsam verursachten sie stechende Kopfschmerzen und zerrende Müdigkeit. So zerrend, dass ich schnell in einen unruhigen Schlaf fiel und mich noch im Traum wild umher wälzte, um die grausigen Albträume von mir abzuwischen. Ich sah wie Lysera von Blut überströmt vor mir lag und verzweifelt um ihr Leben rang, wie sie selbst die Jungs kaltblütig ermordete und auch wie sie mein Leben kurzzeitig beendete. Mein Atem war schnell und flach und Angstschweiß floss in reißenden Flüssen an mir hinab. Dass ich träumte, wusste ich, aber alles, jedes Detail, fühlte sich so schrecklich real an. Ein Traum folgte dem nächsten und einen erholsamen Schlaf konnte ich natürlich vollkommen vergessen.

Allein unter Teufeln 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt