Ich habe deine Tochter

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Raziels Sicht

Ihre selbstsicheren Schritte folgten dem Pfad in etwas für sie unbekanntes. Während ihr fester Blick ihr Ziel starr fixierte wehte ihr langes, welliges Haar hinter ihr in dem eiskalten Wind. Die Umgebung schwächte sie enorm und entzog ihr ihre natürlich Kraft wie ein gieriger Parasit. 》Zeira ... Du schaffst das nicht!《 versuchte ich sie von ihrem Vorhaben abzubringen, während ich Mühe hatte hinter ihr her zu kommen. Ich konnte es praktisch sehen wie ihre Schritte kleiner und ihr Blick matter wurde.

》Schweig.《 zischte sie über ihre Schulter, ohne mir auch nur einen kleinen Blick ihrerseits zu schenken. Weiterhin starrte sie stur nach geradeaus zu dem großen, weißen Gebäude, das sich langsam vor uns aufbaute.

Über uns zogen dicke, weiße Wolken hinweg, während unter uns in der Menschenwelt blutige Kämpfe tobten. Kaum hatten die Kämpfe begonnen hatte sie mich dazu gezwungen sie durch das Himmelstor hierher zu fliegen, nur um ihren wertlosen achten Gefährten zu sehen. Dabei hatte sie sogar komplett die Tatsache ignoriert, dass sie mit Belphegor und den anderen um die Hölle herum eine Barriere errichten sollte. 》Er wird dir nicht zuhören, Zeira! Denk doch bitte an deine Gesundheit und an deine Tochter.《 Am liebsten wäre ich vor ihr auf die Knie gefallen und hätte sie unter Tränen angefleht mir zuzuhören, auch wenn das wahrscheinlich nutzlos gewesen wäre. Dies war der einzige Ort an dem ich nicht für ihre Sicherheit garantieren konnte und dieser Teufel war der Einzige, der ihr schaden konnte.

》Und wie er mir zuhören wird!《 widersprach sie mir lautstark und blieb gleichzeitig wie am Boden gefesselt stehen. Mit ihren großen, zweifarbigen Augen musterte sie meine und lächelte schließlich, bevor sie die wenigen Schritte zurück zu mir ging und ihre zarten Hände um mein Gesicht legte. 》Raziel ...《 fing sie mit sanfter Stimme an und streichelte mir dabei mit ihren Daumen über meine Wangen. 》Ich liebe dich, bin aber glücklicherweise schon alt genug, um eigenständig zu entscheiden wem ich wann den Arsch versohle.《 sie schmunzelte süß und wirbelte dann direkt wieder herum, um ihren Weg fortzusetzen.

Ich verkniff mir eine Antwort, stattdessen sah ich ihr dumm grinsend nach. Deshalb hasste ich es oftmals in ihrer Nähe zu sein. Immer wieder sorgte sie dafür, dass sich mein Magen einmal um sich selbst drehte und mir beinahe Schmetterlinge aus dem Mund geflogen kamen. In Zeiras Nähe fühlte ich mich wie ein kleiner Junge, der zum ersten Mal Schokoladeneis essen durfte.

Erst nachdem Zeira einige Meter gegangen war realisierte ich, dass ich immernoch grinsend an Ort und Stelle stand. Eilig folgte ich Zeira und hielt ihr - als ich neben ihr angekommen war - meinen rechten Arm hin, bei dem sie sich sofort einhakte.

Schon bald darauf baute sich vor unseren Augen ein riesiges Kirchengebäude auf, dass eine unheilbringende Aura ausstrahlte. Für Unwissende sah dieses Gebäude wahrscheinlich sehr unwirklich aus, so als würde es ständig seine Gestalt wandeln. Ich jedoch kannte die wahre Form dieses abstrusen Hauses und wusste, dass es alt, verlottert und von einem bösartigen Teufel bewohnt wurde.

Zeira schien dasselbe zu denken, denn auch sie rümpfte bei diesem Anblick ihre Nase und fuhr mit ihrem Blick die bröckelnden Steine der Fassade entlang. 》Ehhhh ...《 sie stöhnte angewidert während sie sich mit ihren Fingern durch die weiße Hälfte ihrer Haare fuhr und sie damit komplett zerzauste.

》Wir können gerne wieder gehen wenn du nic...!《 fing ich ruhig an, doch wurde schon im nächsten Moment beinahe von ihrem glühenden Blick zerfleischt. Ihre Augen loderten praktisch und signalisierten mir deutlich in welcher Position ich mich befand. Zeira liebte mich, dass wusste ich und war ihr dafür unendlich dankbar, dennoch war sie die Herrscherin der Hölle und voll mir gefährlichem, dämonischen Blut. Trotz ihrer zierlichen Gestalt, die jeden täuschen könnte, hatte sie in Wahrheit Seiten an sich, die selbst mir einen Schauer über den Rücken jagten.

Allein unter Teufeln 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt