Zeiras Sicht
Tick. Tack. Tick. Tack.
Qualvoll langsam und nahezu provozierend schlug der Sekundenzeiger seine Zeit und weckte in mir immer weiter das Bedürfnis das weiße Ziffernblatt mit meiner bloßen Faust zu konfrontieren.
Tick. Tack. Tick. Tack.
Bestimmt schon vier Stunden saß ich in meinem abgedunkelten Thronsaal und starrte gegen die riesige Uhr, die mir gegenüber an der Wand über der Tür hing.
Tick. Tack. Tick. Tack.
Gereizt trommelte ich mit meinen länglichen, gepfeilten Fingernägeln auf den gepolsterten Armlehnen herum, wollte sie am liebsten in den Stoff rein drücken und die Zeit schneller vergehen lassen.
》Zeira ich bitte dich.《 seufzte Satan leise hinter mir und durchbohrte mich mit seinen blutroten Blicken. Meine Gereiztheit floss wie Gift zu ihm hinüber und steckte ihn an. 》Deine Tochter ist alt genug um selbst entscheiden zu können und zu einer endgültigen Entscheidung kannst du sie auch nicht zwingen, sie ist anders aufgewachsen als wir.《 seine raue Stimme legte sich wie eine Löschdecke über meine glühende Wut und Ungeduld.》Ich weiss ...《 schnaubte ich und strich mir quer über den Scheitel. 》Aber sie wird Königin und wird dieses Land ... Nein, diese Welt hier regieren. Das schafft sie nunmal nicht allein und diese Beziehungsdramen, die durch eure Söhne entstehen kann sie in ihrem zarten Alter nicht auch noch gebrauchen.《 Mit viel zu viel Schwung stand ich auf und wirbelte zu dem ursprünglichen Teufel der Wut herum. Im Gegensatz zu sonst sah er viel älter aus, fast wie ein alter Mann. Sein Sohn, der nach und nach seine Magie absorbiert, raubt ihm anscheinend doch zu schnell die Lebenskraft. Mit dieser Erkenntnis im Hinterkopf seufzte ich lange und fuhr mit meinen Fingerspitzen sanft über seine erhitzte Wange. 》Ich habe sie nicht aufwachsen sehen, deshalb muss ich wenigstens dafür sorgen, dass ihre Zukunft abgesichert ist. Das Volk dieser Welt wird nicht zimperlich mit ihr umgehen.《 murmelte ich leise und spielte mit einer seiner Strähnen im Nacken.
Satan setzte bereits zu einer Antwort an, doch im selben Moment wurde lautstark die Tür der Halle aufgestoßen und eine meiner Dienerinnen kam auf nackten Füßen über den Teppich hinein geeilt. Ihre Wangen waren knallrot und Schweißperlen rollten ihr über die blasse Stirn. Der Teufel sah sie erzürnt über ihre Unhöflichkeit gereizt an und ballte seine großen Hände bereits zu Fäusten, als ich einen Umschlag in ihren Finger entdeckte und meine Hand beschwichtigend auf seine Brust legte. 》Königin Zeira, entschuldigt meine Störung, aber die Leibwächterin Eurer Tochter war gerade hier und sagte, dass dieser Umschlag die Entscheidung von Prinzessin Sannah beinhaltet.《 keuchte sie auf Knien vor den Stufen und sah mich mit ihren großen, türkisen Augen erwartungsvoll an.
Die Dienerin hatte ihren Satz noch nichtmal zu ende gesprochen, da war ich schon die wenigen Stufen hinunter gesprungen und hatte ihr das weiße Papier aus den Finger gerissen. 》Gut, du darfst gehen.《 hörte ich im Hintergrund Satan, während ich wie ein gieriges Tier den Umschlag aufriss und mit zitternden Fingern den Zettel hinaus fischte. Mein Herz schlug wie wild, ich befürchtete es würde gleich stehen bleiben als ich die Worte las, die mit schwarzer Tinte auf dem Papier standen.
Mutter,
Es ist nicht lange her, als du mir gesagt hast ich solle mich für eine der Todsünde endgültig entscheiden und diese auch heiraten und ich bin mir sicher, dass du bereits wahnsinnig ungeduldig auf eine Nachricht von mir gewartet hast.
Deshalb möchte ich dir hiermit mitteilen, dass ich mich tatsächlich entscheiden konnte. Sie fiel mir schwer, allerdings ist sie die einzige Entscheidung, bei der ich keinen Herzschmerz fühle.Aus diesem Grund möchte ich dich als meine Mutter weiterhin um Geduld bitten und lade dich zu meiner Krönung mit anschließender Bekanntgabe einladen. Insgesamt habe ich entschieden das gesamte Volk einzuladen.
Bis dahin bitte ich dich deine Spione aus meinem Umfeld zurück zu ziehen und dich auf die Feierlichkeiten vorzubereiten.
Mit freundlichen Grüßen
Deine Tochter.
》Du siehst nicht begeistert aus.《 ertönte Raziels Stimme von der Decke, wo er sich auf einer der Steinsäulen still und heimlich versteckt zu haben schien.
Hinter mir jedoch hörte ich nur ein Stöhnen der Lust und roter Nebel schlang sich um meine Füße. 》Zeira, beruhige dich. Mein Herz platzt aus aus allen Fugen.《 Satan atmete schwer und stützte sich mit leuchtenden Augen gegen die Lehne meines Throns.
Ich hingegen zerknüllte den Brief, wollte ihn am liebsten in Fetzen reißen und laut aufschreien. 》Dieses Balg.《 schnaubte ich und schnippte im selben Moment mit meinen Fingern. Sofort tauchte einer meiner Diener auf, es war ein anderer als zuvor, und wartete ruhig meine nächsten Worte ab. 》Bereitet mein Kleid vor!《 befahl ich streng und sah ihn finster in den Augen. 》... Und ruft die Spione zurück...《 fügte ich einwenig leiser hinzu.
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Allein unter Teufeln 3
FantasyAllein unter Teufeln 3 ~Die falschen Sünden~ Viele Jahre sind vergangen seitdem Sannah in die Hölle gekommen ist, jedoch hat Zeit für sie sowieso keine große Bedeutung mehr. Als Kronprinzessin der Unterwelt hat sie es aber trotzdem nicht besonders...