Die Stimme

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Astors Sicht

Er brachte mich unheimlich auf die Palme. Warum durfte ein Teufel wie er denn alles haben, was ich nicht haben konnte? Warum wurde er geschätzt und geliebt und ich nicht!?
Ich verkniff mir meine jämmerlichen Tränen, ich würde nie wieder weinen und vorallem nicht vor jemandem wie ihm! Frustriert biss ich mir auf meine Zunge, während ich immer wieder aufs Neue auf ihn zustürzte. Eigentlich hatte ich gar keinen Grund diesen Mann zu töten, jedoch konnte ich nicht anders. Der Neid, der Frust und auch das Leid kam wie eine Flutwelle in mir auf und brachte mein Blut in Wallungen.

》Ist das alles was du kannst, Kopie?《 der eiskalte Blick meines Gegenübers durchbohrte mich wie ein tödlicher Pfeil. Niemals hätte ich gedacht, dass ein Blick dermaßen kalt sein konnte.

》Verarsch mich nicht you dumbass!《 knirschte ich zwischen meinen Zähnen hindurch und verstärkte meinen Griff um seinen eigentlich sehr schmalen Hals. Auch wenn ich meine gesamte Kraft einsetzte es nützte rein gar nichts, er war einfach zu stark für mich. Dennoch würde ich nicht aufgeben, ich würde ihnen zumindest Zeit verschaffen! Also trat ich zu, möglichst stark, damit er bemerkte wie ernst es mir war. Doch dieser nachtblaue Blick, der meinem nicht im geringsten ähnelte, regte sich überhaupt nicht. Das Einzige was hindurch schimmerte war etwas, das ich leider nur zu gut kannte - Mitleid.
》Argh !!!《 brüllte ich vor Wut und setzte all meine magische Energie frei. Sie loderte um uns herum, peitschte wild umher und hinterließ tiefe Furchen in dem ebenmäßigen Holzboden.

》Astitutia, du lässt dein Umfeld völlig ausser Acht.《 Acedia verdrehte unbeeindruckt seine Augen und gähnte Herzhaft bevor mir klar wurde was er da eben gesagt hatte.
Perplex begriff ich erst gar nichts, als ich dieses dunkelblaue Leuchten auf dem Boden entdeckte. Es waren leuchtende Linien, die zu unseren Füßen ein helles Muster formten. An den fünf Ecken dieser Linien waren tiefe Furchen in den Boden geschlagen worden, die heller strahlten als die Linien selbst.
》In deiner Wut hast du es nicht erkennen können ... Dieses Zeichen, das uns alle verbinden sollte.《 fing Acedia müde an und löste sich wie Wasser in meinen Händen einfach auf. Während ich nun in der Mitte dieses Pentagramms alleine stand, befand er sich inzwischen wieder in voller Gestalt außerhalb des Kreises. 》Du solltest lieber jetzt aufgeben.《 fügte er hinzu, als er seine rechte Hand nach vorne streckte und dort eine glänzende Violine erscheinen ließ.

》I won't give up!《 wollte ich laut und stark rufen, aber es kam schließlich nur ein komisches Keuchen aus meinem Mund.
Meine Stimme gehorchte mir plötzlich nicht mehr und auch mein Körper wollte sich nicht mehr bewegen. Immernoch befand ich mich in derselben Position wie zuvor, als ich diesen Teufel der Hölle erwürgen wollte. 》Was willst du jetzt tun? Would you sing me a Schlaflied now?《 ich grinste, weil ich diesen Anblick tatsächlich sehr lustig fand. Wie er einfach seine Augen schloss und seine dumme Violine auf seiner Schulter platzierte. Weniger lustig fand ich es dann, als ich sah wie seine Haare langsam nach oben flogen und seine Augen sich wieder mit einem gefährlichen Glühen und einem mörderischen Blick öffneten.
Ein eiskalter Schauer purer Angst rannte meinen Rücken entlang und das Blut in meinen Adern gefror schlagartig.

Kaum hatte er die ersten Töne gespielt bekam ich schreckliche Kopfschmerzen und auch der Boden begann zu beben. Das Licht des Sterns unter unseren Füßen wurde immer dunkler und schien schon beinahe alles Licht aus diesem Raum zu entziehen. Mit jedem Ton, den er spielte wackelte die Erde immer mehr und stärker und langsam, ganz langsam, formte dieses Licht verschiedene Sachen. Steine, Pflanzen, selbst Sterne und ein Mond entstand über unseren Köpfen.

》Was tust du da!?《 rief ich wütend und panisch zugleich. Ich hasste diese schreckliche Ungewissheit und diesen viel zu ruhigen Blick, den er seiner Violine während des Spiels widmete.

Nun schoss direkt vor meiner Nase ein Turm aus vielen großen Steinen aus dem Boden. Die Menschen dieser Zeit würden ihn wahrscheinlich als 'Rapunzel-Turm' bezeichnen, ich jedoch verband mit diesem Turm und das anliegende Gebäude nicht mit einem solchen Märchen.
In meiner aufkommenden Panik wirbelte ich zu Acedia herum, endlich konnte ich mich wieder bewegen! Neben ihm stand nun ein großgebauter, muskulöser Mann, der ebenso nachtblaue Augen hatte wie er selbst. Weil er kein Oberteil trug, sondern nur eine braune Wildlederhose, konnte man einige Kriegbemalungen und Wunden an seinem Oberkörper erkennen. Außerdem trug er Federn in seinen langen Haaren, die an der Seite geflochten waren. Ich hätte mich fragen können, wer das wohl sein könnte, aber ich wusste es bereits. Tief in meinem Inneren konnte ich gar nicht falsch und wusste, dass er der erste Teufel der Trägheit war, Belphegor.
Doch ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, denn mir wurde schwindelig und schlecht zugleich. Die Magie die von seiner Violine ausging, riss mir den Boden unter meinen Füßen weg.

~~~ Im Jahr 1888 ~~~

Die Nacht war mild, sogar noch recht warm für diesen Spätsommer. Über mir strahlten viele Sterne mit dem Mond am wolkenlosen Nachthimmel um die Wette, nicht weit von mir entfernt hörte man einige Straßenmusikanten ein fröhliches Volkslied trällern und selbst Kinder waren noch fröhlich draußen unterwegs.

》And then I'll cut their skin, the red gold will run through my warm hands ... ~《 heiter murmelte ich den Text des Liedes vor mir hin, während ich durch eine stickende Gasse spazierte. 》All of them will die, when I sing my song ... ~《 während ich den Rest der Melodie heiter vor mich her summte balancierte ich einen alten, verrosteten Dolch in meinen Fingern. In meiner anderen Hand hingegen hielt ich einen Stoffbeutel, in dem mit jedem meiner Schritte einige Geldstücke klimperten. Es war bei weitem kein ehrbarer Beruf ein einfacherer, obdachloser Dieb zu sein, jedoch gefiel mir dieser Job recht gut und ich liebte es die Angst in den Augen meiner Ziele zu sehen.

Vor mir baute sich nun langsam ein großes Anwesen auf. Hinter jedem der vielen Fenster brannte Licht und vor dem Gebäude war ein riesiger französischer Garten mit vielen Blumen, einigen hohen und auch tiefen Hecken und der Kiesweg war ordentlich zurecht gemacht. Jedoch versperrte mir ein großes, gebogenes Eisentor meinen Weg. Ohne weiter nachzudenken schwang ich mich routiniert mit einem beherzten Sprung über das Tor und landete auf der anderen Seite beinahe geräuschlos wieder auf meinen Füßen. 》And then I'll cut their skin, the red gold will run through my warm hands ... ~《 sang ich erneut und verstaute im Gehen den Geldbeutel an meinem Hosenbund. In mir freute ich mich bereits stumm auf meinen nächsten Beutezug. Mein heutiges Abendessen würde wahres Festmahl werden, da war ich mir absolut sicher. Das Grundstück, auf dem ich mich soeben eingeschlichen hatte, gehörte der reichsten Familie in ganz London, natürlich neben der Königsfamilie.

Als ich mich neben eine dichte Hecke hockte, um mich zu verstecken, war ich eigentlich bereits dabei zu überlegen, wo ich in dieses Gebäude hineingelangen konnte, da hörte ich sie auch schon. Eine zarte, seidenfeine Stimme erklang durch die finstere Nacht hindurch. Zuerst begriff ich gar nicht wer dort sang und war auch sehr irritiert deswegen, doch dann fiel mein Blick auf einen Balkon, der mit vielen Rosen geschmückt war.
Wie gefesselt starrte ich dort hinauf und lauschte einzig und allein dieser Stimme. Ausser ihr hörte ich überhaupt nichts mehr, nur ihre Stimme und über mir die Sterne, die heller strahlten als bei zuvor.

~

Ahoi Freunde ...
Sorry dass ich momentan nicht regelmäßig updaten kann >o< aber ich habe momentan sooo wenig Zeit wegen Schule und so '-' Aber AuT werde ich nicht nochmal pausieren!
Im nächsten Kapitel geht es weiter, weil es sonst viel zuuuu lang geworden wäre Q.Q vergebt mir !
Trotzdem hoffe ich sehr, dass es euch gefallen hat!

MFG LY Me

Allein unter Teufeln 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt